"Woher kommst du wirklich?"
Wie oft hast du die Frage "Woher kommst du wirklich?" schon gehört oder selbst gestellt? Die Frage wird oft leichtfertig gestellt, als wäre sie ein einfacher Eisbrecher. In einer Gesellschaft, in der selbst unter besten Freunden nicht nach dem Gehalt gefragt wird, scheint es erstaunlich, dass die Frage nach der "Herkunft" als so banal angesehen wird.
Sie ist weit mehr als eine neugierige oder beiläufige Frage. Sie öffnet eine Tür zu einem Labyrinth aus emotionalen Erfahrungen, impliziten Annahmen und tief verankerten Stereotypen. Dahinter können sich komplexe und intime Lebensgeschichten verbergen, die ebenso Traumas, Schmerzen, Ängste und Sorgen enthalten können.
Im Podcast "Woher kommst du wirklich" werden genau die Menschen zu Wort kommen, denen diese Frage regelmäßig gestellt wird – sei es wegen ihres Aussehens oder ihres "anders" klingenden Namens.
Doch entgegen dem, was der Titel vermuten lässt, geht es in diesem Podcast nicht um die Herkunft meiner Gäste.
Stattdessen sprechen wir über das, was wirklich zählt: die einzigartigen, komplexen und emotionalen Geschichten der Menschen.
Ich folge in meinem Podcast keinem Skript, und es gibt keine vordefinierten Fragen. Mein Gast und ich öffnen unsere Herzen und Emotionen und gehen auf eine Entdeckungsreise durch unsere Vergangenheit und Erfahrungen.
"Woher kommst du wirklich?"
Episode 28: Identität und Nationalismus – Wie aus Nachbarn und Freunden Feinde wurden // mit Meri Eramut
„Wer bist du als Mensch? Können unsere Herzen korrespondieren?“ – Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Meri Eremut, die in dieser Episode von ihrem Weg zwischen Kulturen und Krisen erzählt. Geboren in Deutschland, aber als „Kofferkind“ bis zum Vorschulalter bei ihrer Tante in Kroatien aufgewachsen, kennt Meri das Gefühl, nirgendwo ganz dazuzugehören. In unserem Gespräch wird deutlich, wie ihre Identität durch äußere Zuweisungen und eigene Erfahrungen im Spannungsfeld zwischen zwei Ländern geformt wurde.
Meri beschreibt, wie sie in ihrer Jugend Teil einer jugoslawischen Community war, in der Kroaten, Serben, Slowenen und Bosnier friedlich zusammenlebten. Nationalität spielte lange Zeit keine Rolle – bis der Nationalismus in den 90er-Jahren den Krieg brachte und die Community zerbrach. „Früher war es egal, wer Serbe oder Kroate war, wir waren einfach Freunde“, erzählt Meri. Doch mit dem Krieg kamen Feindseligkeiten, Freundschaften zerbrachen, und aus der vermeintlichen Einheit entstand tiefe Spaltung. Besonders bewegend ist, wie Meri schildert, dass ihre Familie direkt vom Krieg betroffen war, mit dem Verlust zweier naher Verwandter.
Statt in Hass und Ressentiments zu versinken, entschied sich Meri für den Weg des Dialogs und der Versöhnung. Sie kehrte nach dem Krieg in die Krisengebiete zurück, um beim Wiederaufbau zu helfen, und suchte den Austausch mit Menschen auf allen Seiten. „Der Krieg hat niemandem etwas gebracht“, sagt sie nachdenklich. Ihre Erfahrungen in dieser Zeit prägten nicht nur ihre eigene Identität, sondern auch ihre Sicht auf die Gesellschaft und das Miteinander.
Überraschend ist, dass sich Meris Kinder stärker mit ihrer kroatischen Herkunft identifizieren, obwohl sie mit ihnen überwiegend Deutsch spricht und sie in Deutschland aufwachsen. „Es hat mich erstaunt, dass sie sich als Kroaten sehen“, erzählt Meri. Dabei ist es weniger die Sprache oder eine tiefe Verbindung zu Kroatien, sondern vielmehr die Tatsache, dass ihnen in Deutschland oft das Gefühl gegeben wird, nicht ganz dazuzugehören. „Man sagt ihnen, sie seien nicht ganz deutsch, und so fangen sie an, sich woanders zu verorten.“ Diese fehlende bedingungslose Zugehörigkeit in der deutschen Gesellschaft führt dazu, dass ihre Kinder sich vermehrt mit ihrer kroatischen Herkunft identifizieren.
Das Gespräch macht deutlich: Die Frage „Woher kommst du wirklich?“ berührt mehr als nur die geografische Herkunft. Sie geht tief in die Seele und beeinflusst die Selbstwahrnehmung und das Zugehörigkeitsgefühl. Solange Menschen in Schubladen gesteckt und als „anders“ wahrgenommen werden, wird es für viele schwer, in Deutschland wirklich anzukommen.
Meri Eremut ist Hochwasser- und Starkregenrisikomanagerin mit einer tiefen Leidenschaft für den Schutz von Menschen vor Naturgefahren. Sie berät Ministerien, Landkreise und Kommunen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, um Vorsorgekonzepte zu entwickeln, die Leben retten können. Meri begleitet Projekte von der ersten Idee bis zur Umsetzung und sieht darin eine Möglichkeit, die Welt widerstandsfähiger und sicherer zu machen.
Bereits als Kind entwickelte sie den Wunsch, Menschen zu helfen. Diese Ambition wuchs weiter, als der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien ihr Leben prägte und sie erkannte, welche verheerenden Folgen das „Andere-Sehen“ von Menschen haben kann. Ihre erste berufliche Erf
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Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald