"Woher kommst du wirklich?"
Wie oft hast du die Frage "Woher kommst du wirklich?" schon gehört oder selbst gestellt? Die Frage wird oft leichtfertig gestellt, als wäre sie ein einfacher Eisbrecher. In einer Gesellschaft, in der selbst unter besten Freunden nicht nach dem Gehalt gefragt wird, scheint es erstaunlich, dass die Frage nach der "Herkunft" als so banal angesehen wird.
Sie ist weit mehr als eine neugierige oder beiläufige Frage. Sie öffnet eine Tür zu einem Labyrinth aus emotionalen Erfahrungen, impliziten Annahmen und tief verankerten Stereotypen. Dahinter können sich komplexe und intime Lebensgeschichten verbergen, die ebenso Traumas, Schmerzen, Ängste und Sorgen enthalten können.
Im Podcast "Woher kommst du wirklich" werden genau die Menschen zu Wort kommen, denen diese Frage regelmäßig gestellt wird – sei es wegen ihres Aussehens oder ihres "anders" klingenden Namens.
Doch entgegen dem, was der Titel vermuten lässt, geht es in diesem Podcast nicht um die Herkunft meiner Gäste.
Stattdessen sprechen wir über das, was wirklich zählt: die einzigartigen, komplexen und emotionalen Geschichten der Menschen.
Ich folge in meinem Podcast keinem Skript, und es gibt keine vordefinierten Fragen. Mein Gast und ich öffnen unsere Herzen und Emotionen und gehen auf eine Entdeckungsreise durch unsere Vergangenheit und Erfahrungen.
"Woher kommst du wirklich?"
Episode 26: Verdrängte Wunden – Trauma rassistischer Gewalt und der lange Weg der Aufarbeitung // mit Mina Mangal
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Was bedeutet es, als Kind einen rassistischen Anschlag zu überleben und die traumatischen Erlebnisse jahrzehntelang zu verdrängen?
In dieser Folge spricht Mina über ihre Kindheit im Flüchtlingsheim, den Angriff auf ihre Familie und die schmerzhaften Erinnerungen, die sie lange Zeit tief in sich verborgen hielt.
Wie prägt es ein Kind, in einer Umgebung aufzuwachsen, in der es nicht willkommen ist, während die Eltern alles tun, um es zu schützen, obwohl sie selbst keine Sicherheit haben?
Minas Geschichte ist nicht nur die eines Traumas, sondern auch eine Geschichte von Widerstandskraft und Anpassung. Sie erzählt von ihren Eltern, die in Afghanistan erfolgreiche Akademiker waren, in Deutschland jedoch um Akzeptanz und Anerkennung kämpfen mussten. Ihr Vater, ein talentierter Künstler, stellte seine Leidenschaft zurück, um die Familie zu ernähren. Ihre Mutter, einst in einer gut bezahlten Position, sah sich plötzlich mit Vorurteilen und sprachlichen Barrieren konfrontiert.
Doch das tiefere Problem war das Gefühl, nie wirklich dazuzugehören. Selbst der Kauf eines Hauses im Schwabenland – ein Symbol für Integration und Erfolg – wurde zur Hürde, als die Nachbarn versuchten, den Verkauf an „Ausländer“ zu verhindern. Nur der pragmatische Ansatz des Verkäufers ermöglichte es der Familie, das Haus zu erwerben.
Mina schildert, wie ihre Familie trotz aller Hindernisse nie aufgegeben hat. Heute sind ihre Eltern in der Nachbarschaft geschätzt, Rezepte und Freundschaften werden ausgetauscht. Doch der Weg dorthin war lang und beschwerlich.
Mina spricht auch über die subtilen Formen des Rassismus, die sie bis heute begleiten: Die Erwartung, sich ständig erklären zu müssen, das Gefühl, sich für die eigene Identität rechtfertigen zu müssen, und die Angst, dass bei einem Anschlag der Täter afghanischer Herkunft oder Muslim sein könnte – und sie und ihre Familie pauschal dafür mitverantwortlich gemacht werden.
Besonders eindrücklich wird Minas Erzählung, als sie über ihre eigenen Kinder spricht. Sie möchte ihnen das Selbstbewusstsein mitgeben, das sie selbst lange nicht hatte. „Ich will, dass meine Kinder stolz auf ihre afghanischen Wurzeln sind“, sagt sie, „aber ich muss erst selbst mit meiner Vergangenheit aufräumen, bevor ich ihnen diesen Stolz vermitteln kann.“
Am Ende steht jedoch eine klare Botschaft: „Vielfalt verbindet“, sagt Mina. „Lasst uns das Positive daraus ziehen.“ Ihre Agentur „Diversity Connects“ steht genau für dieses Prinzip – den Glauben daran, dass uns Unterschiede bereichern und dass es trotz aller Widerstände möglich ist, eine starke, inklusive Gesellschaft zu schaffen.
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Mina Mangal ist eine deutsch-afghanische Gründerin und Mutter von zwei Kindern, die in Stuttgart lebt. Als Kind aus Kabul geflüchtet, beschäftigt sie sich intensiv mit Fragen der Identität und der Weitergabe kultureller Erfahrungen an ihre Kinder. Mit ihrer Agentur „Diversity Connects“ setzt sie sich für die Förderung von Vielfalt und interkulturellem Verständnis ein.
https://diversity-connects.de
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Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald
Wir waren auch Opfer eines Anschlags, genau im selben Jahr. Es war so, dass meine Eltern natürlich Bescheid wussten, wie alle Asylheime. Man hat sich auch untereinander informiert. Man hat natürlich auch die Nachrichten geschaut. Sprich, meine Eltern haben damals auch Wache gehalten. Sie wussten, eine Person muss nachts wach bleiben und gucken. Nicht, dass da Benzin um das Haus gestreut wird und angezündet wird und so weiter. Das war für uns etwas ganz Alltägliches. Wir wussten da Bescheid. Wir waren immer auf der Hut. Ich habe erst kürzlich meine Mama gefragt, weil ich die Geschichte auch nicht verkehrt erzählen möchte. Sie meinte, sie war dran mit Wache halten und hat gehört, wie Leute grölend auf unser Bungalow, das war so ein einstöckiges Häuschen, wie sie da drauf zugerannt sind. Sie hat dann aus Reflex ganz schnell das Licht angemacht, um zu zeigen, wir sind wach, wir kriegen das mit. Wir glauben, dass die aus Nervosität dann durch das Fenster geschossen haben. Es gab einen Schuss und die Kugel ist wenige Zentimeter über meinem Kopf gelandet. Das alles basiert auf seinem Herzen. Was ist ein Mann? Ein Mann ist sein Herz. Egal, wie groß sein Titel ist, egal, wie groß sein Wachstum ist, wie groß seine Position ist. Wenn das Herz nicht groß ist, dann kann er nicht groß sein. Aber wenn das Herz groß ist, dann bleibt dieser Mann unter allen Umständen groß. Herzlich Willkommen in einer weiteren Episode. Woher kommst du wirklich? Heute habe ich eine Gästin, Mina Mangal. Mina hat eine Diversity-Agentur, macht Beratung über Diversity, Diversity-Coaching, Trainings. Herzlich Willkommen, Mina. Habe ich irgendwas vergessen, was du sonst beruflich machst? Gerne kannst du ergänzen. Hallo Erdal, vielen Dank für die Einladung. Was hast du vergessen? Nichts, vielleicht einfach nur den Fakt, dass ich noch parallel in Elternzeit bin und zweifach Mama bin. Mein Kleiner ist jetzt vier Monate alt. Dennoch habe ich nebenbei gegründet, während der Schwangerschaft. Ich bin da auch schon voll im Game und gebe Workshops und Trainings zum Thema Diversity, Antirassismus, interkulturelle Kompetenzen. Aber auch für SchülerInnen, die z.B. zwischen zwei Kulturen aufwachsen. Gerade während der Jugend- und Pubertätzeit ein kleines Empowerment-Training. Also wirklich breit gefächert, aber immer unter dem Dach Vielfalt. Sehr schön und du bist auch ein bisschen angeschlagen, ein bisschen husten. Vielen Dank, dass du dir trotzdem die Zeit genommen hast. Mina, du kennst ja meinen Podcast. Es geht ja immer so um Identität, Zugehörigkeit, Herkunft. Und wir haben uns ja auch über LinkedIn kennengelernt. Ich hatte was gepostet über Sätzen für die Eltern, was uns auch alle verbindet. Ich glaube, alle, gerade die zweite Generation, Gastarbeitkinder oder Flüchtlingskinder mussten das machen. Die Eltern kamen als Erwachsene und sprachen nicht wie Kinder, konnten das sehr schnell lernen. Dafür mussten wir auch dann sehr viel Verantwortung übernehmen und übersetzen. Darüber können wir gleich sprechen. Aber ich wollte auch von dir wissen, woher kommst du wirklich? Also was verbindest du mit dieser Frage? Weil ich habe ja mit über 25 Menschen gesprochen bis jetzt. Jeder verbindet das ja mit etwas anderem. Jeder hat seine interessanten Geschichten dazu. Was ist das bei dir vor allem? Wenn jemand dich fragt, woher kommst du wirklich, wirst du heute noch oft gefragt. Wie geht es dir dabei, wenn jemand sich diese Frage stellt? Sehr gute Frage. Also ich glaube, das ist schon ein klares Othering-Prozess. Man nennt es in der Fachsprache Othering, sprich dieses Andersmachen. Und das habe ich schon immer ein bisschen gespürt oder zu spüren bekommen. Ich konnte es aber nicht greifen. Also ich wusste nicht genau, warum mir das nicht gefällt, diese Frage. Die wird mir Gott sei Dank immer seltener gestellt. Ich glaube, die Menschen sind schon aufgeklärter. Beziehungsweise in meiner Bubble kommt das nicht mehr so oft vor. Und das freut mich total. Ich merke das natürlich aber in Trainings. Also wir haben das ganz oft, dass Menschen fragen, wieso darf ich das denn nicht fragen? Also warum ist das denn so störend? Und wieso passt es euch denn nicht? Und ich habe jetzt keine ganz schlimme Beziehung zu dieser Frage. Aber nichtsdestotrotz ist es ein unbequem machen, ein komisches, sagen wir es mal im Schwäbischen, es hat ein Geschmäckle. Ich komme ja aus dem Schwabenland und hier würde man das so bezeichnen. Es hat ein Geschmäckle für mich. Aber jetzt nicht zwingend schlimm. Ja, es ist immer so diese Diskussion, wenn ich das auf LinkedIn poste, versuche ich jetzt auch gar nicht mehr sofort mit, woher kommst du wirklich, als Problem darzustellen. Nicht, weil es kein Problem ist, sondern die Menschen neigen dazu, sehr binär darüber zu diskutieren. Ja oder nein, ist die Frage rassistisch oder nicht? Dabei geht es nicht um die Frage selbst, sondern wer fragt, wie wird man gefragt? Also das sind so viele Feinheiten dazwischen. Und viele denken ja auch immer so, oder es kommen ja wirklich auch Argumente wie, wenn ich im Ausland bin, werde ich auch gefragt. Aber eben, wir sind ja nicht im Ausland. Also wir sind ja eigentlich hier zu Hause. Du in Schwaben, ich bin jetzt in Berlin und ich habe auch kein anderes Zuhause. Das verstehen die Menschen auch nicht. Und vor allem auch auf der Gefühlsebene. Ich meine auch Erwachsene, die schon vielleicht so Erinnerungen haben, als Kinder nach Deutschland gekommen sind, die noch sagen, ja, ich komme ja tatsächlich mal von irgendwoher. Aber jetzt deine zwei Kinder, meine Tochter oder meine Töchter, die kommen ja von irgendwoher. Das wird immer kompliziert und der Fragesteller weiß das nicht, aber stellt ja trotzdem immer diese Frage. Und es ist ja auch eine Frage von Empathie. Also nicht immer darauf pochen, wie ich es meine, sondern auch überlegen, wie kommt das bei der anderen Person an. Und das machen halt wenig Menschen. Wie war das bei dir? Kannst du erinnern, die ersten Male in der Kindheit, wo du diese Frage bekommen hast? Ich habe auch das Gefühl, das hat ja auch was mit der Herkunft der Eltern zu tun, wie man die Frage wahrnimmt. Also bist du Spanisch, bist du Amerikanerin oder bist du aus einem anderen Land? Das hat auch was damit zu tun, weil jedes Mal kommen auch diese Klischees. Ich habe das Gefühl, also ich habe mit vielen gesprochen. Einige sagen auch, ja, ich bin so stolz drauf. Also es gibt ja so ein Stolz. Alle sind eigentlich stolz auf ihre Herkunft, aber es wird so viel zugewiesen. Wie war das bei dir? Woher kommen deine Eltern? Ja, also meine Eltern kommen aus Kabul, Afghanistan. Und ich sehe mich genauso als Afghanin, also als Deutsch-Afghanin. Ich bin mit sieben Jahren gemeinsam mit meinen Eltern und meiner Schwester von Kabul nach Deutschland geflüchtet. Ich war jetzt auch kein Baby. Ich kann mich an die Flucht sehr, sehr gut erinnern. Und deshalb weiß ich ja, dass ich nicht von hier bin. Also sprich, ich habe zwei Identitäten, wenn du es so sagen willst. Und deshalb stoße ich jetzt bei der Frage nicht so krass auf, wie Menschen aus meinem Umkreis, die hier geboren sind, aber halt einfach eine andere Hautfarbe haben und diese Frage nicht mehr hören können. Also ich bin mit vollem Bewusstsein von einem anderen Land hierher geflüchtet. Und deswegen kann ich auch nachvollziehen oder kann auch eine Geschichte dazu erzählen und sagen, dass ich von woanders bin. Leider gehöre ich aber nicht zu den beliebten Urlaubszielen, sodass ich das mit Stolz sagen könnte. Also ich habe mich lange Zeit sehr geschämt für meine Herkunft und habe auch versucht, die irgendwie zu verstecken. Gerade nach 9-11 habe ich mir immer überlegt, wie sehe ich denn sonst aus? Also was könnte beliebter sein in Deutschland? Wie könnte ich Leuten, die ich neu kennenlerne, erzählen, woher ich komme? Ich weiß auch, dass ich auch die Türken, also wenn ich sagen wollte, die Türkei, das ist mir auch nicht so ganz beliebt. Spanien ist schon ein bisschen attraktiver. Ich sage eher, dass ich Spanierin bin. Ja, man struggelt als junger Mensch und überlegt sich immer, wie man sich auch nach außen darstellen möchte. Warum? Weil das halt super negativ konvertiert war. Und es hat eine Zeit lang eine gewisse Ruhe gegeben. Aber nach der erneuten Geflüchtetenwelle ist Afghanistan wieder in aller Munde. Dann passieren leider so Dinge wie Mannheim oder sonstige Geschichten, die in den Medien natürlich auch ganz, ganz groß gezeigt werden, wo man auch als Afghanin wirklich schluckt, sich schämt, sich ärgert, warum da wieder etwas passiert ist, sich am liebsten distanzieren würde, aber sich dann denkt, wieso sollte ich? Ja, das sind innere Kämpfe, die man mit sich hat. Aber wie gesagt, schon als kleines Kind war mir ganz arg bewusst, dass ich nicht von hier will. Übrigens, was ich in meinen Trainings als Lösung anbiete und was wir dann auch direkt machen, ist, erzähl mir die Geschichte deines Namens. Und ganz viele erzählen dann tatsächlich von ihrer internationalen Familiengeschichte. Also dann kommen Einflüsse, über die dann wirklich Ängste FreundInnen oder Kolleginnen gar nichts wussten. Und es ist eigentlich dieselbe Frage, nur in viel, viel schöner und interessanter verpackt. Und das geben uns auch die Menschen zurück und sagen, ach krass, guck mal, das hätte man ja auch so machen können und so lösen können. Weil an sich ist das keine schlimme Frage. Ich finde nur, ab zu welchem Zeitpunkt fragst du auch. Also das hat ja auch was mit dem Timing zu tun. Und wenn es das erste ist, was ich zu hören bekomme, impliziert es bei mir dieses Gefühl, willst du mich in eine Schublade stecken? Und leider weiß ich, dass Afghanistan keine schöne Schublade ist. Also die ist nicht positiv konnotiert. Und in diese Schublade möchte ich nicht gesteckt werden. Deswegen versuche ich das immer erst mal so ein bisschen zu umgehen, bevor ich dann so festgenagelt werde, dass ich dann sage, ja gut, also ich komme aus Kabul. Hier hast du deine Antwort. Ja, es ist halt, wie du es gesagt hast, also im Endeffekt geht es um Familiengeschichten. Und wenn man halt nicht irgendwie diese ursprüngliche Herkunft fragt, weil das ja nicht immer so ist, sondern die Familie ist ja eben wie bei jedem anderen Menschen. Das heißt, auch zwei Menschen, die Michael und Claudia heißen, können sich so unterhalten. Weil da ist ja auch ja, man fragt über die Familie, wenn man ein bisschen Nähe verspürt und nicht einfach so in der U-Bahn gleich nach der Familie zu fragen. Das ist auch, was ich auch als Tipp gebe und sage, wenn du sowas wissen willst, stell dir vor, jemand ist genauso wie du und du willst über die Familie essen. Und wann würdest du fragen? Das finde ich auch so eine Eselsbrücke, dass man auch wirklich auch so fragen könnte. Weil wenn man sich gut kennt, da kann man auch fragen, was hat dein Opa gemacht? Auch ich meine, ich könnte auch jetzt jemanden, den ich nicht gut kenne, nicht fragen, war dein Opa oder Uropa Nazi? Und wenn ich aber jemanden gut kenne, stelle ich diese Frage, weil das auch interessant ist, weil das prägt ja auch die ganze Familie. Deswegen finde ich das sehr wichtig. Ich finde das irgendwie sehr traurig auch, was du gesagt hast, mit dem Schamgefühl, wenn man aus einem bestimmten Land kommt. Ich kenne das ja auch, weil wie du gesagt hast, auch die Türkei ist ja auch immer, je nachdem, also die klassischen Zuschreibungen sind, also im Endeffekt verliert man ja immer. Entweder Gastarbeiterkind, das heißt, die waren alle ungebildet, deswegen kamen sie ja nach Deutschland. Oder es ist Erdogan oder die Unterdrückung der Kurden. Es ist ja immer ein Problem. Und ich finde es echt so, ich kann es gar nicht in Worte verstehen, deswegen spüre ich wahrscheinlich, ich bin das Gleiche. Das ist so ein bisschen irgendwie, das ist eigentlich purer Rassismus, wenn ich ganz ehrlich bin. Weil jeder halbwegs intelligente Mensch weiß ja, das eine sind irgendwie Politik in den Ländern, was passiert. Und das hat ja auch natürlich eine Geschichte, was in Afghanistan passiert und auch eine sehr komplexe Geschichte. Also du kennst dich bestimmt besser aus als ich, aber das, was ich gelesen, gehört habe, ist sehr kompliziert und nicht weniger kompliziert als die deutsche Geschichte. Weißt du, was ich meine? Also vor allem kein Mensch würde jetzt irgendwie, wenn nicht Deutsch sein, weil die haben ja auch diese Probleme, die dann sagen, im Ausland werde ich als Nazi gesehen und so weiter. Aber irgendwann ist es dann wieder positiv geworden, obwohl hier sechs Millionen Juden umgebracht worden sind, bestialisch. Aber die Menschen verstehen das nicht. Und ich glaube auch so, wie geht es, was war das für dich als Kind? Wann war das ungefähr, welches Jahr? Also ich bin mit neun gekommen, aber du bist ja jünger als ich. Wann war das, wie du noch durchkommst, welches Jahr? Das muss 91 gewesen sein. Und genau, ja, das war gerade Anfang der 90er, als auch diese Anschläge auf Asylheime waren und so weiter. Was wir auch natürlich, also wenn du sagst, purer Rassismus, also das war jetzt gar nicht bedingt der Herkunft. Also damals war Afghanistan echt nicht bekannt auch. Also ich weiß noch, wie oft ich erklären musste, wo Afghanistan liegt. In der Schule haben das ganz viele gar nicht gekannt. Also ich musste dann immer sagen, ja, hier in Asien und guck mal und da und da. Oder ich habe es teilweise auf dem Globus gezeigt. Nach 90 Level hat sich das natürlich geändert. Dann waren wir weltbekannt, aber davor kannte es niemand. Und davor war es halt, ja, also ich mache es mal in Anführungsstrichen die Asylanten. Also dieses Schmutzwort, dieser Ausdruck. Und da waren alle eigentlich in einem Topf, die Asylanten. Das war was ganz Schlechtes. Und damit du vielleicht das System verstehst, wir waren die ersten fünf Jahre im Asylheim auf einem Zimmer verbracht. Wir haben das Bad und die Küche mit mehreren anderen Familien oder alleinstehenden Männern geteilt. Was, ich kann mich noch erinnern, immer wieder zum Streit geführt hat, weil das, keine Ahnung, die haben im Bad geraucht. Meine Mama war dann immer traurig und hat dann extra viel geputzt und darauf geachtet, dass die zwei kleinen Töchter da keinen Rauch einatmen und so weiter. Oder es gab Schichten, wann wer was kocht und welche Töpfe abgewaschen wurden oder nicht. Also es gab immer Themen. Und es lag nicht daran, dass mein Papa sich in Formulenz gemacht hat. Also mein Papa hat drei Monate gebraucht, um so ein bisschen das System zu verstehen und hatte dann direkt einen Job. Die Sache war aber, wir haben fünf Jahre lang immer nur für drei Monate eine Duldung gehabt. Entsprechend ist er immer nach drei Monaten zum Arbeitsamt und hat sich eine neue Arbeitserlaubnis für drei Monate ausstellen lassen. Und so ging das Spiel fünf Jahre lang. Der Arbeitgeber damals war echt super und hat das akzeptiert. Er hat in einer Kühlkammer gearbeitet und man hat damals auch nur einen Menschen mit zwei Händen und dem Willen gebraucht, der bei Minusgraden arbeitet. Also es hat gepasst. Aber wir haben keinen Vermieter, keine Vermieterin gefunden, was ich auch total verstehen kann. Also wieso sollte man eine Familie reinlassen in die Wohnung, bei der man nicht mal weiß, wie lange die da bleiben werden. Von daher, das war der Grund, weshalb wir im Asylheim waren. Und obwohl wir eine funktionierende Familie waren, mit einem funktionierenden System, die Kinder sind in die Schule gegangen und so weiter, waren wir dennoch die Asylanten. Und das war, glaube ich, meine erste Rassismus-Erfahrung auch, die ich ganz stark spüren durfte in den ersten Jahren. Ja, das waren die schlimmsten Jahre. Ich kann mich erinnern, 1992 war der Anschlag in Solingen. Ich war so 21. Und dann Rostock, Lichtenhagen, Möhlen, alles war ja damals. Also 1989 war der erste Brandanschlag in Bayern. Auf einem Haus, wo türkische Familien gewohnt haben. Drei Tote, also Vater, Mutter, Kind umgekommen. Und das muss ja für dich auch so schlimm gewesen sein. Ich meine, ich war für mich als Jugendliche schon schlimm. Aber als Kind, meine Tochter ist jetzt fünf Jahre alt. Wenn ich mir vorstelle, was man da für... Also hast du Erinnerungen damals oder hast du es verdrängt? Ich habe es lange Zeit verdrängt und ganz, ganz lange Zeit. Ich merke gerade, wie ich Herzrasen bekomme. Also irgendwie nimmt mich das Thema heute noch sehr mit. Ja, wir waren auch Opfer eines Anschlags. Genau im selben Jahr. Es war so, dass meine Eltern natürlich Bescheid wussten, wie alle Asylhabende. Man hat sich auch untereinander informiert. Man hat natürlich auch die Nachrichten geschaut. Sprich, meine Eltern haben damals auch Wache gehalten. Sie wussten, eine Person muss nachts wach bleiben und gucken. Nicht, dass da Benzin um das Haus gestreut wird und angezündet wird und so weiter. Also das war für uns was ganz Alltägliches. Wir wussten da Bescheid. Wir waren immer auf der Hut. Ich habe erst kürzlich meine Mama gefragt, weil ich die Geschichte auch nicht verkehrt rum erzählen möchte. Sie meinte, sie war dran mit Wache halten und hat halt gehört, wie Leute grölend auf unser Bungalow, das war so ein einstöckiges Häuschen, wie sie da drauf zugerannt sind. Und sie hat dann aus Reflex ganz schnell das Licht angemacht, um zu zeigen, wir sind wach, wir kriegen das mit. Und ich glaube oder wir glauben, dass die aus Nervosität dann durch das Fenster geschossen haben, weil es gab einen Schuss. Und die Kugel ist wenige Zentimeter über meinem Kopf gelandet. Sprich, ich habe das mehr als live miterlebt. Und das ist gar nicht das Schlimme, Eltern. Überhaupt nicht. Was ich heute sehr verarmete, ist, dass meine Eltern mir beigebracht haben, dass das okay ist. Damit habe ich immer noch ein bisschen zu kämpfen. Dass sie gesagt haben, es ist halt hier so. Und wir sind halt nicht erwünscht. Seit ich Mama bin, frage ich mich, ob ich das anders gemacht hätte. Ob ich meinem Kind anders Schutz geboten hätte. Aber andererseits weiß ich auch, dass die nicht viele Möglichkeiten hatten. Ich kann das absolut nachvollziehen. Ich bin ja auch so aufgewachsen. Wir haben gelernt zu sagen, du bist nicht willkommen. Das ist nicht unser Land. Und jetzt im Erwachsenenalter, im hohen Alter, nachdem ich weiß, wie wichtig Zugehörigkeit für die Identitätsbildung ist, auch weil ich auch eine Tochter habe, die jetzt in dem Alter ist, weiß ich, wie schlimm das ist. Ich glaube, das war vielleicht der Weg für die Eltern, damit umzugehen. Weil diese Hoffnungslosigkeit, das ist genau das, was ich meiner Tochter nicht geben möchte. Das ist auch so was wie das Thema, ich möchte, dass sie Türkisch lernt. Ich möchte, dass sie Sachen macht. Und dann auch das wird ja wieder als Integrationsverweigerung gesehen. So ungefähr bist du in Deutschland. Aber ich möchte eben gerade, dass sie weiß, wenn sie abgelehnt wird, sie hat irgendwas, worauf sie stolz sein kann und dahin gehen kann. Deswegen möchte ich auch, dass sie auch einen zweiten Pass bekommt. Also bis jetzt war es ja nicht möglich, der zweite, also Doppelpass ist jetzt nach dem Gesetz möglich. Und das ist, was viele Menschen nicht verstehen, was man als Kind, also wie du es gesagt hast, das ist schon schlimm. Aber das Schlimme ist nicht, dass jemand dich angegriffen hat, weil das könnte dir auch in Afghanistan und in der Türkei auch passieren. Aber das Schlimme ist, dass du weißt, dass du nicht dazugehörst und dass du lernen musst, dass du schuld bist und nicht die anderen. Das ist ja das Schlimme. Also dass du wirklich das Gefühl hast, liegt daran, weil ich im Flüchtlingsheim wohne, nicht so, dass es widerlich ist, dass man Menschen, die auf der Flucht sind, angreift, dass es halt eben mir selber diese Selbstvorwürfe macht, ein Schamgefühl. Ich hatte auch sehr lange mich, also du kommst in die Diskothek nicht rein als Mann, der aus der Türkei oder Afghanistan kommt in den 90er Jahren. Du hast immer das Gefühl, du übernimmst das, was die dir sagen. Du bist ja im Ausland oder du bist dreckig, du bist das, du passt nicht usw. Das finde ich sehr schlimm. Also deswegen, ich kann das absolut nachvollziehen. Und klar, ich glaube, mit den Eltern das zu verarbeiten, ist auch schwierig, aber solange sie noch fit sind, würde ich es empfehlen, auch wenn es schmerzhaft ist, weil ich kann mit meiner Mutter fast kaum darüber sprechen, weil sie so dermaßen verdrängt hat, dass jedes Gespräch sehr kurz ist. Die will einfach nicht darüber sprechen. Also damit sie es überlebt, weil sie konnte nicht lesen und schreiben. Sie hätte uns auch nicht helfen können. Wir haben gegenüber von einem Flüchtlingsheim gewohnt und ich habe oft dann gesehen, also die Autos sind vorbeigefahren, Fenster aufgemacht, scheiß Auslanden, Ausländer rausgeschrien. Und wir haben nach diesen Anschlägen, gab es in den türkischen Zeitungen, Hürden und so weiter, Anzeigen für so Leiter. Also man muss dann wissen, wie hoch sollte die Leiter sein, damit man noch flüchten kann. Das war fast so ein Alltag. Ja, man hat es akzeptiert. Also es war so, okay, es ist so. Und also da gab es diese, in meinen Augen, vielleicht sehe ich das auch falsch, diese Resilienz gab es damals nicht. Oder diese Stärke, finde ich, dass man sagt, hey, Moment, da läuft was schief. Ich weiß noch, wie die Anzeige fallen gelassen wurde. Weil nicht, dass wir die nächste 3-Monats-Verlängerung nicht bekommen. Wir wollen ja nicht aufwürfig und laut sein. Lasst lieber unauffällig und ruhig sein und auf die nächste Verlängerung der nächsten 3 Monate hoffen. Sprich, das ist etwas, was ich heute auch noch verarbeite. Ich würde so gern wissen, wer das war oder warum das nicht weiterverfolgt wurde. Ich hatte es letztens im Training, wo ich gesagt habe, ist das eine Lehrkraft? Ist die Person Chef einer großen Firma? Du weißt das ja nicht, ne? Also kann ja egal wer sein. Und ich würde dieser Person auch verzeihen. Weil ich glaube, wenn du als junger Mensch machst, also ich nehme mal an, das war ein junger Mensch, ich gehe mal davon aus, vielleicht machst du da auch was Blödes. Aber ich würde so gern in den Austausch gehen mit dieser Person. Ich weiß nicht, wieso ich diesen Drang habe, der ist so, so groß, einfach mal mich hinzusetzen und zu fragen, was hat dich damals dazu getrieben? Und weißt du eigentlich, dass ich es jahrelang verdrängt habe und jetzt kommt das gerade so, so stark. Und ich befasse mich seit ein, zwei Jahren so stark damit. Und ich habe so viele Fragen an dich. Also ich stelle mir in der Fantasie ganz oft diese Fragen und dieses Gespräch vor und denke mir so, ach, wie schön wäre so ein Gespräch. Ich werde das wahrscheinlich nie wieder kriegen oder nie kriegen. Aber ja, das ist, glaube ich, etwas, was sowohl meine Eltern als auch die anderen Menschen sehr unterschätzt haben. Und dass das halt Jahre später aufbrochen kann. Ja, es ist unglaublich, dass ein fremder Mensch sich entscheidet, egal wer drin ist, ein Kind zu töten, weil der Meinung ist, das Kind gehört nicht dahin. Und das Kind ist jetzt ein großer Teil von diesem Land. Und das kann, also, ich, also, ja, ich meine, ich kann mich so ein bisschen erinnern an diese Menschen in den 90er-Jahren, weil ich habe in der Schule die getroffen. Es waren Skinheads, die mit mir in der gleichen Klasse waren, die dann gesagt haben, ja, nichts gegen dich, wir sind hier gegen Auslanden. Und auch viele Menschen damals, leider auch türkische Menschen, eben auch so ein Schamgefühl, Hoffnungslosigkeit oder auch Charakterlosigkeit tatsächlich teilweise akzeptiert haben. So ungefähr ist es ja nicht gegen mich. Und da entsteht auch so eine Hierarchie der Diskriminierten, dass man irgendwie auch jetzt heute noch bei der AfD funktioniert, dass man sagt, ihr leistet ja was, ihr seid die Richtigen, wir sind ja gegen die Afghanen. Und jetzt aktuell diese Diskussion, was in Mannheim war und so weiter, wo dann irgendwie ganz schlimme Ausdrücke, das sind die Barbaren, das sind die und so weiter. Und alles, was in den 80ern mit den Türken passiert ist, das Gleiche, davor waren das die Italiener, die Messerstecher. Es ist immer, es ist nicht so, also keiner soll glauben, dass sie in Sicherheit sind. Das wechselt sich ab. Und das ist halt auch, was ich in meiner Jugend auch, also mich geschämt habe für viele türkische Menschen, die das gemacht haben, die auch feindlich waren gegenüber Flüchtlingen, weil es auch, ja, keine Ahnung, auch keine Würde oder eben sagen, ich schütze mich, oder dann wirklich gedacht haben, einige auch rassistisch sind, die dann wirklich dachten, das sind Ausländer. Und es war so, als würde es so eine Ethnie geben, Ausländer zu sein, die dann irgendwas weniger können und überhaupt gar nicht diese Familiengeschichten gesehen worden sind. Und bis heute noch, wenn jemand flüchtet, dass man nicht irgendwie einmal darüber reflektiert, diese Menschen hatten früher ein Leben gehabt, eine Anstellung gehabt, eine Würde gehabt und dann kommen sie leben in einem Geflüchtetheim, so wie bei dir auch noch, alle drei Monate mit Tod und so weiter. Und das wird halt nicht gesehen. Das ist wirklich extrem schwer. Und deswegen kann ich den Drang verstehen, auch mal diesen Menschen zu sprechen, ob der weiß, was er da gemacht hat und was er praktisch auch in der Seele eines Kindes so dermaßen angegriffen hat. Und du sprichst etwas an mit den Menschen mit Migrationsbiografie hier, diese Hierarchie bilden. Das ist etwas, was mich unendlich stört. Nach Mannheim, also nach diesem Attentat, fing es auch innerhalb der Afghanen an, dass die plötzlich angefangen haben, ach, die Neuen, die sind ja alle so umgebildet. Wir Alten, wir sind ja politisch Verfolgte, wir werden niemals so und wir würden das niemals machen. Und dann entstehen Rassismen in den eigenen Reihen. Also das beschäftigt mich nicht nur nach außen, sondern auch nach innen ganz viel. Und da gehe ich auch viel in Gespräche und ich habe einen ganz aktuellen Fall momentan. Ich habe einen kleinen Fight in der Kita. Und zwar achte ich natürlich darauf, dass ich meine dreieinhalbjährige Tochter ganz diversitätsbewusst erziele. Und bei uns gibt es das Wort Hautfarbe nicht zu Hause. So, jetzt kam sie aber nach Hause und meinte, Mama, gib mir mal die Hautfarbe. Ganz klassisch wie das Buch auch. Es gibt ja ein Buch mit dem Titel. Und ich war natürlich, ich kenne das Buch, ich war gewappnet und wusste direkt Bescheid. Und bin dann mit ihr ins Gespräch gegangen. Woher hast du das denn? Meinst du echt, dass es die Hautfarbe ist? Schau mal, wir vergleichen mal. Guck mal bei Mama, guck mal bei Papa. Und mein Mann ist Deutscher, entsprechend auch heller. Und so konnte ich ein bisschen auch die Unterschiede zeigen. Habe dann noch aus Familienkreis Namen genannt, die ganz dunkel sind. Und dann gesagt, die Farbe würde ja da nicht passen usw. Und dachte mir, ich thematisiere das mal am nächsten Tag im Kindergarten mit der Erzieherin, die für sie auch zuständig ist. Die Erzieherin ist eine Türkin. Und sie war so sauer. Was das jetzt soll und warum ich da jetzt ein Fass aufmache. Und das heißt doch halt so, also der Stift heißt Hautfarbe und das war ja schon immer so. Und sie wüsste jetzt gar nicht, warum ich da jetzt so ein Thema draus mache. Also ich würde ja quasi schlafende Hunde wecken. Und ich soll das doch einfach akzeptieren. Und wenn sie das als Türkin in Ordnung findet, dann versteht sie nicht, warum ich jetzt kommen muss und daraus ein Thema machen muss. Und das ist halt diese Leer, die man da hat. Also es geht dann nochmal ein Stückchen tiefer, wo du dir denkst, oh, dich hätte ich gerne als Ally gehabt, weil genau du müsstest ja wissen, wie dieses Othering ist und was das mit einem Kind auslösen kann. Und dann habe ich sie direkt gefragt, das ist mit den schwarzen Kindern hier in der Gruppe. Wir haben schwarze Kinder in der Gruppe, wie fühlen die sich? Und sie sagte, die wissen ganz genau, rosa ist Hautfarbe. Und also sie bestand darauf, dass die schwarzen Kinder das so gelernt haben und dass das auch richtig ist. Dass das doch vollkommen normal ist. Dann bin ich wirklich, also ich habe die Folgen erklärt, ganz klassisch, was man da so macht. Was macht das mit einem Kind? Was impliziert man damit? Aber auch so Sachen wie, hey, wir sagen ja auch nicht baumgrün. Wir sagen nicht erdebraun. Wir beschreiben ja keine andere Farbe. Wieso müssen wir genau diese Farbe beschreiben? Und zwar mit einer Hautfarbe. Also warum? Wozu diese Beschreibung? Und wir können es lassen. Sie hat dann sehr, sehr negativ reagiert und hat mich erst mal abgeblockt. Ich dachte, okay, ich lege mich auch nicht mit ihr an, weil sie ist die zuständige Person für mein Kind. Da möchtest du natürlich auch nicht auffällig sein und negativ sein. Am nächsten Tag bin ich dann hin und hatte diese zwölf Hautfarben, die es gibt, als Buntstifte. Die habe ich ihr mitgebracht. Bin zu einer anderen Erzieherin, in der Hoffnung, dass sie mich mehr versteht. Und habe gesagt, hey, ich habe ein Geschenk für euch. Schaut mal, ich habe nur zwölf verschiedene Hautfarben. Also das ist ein Geschenk. Ihr müsst euch dafür ordentlich irgendwie ... Und das könnt ihr doch mal mit den Kindern behandeln, im Morgenkreis vielleicht mal darüber sprechen. Es wäre doch ein schönes Thema, um noch mal nahezubringen, dass es nicht nur diese eine Hautfarbe gibt. Und die andere Erzieherin hat genauso reagiert und hat gemeint, ich habe seit zehn Jahren Berufserfahrung. Ich war in so vielen verschiedenen Kitas. Und nein, das war noch nie ein Thema. Und wieso ich jetzt damit anfange, daraus jetzt ein Thema zu machen. Und es ist halt, da merke ich dann immer, wie ich in meiner eigenen Bubble bin und wie es halt draußen in 2024 noch komplett anders aussieht. Komplett. Dann bin ich noch mal den neuen Ansatz gegangen und habe gesagt, hören Sie mal, Sprache ist Macht, Sprache macht was mit uns. In dieser Kita sind über 50, 60 Prozent Kinder, die nicht klassisch hellrosa, schweinchenrosa, hautfarbenrosa sind, sondern die haben ganz unterschiedliche Herkünfte. Finden Sie nicht, wir sollten da allein, um diesen Kindern nicht das Gefühl zu geben, dass sie nicht dazugehören, weil das macht es mit uns allen. Und ich sehe das in den Trainings, dass erwachsene Menschen sagen, es hat bei mir im Kindergarten angefangen. Es hat schon damals im Kindergarten angefangen. Also ich kriege diese Rückmeldung, die ist jetzt nicht erfunden. Ich habe ihr das erklärt und sie meinte, ja, ich würde auf etwas sehr Negatives hinweisen. Also es war immer ein Angriff. Es war immer, nee, das ist sehr negativ. Wieso sollten wir unseren Kindern so etwas Negatives beibringen? Wenn Sie das für sich zu Hause entschieden haben, dann machen Sie es gerne so. Und sie hat auch gesagt, dann wird Ihr Kind das einzige Kind sein, das halt ab jetzt rosa sagt. Alle anderen Kinder sagen weiterhin Hautfarbe. Aber wenn Sie sich dazu entscheiden, dann behandeln wir halt Ihr Kind anders in dem Bereich. Und es war quasi eine indirekte Drohung, mir zu sagen, dein Kind wird jetzt quasi ausgeschlossen oder in eine andere Richtung gedrängt, weil du das, also quasi weil ich ja die Person bin, die sich nicht daran hält und ein Terz macht. So 2024, ne? Und es ist jetzt nicht super dörflich, aber das ist das Thema, womit ich mich gerade befasse. Von zwei Menschen, die beide internationalen Familiengeschichte haben. Ja, und wahrscheinlich sich als weiß empfinden und keine Empathie. Nein. Total stolz sagen, ich bin doch auch braune. Und ich habe dann kein Problem. Wieso sollte das schwarze Kind ein Problem damit haben? Und die Sache ist, es wird jetzt noch ein bisschen komplexer. Am Mittwoch treffe ich die Mama des schwarzen Kindes, die weiß ist. Jetzt bin ich so gespannt, welche Sicht sie hat. Weil es kann jetzt natürlich, ich meine, wir kennen diese Themen. Wenn die Mama dann weiß ist, hat sie vielleicht gar nicht diese Sicht und blendet das auch aus oder aus Schutzmechanismen, keine Ahnung, dass sie dann sagt, hey, ist fine für mich. Ich bin total gespannt auf ihre Antwort. Aber da kommt dann noch mal eine Tiefe rein, dass das Kind halt einen schwarzen Papa hat, mit dem ich Deutsch sprechen kann und eine weiße Mama, mit der ich jetzt sprechen werde. Aber da bin ich ganz gespannt, wie ihre Sicht ist. Also es ist super komplex. Und ja, man befasst sich halt nicht damit, was das langfristig mit einem Menschen machen kann. Ich bin sehr froh, wenn ich das höre, dass ich in Berlin lebe. Und vor allem, wo ich jetzt besonders lebe. Ich bin in Niederbayern aufgewachsen. Und das, was du jetzt mir erzählt hast, hätte mir alles passieren können, eins zu eins, da, wo ich aufgewachsen bin. Und meine Schwester hat Kinder, die in Bayern in die Kita gegangen sind, die sind aber sehr hell. Wahrscheinlich haben sie deswegen das nicht mitbekommen. Also sie sind ziemlich hell, also schon blond. Aber ich bin wirklich auch irgendwie geschockt. Hört sich vielleicht komisch an. Vielleicht die Menschen, die sich das gar nicht betrifft, denken, ja, ist ja nicht so schlimm. Aber völlig unnötig. Ich meine, es gibt doch keinen Grund. Also meine Tochter, die ist fünf, die ist in die Kita. Das ist gar nicht das Thema. Also es gibt schwarze Kinder, also die dunklen. Sie hat gelernt, dass die Hautfarbe noch keine Unterscheidung von Menschen ist. Also wir haben eine schwarze Verwandte. Vielleicht liegt es auch daran, meine Frau ist Afrodeutsch und wir haben auch schwarze Verwandte. Sie beschreibt nicht die Menschen nach der Hautfarbe, weil sie es gar nicht kennt. Das habe ich, glaube ich, ein paar Mal schon erwähnt. Das heißt, sie erwähnt, in die Kita kam jetzt jemand. Letztes Mal hat sie den Hausmeister beschrieben, aber nicht gesagt, dass er schwarz ist. Dann sehe ich den Hausmeister und es ist schwarz. Aber sie hat nicht gesagt, schwarz. Also sie hat es nicht unterschieden, weil sie das ja noch nicht kennt. Und wenn sie jetzt aber so einen Stift kriegen würde und dieser Stift ist Hautfarbe, dann müsste sie ja wissen, okay, das heißt, das ist die Hautfarbe, aber es ist dann ihre Hautfarbe. Weil meine Tochter ist auch hier dunkle Hautfarbe. Und das man dann nicht, du hast ein Angebot gemacht. Ich meine, es ist total lächerlich. Und es kostet nichts. Das ist so wie das N-Wort. Es kostet nichts. Es kostet dich keine Mühe. Du kriegst sogar zwölf Varianten von mir. Also es ist jetzt nicht so, dass ich gesagt hätte, befassen Sie sich mal mit dem Thema und holen Sie sich mal die Farben oder kaufen Sie sich das Buch. Alles nicht der Fall. Sondern du kriegst von mir noch ein schönes for free ein Angebot. Hey, guck mal. Und damit könntet ihr doch reingehen. Und sich dann querzustellen, da frage ich mich, also dann ist es doch gewollt fast schon. Und dann zu sagen, ja, schlafende Hunde weckt man nicht. Also was hat denn das eine jetzt mit dem anderen zu tun? Ja, es ist halt einfach nicht auffallend. Das ist ja jetzt aktuell unser Diskurs in Deutschland. Ist ja so, dass die Rechten das geschafft haben, dass man praktisch eher alles, was so ein bisschen emanzipatorisch ist, als so linksgrün für sich zu bezeichnen, dass sie irgendwas machen. Das ist schon immer schon so gewesen, auch bei unseren Eltern. Ja, nicht auffallen, alles so akzeptieren und verstehen aber nicht, dass es gar nicht irgendwie darum geht, irgendwas so Besonderes zu wollen, sondern das ist eigentlich so grundsätzlich dein Recht. Aber ich kann deine Frust verstehen. Aber ich glaube, warum diese Menschen so machen, ist die gleichen Sachen, was wir von unseren Eltern gelernt haben. Nicht auffallen, nicht aufmüppig werden. Sogar, ich meine, so einen Anschlag aufs Flüchtlingsheim nicht zur Anzeige zu bringen, weil man sonst seine Aufenthaltstätel gefährden könnte und so weiter. Ich kenne das. Ich kann dir auch viele Beispiele dazu sagen. Das ist echt traurig. Aber was geht dir dann so durch den Kopf, wenn du irgendwie so aufgewachsen bist in Deutschland? Also ich meine, so einen Anschlag mit zu erleben, verdrängen, das alleine schon schlimm genug, dann als Ausland damit in Verbindung, wenn irgendwie in Mannheim sowas passiert, dass man sofort als Afghanen da irgendwie gefragt wird, was denkst du? Du musst ja auch deine Stellung nehmen, als wärst du die Botschafterin aus Afghanistan. Und des Islam, Erdal. Also ich bin ja nicht nur... Also das kommt dazu. Ich meine, du hast es mitbekommen bestimmt, gestern Trump, ich weiß nicht, wie es dir ging, mein erster Gedanke war, bitte lieber Gott, lass es kein Moslem gewesen sein. Ich habe wirklich, also ich habe das Universum angebetet, ich habe alles gemacht und ich war die ganze Zeit am News erneuern und gucken, was war das für eine Person. Hoffentlich kein Afghane, hoffentlich kein Moslem, weil das führt momentan nur zu noch mehr Hass. Und das ist so unglaublich, ja, schrecklich eigentlich, dass ich erleichtert war. Ich meine, so ein Anschlag ist schlimm, egal von wem verübt oder auf wen gerichtet. Aber ich war so erleichtert, dass es halt in dem Moment ein weißer, junger Amerikaner war. Und diese Erleichterung zu spüren, also das macht halt viel. Man ist über die Jahre so konditioniert, dass man mittlerweile auf wildfremde Situationen irgendwo auf der Welt reagieren muss oder halt immer Ängste hat und gucken muss, dass das Hauptsache nicht jemand aus deinem Land ist. Das ist total verrückt. Total, das können sich andere Menschen nicht vorstellen. Und ich habe auch, also in Mannheim habe ich ja was gepostet und ich hatte, also der angegriffen worden ist, der heißt ja Stützenberger, ein sehr bekannter Islamhasser. Man sagt auch ja Israelhasser, also da wird ja auch irgendwie so nichts unterschieden, ob das wirklich irgendwie nur Kritik an Israel ist, sondern es ist immer so Hass. Und der Typ ist ja auch genauso Hass auf den Islam, auf Muslime. Also ich bin überhaupt nicht gläubig. Also es geht mir gar nicht darum, sagen, also meine Religion wird angegriffen. Ich habe damit überhaupt kein Problem, denn jeder Mensch kann Islam kritisieren. In meiner Familie, wir sind total gemischt. Also wir haben Atheisten, wir haben gläubige Muslime. Eine Schwester trägt Kopftuch, betet, die andere Schwester ist nicht gläubig. Das ist bei uns in der Familie kein Problem. Wir können auch offen darüber sprechen, also wie auch bei anderen christlichen Familien, die auch vielleicht gemeinsam noch Weihnachten gefeiert wird, aber dann unterscheidet sich sehr stark, ob jemand praktiziert. Und ich habe damit kein Problem, aber ich kenne diesen Stürzenberger schon seit Jahren, weil ich mir jedes Mal auf YouTube Videos gucke und denke, wie kann das dann möglich sein, dass jemand auf einem öffentlichen Platz so viel Beleidigungen von sich geben kann. Meinungsfreiheit ja, aber musste man da nicht ab und zu mal eingreifen, zumindest thematisieren? Weil wenn ich das mir vorstelle, wenn das irgendwie mit Judenfeindlichkeit so wäre, wäre ja eine Katastrophe, wäre ich auch absolut dagegen, dass jemand sich auf den Marktplatz stellt und permanent darstellt, wie schlimm Judentum es eigentlich ist und wie schlimm Juden sind. Und das hat mich schon immer gewundert gehabt. Und dann auch in Mannheim, also du kennst ja Mannheim, dieser Platz ist ja eigentlich, es gibt ja keinen Platz in Deutschland, wo mehr türkische Restaurants sind als dort. Das heißt, was ist denn die Zielgruppe? Es ist ja gar nicht, dass ich da irgendjemanden erreichen möchte, sondern ich möchte ja dorthin gehen, nur provozieren und vor den Restaurants mich hinstellen und den Leuten eigentlich sagen, ihr gehört nicht hierhin, eure Religion ist schlecht. Und dann greift dann jemand an, der wahrscheinlich von dem Mindset, der genauso ist, also das heißt, so treffen sich zwei extreme Menschen aufeinander, voll mit Hass gegenseitig und gegenseitig fühlen sich auch bedrängt. Und so habe ich auch gepostet, dass ein Islamist einen bekannten Rassisten angegriffen hat. So sehe ich das auch. Also ich habe für beide Menschen überhaupt kein Verständnis. Null. Und da waren auch viele Kommentare und bei einem Kommentar war das auch so am längsten in der Diskussion, weil ich geschrieben habe, ich distanziere mich nicht, sondern ich verurteile diesen Mörder, weil ich kann mich nicht distanzieren von jemandem, wo ich nie eine Nähe gehabt habe. Das heißt, ich identifiziere mich gar nicht mit dem. Für mich ist das eine größere Distanzierung, wenn ich mich mit dem gar nicht identifiziere, als zu sagen, ich distanziere mich als Muslim, weil dann muss ich erst mal mit dem mich identifizieren und dann mich von dem distanzieren. Aber ich habe ja nie eine Nähe gehabt, ich habe mich mit den Menschen identifiziert. Also mit mir persönlich hat das ja gar nichts zu tun gehabt. Also wenn es jetzt noch türkisch wäre, würde ich sagen, wir kommen aus dem gleichen Land. Aber auch das hat ja überhaupt nichts zu tun, weil ich meine, in der Türkei gibt es genauso viele feste Menschen wie in Deutschland. Das heißt, da müsste jeder deutsche Mensch auf der Straße jeden, der Kinder zusammenschlägt, Vergewaltigung macht, Autounfall macht oder sowas oder jeden Rassist permanent sich distanzieren. Aber da habe ich gemerkt, dass die Menschen das wirklich nicht verstehen, weil da kommen so Sachen wie ich distanziere mich auch von Nationalsozialismus. Ja, aber da ist ja noch Nähe da, weil es haben halt sehr viele Menschen mitgemacht. Es waren halt mindestens 60, 70 Prozent, die mitgemacht haben. Also dass da dein Opa oder Opa dabei war, die Wahrscheinlichkeit ist groß. Aber dass jemand aus Afghanistan kommt, von Millionen, das ist ja nicht so, dass die Mehrheit der Afghanen mit Messer durch die Gegend laufen, Menschen angreifen und das ist wirklich irgendwie, ich möchte nicht in deiner Haut stecken, weil ich habe sogar, obwohl ich jetzt nicht aus Afghanistan komme, so viele Angriffe erlebt. Das muss ja für dich ja ganz schlimm gewesen sein, vor allem dann noch in so eine ländliche Gegend. Absolut. Schön, dass du das ansprichst, weil ich war so dankbar über deinen Post, weil ich vor lauter Wut und Scham, Gefühl und bei mir war vieles dabei, keine richtigen Worte gefunden habe. Und ich war wirklich dankbar, dass du das so gepostet hast. Ja, ich fühle mich null nah zu diesem Menschen. Ich kannte ihn nicht. Wie sollte ich mich von ihm distanzieren? Aber es wurde natürlich von mir erwartet. Und ich habe es auch getan. Auch wenn es nicht richtig ist, habe ich es getan, weil ich mir gedacht habe, naja, die Leute sollten schon wissen, ich bin genau oder meine Eltern sind genau vor solchen Menschen nach Deutschland geflüchtet. Also wir wollten ja genau weg von solchen Menschen und deswegen sind wir hierher gekommen. Jetzt ist er quasi auch hier. Vielleicht würde die eine Person sagen Einzeltäter, Psychopath, sonstiges. Es gibt aber Stimmen, die dann sagen, er war Taliban-Sympathisant. Er kam aus der Taliban-Riege und das ist ja genau die Sorte Mensch, von der wir wegwollten und jetzt ist er da und hat sowas gemacht. Also war es mir schon wichtig zu sagen, hey, nee, dahinter stehe ich nicht und das passt mir nicht. Aber andererseits habe ich mich wieder distanziert von der Person. Und das ist auch das Thema über Privilegien zu sprechen. Ich habe keine deutsche Person gefragt. Hey, wie fühlst du dich nach Hanau? Was sagst du zu dem Attentäter von Hanau? Wie hast du denn reagiert oder wie ging es deiner Familie danach? Und das kann auch eine sehr liebgemeinte Frage sein, aber das würde ich mir im Traum nicht erlauben. Mir wird diese liebgemeinte Frage auch gestellt und da erlaubt man sich es einfach. Also man nimmt sich einfach das Recht vor, du bist ja Afghanin, weil es ist ja eh so witzig, dass man ja denkt, als Afghanin kennst du jeden einzelnen Afghanen hier in Deutschland. Es ist ja immer so, ach, du kommst aus Afghanistan, du kennst so Personen XY und da und da und übrigens auch aus Hamburg und aus Frankfurt und ich denke mir so, okay, wieso sollte ich denn alle kennen? Aber das ist ja eine Sache. Zu einem Attentat oder zu einem Attentäter das zu fragen, tut schon nochmal auf eine andere Ebene weh. Also so eine Frage gestellt zu bekommen ist immer nicht schön und es ist okay, ich kann damit umgehen. Ich hoffe, dass es an meinen Kindern irgendwann nicht ankommt. Weil das wäre dann natürlich eine Nummer krasser für mich. Ich meine, du hast ja was Wichtiges gesagt, also dass ihr ja praktisch auch Opfer wart von diesen Typen und das ist auch was ich auch so fehlende Empathie habe, weil ich einfach nicht verstehen kann, dass die anderen nicht ein bisschen denken könnten, dass man eben nicht distanzieren kann, weil man ja gar keine Nähe hatte, sogar ganz im Gegenteil, also auch Opfer von diesen Menschen waren, dass man nicht denken kann, dass egal ob Islamisten, Nazis, wer sie sind, dass wir alle gemeinsam Opfer sind, also warum soll ich mich mehr distanzieren, weil das ist sogar schlimm, ich kann mir das ja wirklich nicht vorstellen, dass es schlimm ist, wenn du gerade vor diesen Menschen flüchtest und dann musst du dich von diesen Menschen distanzieren, wo du sagst, also ich bin doch derjenige, der Opfer war und dann lass uns doch gemeinsam Verbündete sein und das gleiche ist ja auch mit dem anderen Typen, der Stützenberger, der auch, also man muss das ja nur gucken, auf YouTube gibt es ja hunderte Videos von diesen Menschen, dass man sagt, wir beide sind Opfer, also egal wer, wir sind da, wir müssen diese schlimmen Menschen ertragen, lass uns doch überlegen, was kann man gegen diesen Extremismus machen, ich würde da überhaupt, ich sehe da überhaupt keinen Unterschied und ich finde ehrlich gesagt auch zwischen Islamisten und Rechtsradikalen gibt es wenig Unterschied, also du kennst das ja vielleicht, deine Familie, die geflüchtet sind, ich kenne das auch aus der Türkei, aber auch hier von Islamisten, also in der Regel ist ja so, ich sag das immer meine Definition, vielleicht sollte ich mal auch darüber posten, also jemand, der mit seinem eigenen Glauben sich beschäftigt, ist ein Muslim, jemand, der mit dem Glauben von anderen sich beschäftigt, ist ein Islamist und das gleiche ist ja auch mit den Nazis, also jemand, der sich mit seinem Deutschsein beschäftigt, das machen die den ganzen Tag, aber wenn die beschäftigen sich mit dem Deutschsein der anderen, das sind die gleichen, also das ist die gleiche Mentalität, die sind genauso homophob, gegen Schwulenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, alle sind so ähnlich, deswegen versucht auch AfD auch türkische Extremisten anzusprechen, weil die ticken ja auch so, deswegen ist das halt wirklich sehr sehr interessant, also darüber nochmal so zu denken, ich glaube vielen ist das einfach nicht bewusst und ich hab mich auch, ich fand das ja auch, ich muss sagen, dass du den Post gesehen hast, der hat mich sehr beschäftigt, ich hab den auch direkt angeschrieben, weil der nämlich an sich auch folgt und viel teilt, aber immer wieder zu versuchen zu sagen, versuch doch mal in meine Lage zu versetzen, also du bringst mich, also das heißt, aus deiner Perspektive, du kennst mich nicht, du weißt gar nicht, wer ich bin, du kennst nur meinen Namen und mein Bild und gehst davon aus, ich muss mich distanzieren, weil ich aus der gleichen Gruppe wie dieser Mensch bin, also was für eine, also was für eine Zuschreibung eigentlich, du siehst mich gar nicht, also du machst im Endeffekt mich dazu, dass ich nicht zugehörig zu diesem Land bin, wo wir beide hier aufgewachsen, beide praktisch Bürger dieses Landes, beide deutsche Staatsbürger sind, aber du gibst mir das Gefühl, ich muss mich von diesem Menschen, der in Mannheim mit einem Messer jemanden getötet hat, weil seine Religion beleidigt worden ist und das ist, was mir immer so bis heute geblieben ist, dass ich den Kommentar nicht verstehe, weil auch viele das geliked haben und immer wieder gesagt haben, aber ist es so schwer, sich zu distanzieren und ich sag, also, wenn ich mich nicht identifiziere, ist es eine größere Distanzierung, eine Distanzierung zu sagen, ich distanziere mich, heißt, ich schaffe zuerst eine Nähe und dann distanziere ich mich, kann mich distanzieren von den Taten von meinem Kind, von meinem Onkel, von meinem Vater, weil ich in der Nähe ist und ich sag, diese Nähe muss jetzt gelöst werden, aber ich hab bewusst gar keine Nähe zu diesem Menschen, also egal, was der für ein Hintergrund hat, ob er deutsch, afghanisch, türkisch gewesen wäre, ich hätte in meinem Alltag mit diesem Menschen nie was zu tun gehabt, weil wir wahrscheinlich so unterschiedliche Welten leben, weißt du, was ich meine? Ich meine, ich wohne in Neukölln, hier gibt es alle möglichen Menschen, aber das heißt nicht nur, weil ich in Neukölln lebe, verbindet mich mit jedem Menschen auf der Straße irgendwas, also außer wir wohnen im selben Bezirk, aber darüber hinaus ist ja alles unterschiedlich, hier gibt es auch AfD-Wähler, wo ich sagen würde, muss ich mich jetzt von denen auch distanzieren, also das kann ich ja gar nicht. Ja, ja, ja, also nochmal eine andere kleine Feinheit noch dazu, ich weiß nicht, ob du das kennst oder so erlebt hast, ich habe mich immer auch ein bisschen indirekt distanziert, indem ich von Menschen gefragt wurde, also, ah ja, du kommst aus Afghanistan, ist ja super interessant und ach, guck mal, wir trinken Säckchen zusammen, also weiß ich ja ungefähr, wie deine Religionszugehörigkeit ist oder wie krass religiös du bist und dann wurde aber auch manchmal gefragt, und deine Eltern, also wie ist es da, trägt deine Mama Kopftuch oder trinkt sie Alkohol, wie ist es bei euch zu Hause und ich habe das früher immer ganz normal beantwortet, weil ich dachte so, das ist jetzt, ich bin in dieser Schuld, in der ich stehe und es ist meine Aufgabe, jetzt schnell nur mal die Angst wegzunehmen und zu sagen, hey nein, wir sind keine Terroristen, nein, ihr leider habt nichts mit meiner Familie zu tun und nein, meine Mama trägt kein Kopftuch, wir sind sogar Opfer von diesen Menschen und also nicht von Kopftuchmenschen, sondern von radikalen Islamisten und sind deshalb nach Deutschland geflohen. Diesen Satz habe ich mir wirklich, also ich habe mir diese Mühe gemacht und das immer wieder erklärt, um nochmal die Ängste wegzunehmen meines Gegenübers. Was dabei auf der Strecke geblieben ist, war halt, das ist mit meinen Gefühlen, also ich mag mich ja da und meine Familie, also erstens offenbare ich mich auf eine Art und Weise vor einer Person, die mir in dem Moment eigentlich gar nicht wichtig ist. Das ist eine flüchtige Person, was soll es dir überhaupt interessieren, wie meine Familie zum Thema Religion, Gott, sonstiges steht und zum anderen, wieso ist es mir so wichtig, dir die Angst zu nehmen, also meinem Gegenüber die Angst zu nehmen und schnell nur mal zu erklären, hey all good, wir sind gar nicht so. Das ist so tief drin, dass ich das heute noch gerne, also ich mache das mit Leichtigkeit und denke mir jedes Mal danach, hey stopp, was machst du da eigentlich, du kennst die nicht. Hast du jemals gefragt und wie sind deine Eltern so? Ich habe nie zurückgefragt, weil auch da habe ich mich nicht in der Position gesehen, diese Frage zurückzustellen, dabei hätte ich ja auch das Recht. Also ich könnte ja auch fragen, und bei euch so, also wie krass lebt ihr die Bibel eigentlich aus, also wie ernst nehmt ihr das Thema oder so? Hab ich nie gemacht, also das ist auch dieses Othering und eine Form von Islamophobie irgendwo, die so tief verankert ist, dass du dich gerade als Afghane, die jetzt echt nicht gut dasteht in den Medien, immer wieder erklären musst und die Ängste nehmen musst. Du siehst dich in der Pflicht. Kannst du das fühlen? Ja absolut, also es ist, wie sagt man, also diese gesunde Identität, die sehr notwendig ist und die entsteht halt durch die Zugehörigkeit. Wenn du dich permanent nicht zugehörig fühlst, dann musst du praktisch für deine Identität kämpfen, dann übernimmst du halt auch Sachen, die du eigentlich ja normalerweise nicht hättest. Das heißt, wenn du, also wie Mina, wie du auf die Welt gekommen bist, wenn du jetzt irgendwie in Kabul aufgewachsen wärst und nicht flüchten müsstest, wärst du wahrscheinlich auch eine ganz andere Persönlichkeit. Also ich meine nicht, weil jetzt irgendwie berufliche Sachen andere Sprachen, das ist klar, aber darüber hinaus auch von deinem Gemütszustand, und das ist so was, was ich oft nicht gesehen bin. Das ist auch so mein Kernthema bei diesem Podcast, weil ich dürfte nicht ich sein. Also, weil ich, ich sehe es jetzt bei meiner Tochter, du wahrscheinlich auch, das hat ja ein bestimmtes Temperament das Kind, also mein Kind ist sehr widerspenstig, sehr stur, hat einen bestimmten Humor und alles, und wenn dir das wachsen lässt, so wie sie denkt, dann wird sie auch eher so sein, wie sie ist, wie sie, wenn man gläubig ist, Gott geschaffen hat, wenn man nicht gläubig ist, wie die Natur sie geschaffen hat. Aber irgendwann kommt dieser Punkt, wie bei mir das war, dass dann irgendwann mal ich gar nicht irgendwie mehr Identität ausführen konnte, sondern es wurde mir zugewiesen, das heißt, ich war dann der Türke, der Kurde, der Ausländer, dann der Rapper, es wurden halt so Klischees zugewiesen, ich musste mich permanent verteidigen, irgendwann nimmst du das auch an, so wie du sagst, du verteidigst dich, du erklärst deine Eltern, nein, nein, also die haben nichts dagegen, dass sie Alkohol trinken und so weiter, weil es hätte auch sein können, dass deine Eltern jetzt gläubig sind, das heißt nicht, dass sie nicht Taliban sind, also sie hätte also, meine Mutter betet fünfmal am Tag, also sie kann nicht sich runterbücken, aber am Stuhl, das macht sie, aber die ist alles andere, als jetzt irgendwas mit Terroristen oder Taliban. Aber dann hättest du auch das Gefühl, dich zu schämen, weil das ist ein Klischees und das macht was mit dir, das heißt, dass du nicht so sein kannst, wie du gerne wärst und die anderen haben die Möglichkeit, sich zu entfalten und ich möchte halt, dass meine Tochter das auch hat, deswegen bin ich auch weggezogen von diesen Orten, ich möchte auch nicht, dass meine Tochter in eine Schule geht, wo sie praktisch so in die Fragen gestellt wird, ich möchte das, das habe ich, früher diese Selbstbewusstsein habe ich nicht gehabt, also auch diese Integration war ja immer so, du musst permanent zeigen, dass du praktisch so angepasst bist, dass die anderen sagen, ach, du fällst gar nicht auf, das heißt, je weniger du auffällst, desto mehr bist du integriert, aber die Identität ist ja eigentlich, entsteht ja, je mehr du akzeptiert bist, so wie du bist, so, aber wenn du dich jetzt nicht so zeigen kannst, wie du bist, weißt du, was ich meine, dann hast du ja schon ein Stück von deiner Identität verloren und das ist das, was auch ich irgendwie auch, also, das sehen die Leute nicht, ich sage, das ist immer so eine Kleinigkeit, also ich war in der letzten Firma, da war ich auch Gründungsgeschäftsführer, wir waren sehr international und da gab es zwei Mitarbeiter, die aus Indien kamen und die haben halt ihr Essen selber mitgebracht und die haben mit Händen gegessen und das fand ich so schön, weil ich da wusste, dieser Mensch fühlt sich hier wohl, ich hätte mir nicht getraut, ich habe mich immer geschämt in meiner Jugend, wenn meine Mutter, weil meine Mutter hat auch gerne, also nicht direkt mit den Händen, also mit so einem flachen, wahrscheinlich ist in Afghanistan auch, das flache Fladenbrot, damit esse ich, das esse ich auch sehr gerne, aber ich hatte immer das Gefühl, das ist ungebildet, das macht man nicht und so weiter, statt zu sagen, wer sagt das denn, das ist doch meine Familie, ich bin damit aufgewachsen, heute macht das mit Selbstbewusstsein oder westafrikanische Küche wird auch mit Händen gegessen, also wir haben Verwandte, also meine Mutter ist aus Nigeria und wenn wir in London sind, genießen wir das einfach so zu essen, das ist so selbstverständlich, aber dafür braucht man auch Eltern, Umgebung, wo du sagst, so wie du bist, das ist richtig, das bist du, so wie bei den anderen auch, es gibt nicht, Integration heißt nicht so zu sein, wie die anderen, Integration heißt in dem Land oder in der Straße, wo man ist, auf Gesetze zu achten, bestimmte Regeln zu achten, das ist aber auch keine, also das kannst du auch nicht aussuchen, dafür gibt es halt Gesetze, das heißt, so muss das ja können und das ist halt was ich, weißt was ich meine, also deswegen immer die Frage, wieso unsere Kinder aufwachsen, also ich muss, sorry, aber da muss ich jetzt ganz kurz, ich weiß nicht, wie es dir ging, hast du auch dein Pausenbrot versteckt, ich kenne, dazu gibt es auch ganz berühmte, tolle Beiträge aus Scham und das, heute denke ich mir, meine Mama hat mir das geilste Essen mitgegeben, so jetzt, wo ich selber kochen muss, denke ich mir manchmal, wie gerne hätte ich das jetzt gehabt, aber keine Ahnung, Samosas oder sonstige Geschichten, die es ja auch weltweit jetzt mittlerweile gibt und durch das Reisen kennst du jetzt auch die Menschen, die habe ich versteckt gegessen oder halt gar nicht erst ausgepackt oder ich hatte nicht Tupperware, Tupperdosen, sondern halt eher Tupperdosen von Aldi, also nicht Marke oder meistens auch gerne Almfolie und aus Scham habe ich es dann einfach im Schulranzen gelassen und dann später gegessen, also das betrifft ja auch ganz, ganz viele Menschen und da denke ich mir auch so, wieso, also das macht ja so viel mit meiner Identität und im Arbeitsleben, wie oft ich so getan habe, ich kenne Rassismus nicht, ist alles gut, ich habe nie Probleme gehabt, nur um alles zu verdrängen und den Menschen das Gefühl zu geben, ey, ich bin die super angepasste Person hier und teilweise richtig fake, also ganz oft beim Aufarbeiten überlege ich wirklich, welche Entscheidung kam intrinsisch von Nina als Person und welche Entscheidung habe ich gefällt, um jetzt Person XY im Arbeitsleben zu gefallen. Wann habe ich den, also weißt du, und es ist ja, super unangenehm, super unangenehm. Ich kann mir auch vorstellen, dass es vielleicht die ein oder andere Person gibt, die dann sagt, du hast doch damals gemeint, war alles cool. Ja, habe ich auch. Es gab echt Situationen, wo ich so getan habe, als wäre nichts, aber das war, heute würde ich sagen, aus heutiger Sicht, ja, es gab keinen Raum dafür, um darüber zu sprechen, es gab für mich kein Wissen, genug Wissen darüber, es war immer ein Gefühl und somit habe ich eine andere Identität angenommen oder hatte eine flexible Identität, würde ich nennen, die ja, super fluide war, was ja auch in Ordnung ist, aber teilweise echt nicht echt war und auch da, die Jahre müssen aufgearbeitet werden und mit dem Bewusstsein aber, ist halt jetzt der Erziehungsauftrag da, also heute lebe ich ein privilegiertes Leben, heute habe ich ein deutsch-afghanisches Kind oder zwei deutsch-afghanische Kinder und habe hier mein typisch schwäbisches Häusle und Gärtle und so weiter und jetzt ist halt die Frage, wie erziehe ich so, dass ich sage, du bist, so wie du bist, bist du richtig und sei so wie du bist und es ist vollkommen in Ordnung und du musst dich weder für Afghanistan schämen, was mich auch sehr beschäftigt, was, wenn mein Kind eines Tages, wie damals bei mir, also soweit ich gesagt habe, ich komme aus Afghanistan, habe ich Mitleid in den Augen gesehen, also entweder Furcht oder Mitleid, je nach Jahreszahl, ne, Anfang 2000, da war es eher Furcht und später war es eher Afghanistan, okay, also es war so, nee, du brauchst kein Mitleid in mir haben, alles gut, mir geht's gut, ich bin ein vollwertiger, normaler Mensch, es ist alles in Ordnung und dieses Gefühl möchte ich bei meinen Kindern nicht erzeugen und du siehst ja, was in den Medien über Afghanistan gezeigt wird, also schön ist davon nix, wenn mein Kind mich irgendwann fragt, Mama, komme ich wirklich daher, was antworte ich, ne, also wie zeige ich jetzt meinem Kind auch andere Seiten, damit es ganz selbstbewusst dastehen kann und sagen kann, ja, ich habe auch nur die andere Identität und zu der stehe ich und dazu muss man, glaube ich, erst diese Aufräumarbeit machen, ne, von sich selbst. Ja, das ist, es macht ja auch psychisch krank, also das ist, man muss sich vorstellen, was wir durchleben, ist im Endeffekt wie jemand, der seine sexuelle Orientierung nicht ausleben kann, wie jemand, der schwul ist und 40, 50 Jahre lang nichts sein kann und sogar eine Frau heiratet und so weiter, damit es ihr nicht auffällt, das sind die gleichen Traumas, das unterschätzen viele, weil das einfach, du kannst nicht du sein und das, was man, also ich war schon, eigentlich dachte ich immer, ich war schon politisch aktiv und ich habe schon sehr früh Antirassismus gemacht und ich habe dann später auch gemerkt, obwohl ich das dachte, wie viel ich trotzdem verdrängt habe, was ich gemacht habe, ich habe das immer so sehr rationalisiert, sehr politisch darüber diskutiert und so und so und dann macht man das und das und dann war ich ja auch, wie ich nach Berlin gekommen bin, sehr aktiv, wir haben gute Veranstaltungen gemacht, sehr selbstbewusst, aber das eine ist ja, wie gehst du damit um, verbal, also du kannst irgendwie schon verteidigen oder körperlich, ich habe auch wenig Angst körperlich gehabt, weil ich, also ich kann mich bis heute noch gut verteidigen körperlich, aber diese seelische Schmerzen, die habe ich immer total verdrängt, was das mit mir ausgemacht hat, dass ich nicht zugehörig gefühlt habe und das würde immer wieder mir, dass du diese kleinen Fragen, Anmerkungen geben, wie du gesagt hast, das ist Pausenbrot zum Beispiel oder sowas, ich kann mich noch erinnern, jetzt hatte ich, glaube ich, das habe ich ein Event gehabt auch, so ja, also wir haben kein Schweinefleisch gegessen, es gab praktisch gar keine Wurst und da, wo ich aufgewachsen bin, das war in den 80er Jahren, gab es auch nicht türkische Läden, wo man Sucuk kaufen konnte und dann gab es in deinem Laden, die das irgendwie gemacht haben, vielleicht für Türken, aber das war nicht die teuerste, beste Marke und dann habe ich mich auch geschämt, weil das Essen so, das stinkt ja nach Knoblauch, pack das wieder ein, was isst du dann da und dann hast du noch von diesen, das war, glaube ich, so dieses Freibankerzeugnis, im Nachhinein habe ich gemerkt, also sehr billig hergestellte Wurst und das Schamgefühl, Armut dann nicht dazugehören oder auch ich, das habe ich auch verdrängt gehabt, auch sich zu schämen, wenn die Mutter abholt, weil die Kopftuch trägt und nicht Deutsch kann, schlechtes Auto fährt schlechtes Auto fährt oder die Brötchen, die in Bayern Semmeln genannt werden, es gibt halt die ganz billigen, also diese Kaisersemmeln, die praktisch, kennen sie vielleicht in Baden-Württemberg auch und dann gibt es aber natürlich die bisschen teuren Sachen, die jedes Brötchen einen eigenen Namen hat und wir haben halt so, wir haben ja fünf Kinder und dann haben wir halt natürlich, weil die auch viel Brot gegessen haben, das hat damals fünf Pfennige gekostet, ein Stück, dann kaufst du halt 20 Stück davon zum Frühstück und auch diese Blicke von der Bäckerei und so, das habe ich alles verdrängt, das Schamgefühl permanent und immer diesen Druck, du musst dich irgendwie anpassen, du musst so sein wie du, wie die sind, aber auch jetzt im Laufenden, ich wollte nicht so sein wie die und nicht, weil ich die nicht mag, sondern ich bin halt nicht so wie die, also es ist ja auch ich mag mich so wie ich bin und das hat ewig gedauert, ich meine als Mann, ich weiß, als Frau hast du wahrscheinlich noch andere Herausforderungen, nicht in die Diskos rein zu dürfen, das ist so eine Erniedrigung, dass man jemand zu dir sagt, du kommst nicht rein, weil ihr zwei Männer seid, es muss eine Frau sein, damit du mit reinkommen kannst, als wärst du praktisch eine Krankheit, irgendwas, wo du praktisch nicht mehr zählst und was dann irgendwie dich dazu bringt, dass du praktisch ja eben, also wir haben auf Parkplätzen getanzt, wir konnten Breakdance machen, kam aber nicht rein, um das zu machen oder wenn wir reinkommen, so ein Breakdance gemacht haben auf der Tanzfläche, das werde ich auch nicht vergessen und das hat natürlich auch Mädchen angefangen, ich meine so mit 18, 19 und dann hat der DJ einfach die Musik ausgemacht und hat gesagt, hör doch mit dem N-Wort Musik, du tanzt ja so und rausgeschmissen, weil wir auffällig getanzt haben, das sind so tausend Sachen, also siehst du, bei mir kommt jetzt alles nochmal raus, obwohl ich denke, ich hab verarbeitet, also kannst du dir vorstellen, wie viel bei anderen Menschen, die nie darüber reden, noch da ist, die sich verdrängt haben, weil man das nicht aussprechen kann, ich glaube, das ist das Thema nochmal von der Kita, was du gesagt hast, das ist diese Abwehrreaktion von diesen erzählen, ja nicht auffallen, warum machst du es jetzt unnötig, also da ist doch nichts, also es wird doch negativer und schlafende Hunde zu wecken oder sowas, soll ja nicht sein, sondern so weitergehen, nicht darüber sprechen und psychisch krank werden, depressiv werden und ja, auch einige, die so assimiliert sind, dass sie tatsächlich auch ja selber rassistisch werden, weil die anderen sind dafür da, damit man immer wieder jedes Mal die Äden hat, du gehörst irgendwie nicht dazu, du tust nur so. Ja, also das mit den Clubs kann ich bestätigen, ich war immer das Mädchen, das dann Erbarme hatte und die Jungs mitgenommen hat, also erst durfte ich ganz lange gar nicht in einen Club, weil die Eltern haben dann versucht, obwohl die sehr super liberal sind, hier nochmal an der Kultur festzuhalten und es den wenigen Afghaninnen, die es hier gab, zu beweisen, dass wir so afghanisch wie möglich sind, auch nur mal ein Layer, womit ich zu kämpfen hatte, aber ja, als ich das dann irgendwann durfte, war es dann eher so, komm, ich nehme euch mit, weil ich weiß ja, ihr dürft nicht rein und je nachdem, wie viele es waren, habe ich dann oder meine Freundin nicht ausgereicht und dann wurden wir genauso rausgeschickt oder es hieß dann, ihr Mädchen dürft, aber die Jungs leider nicht, also das habe ich auch immer hautnah miterlebt und dann gab es aber auch manchmal so Ausreden wie, eure Schuhe sind nicht richtig. Ich weiß noch, wie wir im Kofferraum immer mehrere Paar Schuhe dabei hatten, um zu sagen, echt, sind die nicht richtig? Welche hättest du gern? Ah, okay, kein Problem. Und dann sind wir zum Auto, Schuhe umgezogen, wieder, ja, hey, nee, Bro, das geht nicht und was so, also ihr seid, und dann kamen halt immer diese Ausreden und dann genau, was ist, okay, wir nennen es noch nicht beim Namen, damals war das ja nicht so, aber wir wussten ja alle, worum es geht, also es war halt nicht erwünscht und diese Schwarzköpfe in Anführungsstrichen waren halt nicht erwünscht und dann konntest du dich anziehen, wie du wolltest. Ich weiß noch, wie wir uns tagelang Gedanken gemacht haben. Die Jungs haben uns dann Fotos geschickt oder gefragt, hey, ich will das und das anziehen, meinst du so komme ich rein oder komme ich so nicht rein? Ja, man ist wirklich gedanklich nochmal alles durchgegangen, wie können wir so unauffällig wie möglich durch diese Tür kommen? Das ist schon verrückt, weil du bist einfach nur ein junger Mensch, der zwischen zwei Kulturen aufwächst. Ehrlicherweise stehst du zu keiner so richtig, also gerade in der Pubertät bist du ja eh die Person, die so immer abweisend ist und sich denkt, ich will meinen eigenen Raum für mich haben und ihr Afghanen euch finde ich peinlich und bei den Deutschen möchte ich auch nicht dazugehören, das ist ja auch immer so ein Ding. Man hat einen riesen Challenge in der Pubertät, um damit überhaupt klar zu kommen und dann findest du deinen eigenen Schutzraum im Freundeskreis und bist da aber abgelehnt, weil du nicht angepasst genug bist oder nicht entsprechend aussiehst. Genau, ich kann mir das, scheinbar ist das ja auch bei der afghanischen Community auch so, in der türkischen Community war das ja auch so, da musst du ja auch entweder, es gibt ja, wenn du jetzt irgendwo aufwächst, wo jetzt alle türkisch und alle afghanisch sind, dann gibt es ja auch diese Heterogenität, das heißt, es ist ja auch gemischt, also in Kabul, wo irgendwie Taliban nicht waren, war ja die Gesellschaft ja genauso heterogen wie in anderen und da gibt es die Religiösen, dann gibt es die Atheisten, die Kommunisten und so weiter und so ist es ja auch in der Türkei ja auch, wenn ich jetzt in Istanbul bin, dann kann ich ja aussuchen, ob ich jetzt in G-Club gehe oder woanders hingehe, weil wenn du jetzt in so einer kleinen Community bist, praktisch, die so aus der Türkei sind, in einem Dorf, wo ich aufgewachsen bin, da hast du ja verschiedene Strömungen, aber nicht alle sind da und ich war sehr, ich wollte individuell sein, also ich wollte ja bestimmte Klamotten tragen, ich wollte einen O-Ring tragen, habe ich jetzt erst mit hohem Alter und ich durfte keinen O-Ring tragen, weil wer trägt denn schon O-Dinge, das ist ja irgendwie schwul oder weiblich oder sowas, ich habe so heimlich, ohne dass man ein Loch macht, so einen Klipser getragen und dann ab und zu, wenn ich das dann vergessen hatte, richtig Ärger gegeben, ich habe das irgendwie, zufälligerweise jetzt vor zwei Jahren, habe ich mit dem O-Ring angefangen, weil ich war ein kleines Kind, meine Tochter und ihr Onkel wollte so ein O-Ring, damit sie keine Angst hatten mit dem Loch, habe ich gesagt, komm, mach das bei mir, so bin ich an dem O-Ring gekommen, mein Kind hat es ja schon vergessen, aber jetzt merke ich, stimmt, das wollte ich mal als Jugendlicher und jetzt mit über 50 kann ich ein O-Ring tragen, aber was ich sagen will, ist, wenn du nicht individuell aufwachsen kannst und diese Privileg nicht hast, was jeder für jeden Menschen selbstverständlich ist, das ist halt was total Schlimmes und dann permanent dann auch noch von außen immer die Fragen gestellt, woher kommst du wirklich und bei euch ist das ja so, dann hast du halt die Wahl zwischen kompletter Anpassung oder kompletter Ablehnung und ein paar Klischees zu erfüllen, weil dir nicht ermöglicht wird, dass du sagen kannst, also ich sehe mich in erster Linie nicht als Türke, Kurde, wenn ich auf die Straße gehe, sondern als Erdal, also ich habe eine ganz eigene Persönlichkeit, damit beschäftige ich mich gar nicht, aber so wie bei dir wahrscheinlich, also ich glaube, im Alltag würdest du also wenig mit Afghanistan zu tun haben, außer ab und zu mal beim Essen, was auch wahrscheinlich inzwischen auch sehr individuell deine Familie ist, bei uns auch, aber es ist halt immer Thema und seitdem ich hier in Berlin wohne, ist es immer weniger Thema, das ist auch sehr interessant, alle denken so klein Istanbul, dann ist es nur türkisch, ganz im Gegenteil, also das interessiert keinen Menschen, hier wird wenig über, also in meinem Bekanntheitkreis wird fast nie darüber gesprochen, ob jemand türkisch, afghanisch, irgendwas ist, also überhaupt gar kein Thema, jeder kann wirklich individuell sein und seitdem habe ich das Gefühl, ich kann atmen, ich kann leben, wirklich, also und wie ist es aber bei deinen Eltern, die jetzt ja immer noch sehr ländlich wohnen, das ist wahrscheinlich, also ich glaube, in dem Vorgesperrten sagt, ihr habt jetzt ein Haus oder die Eltern haben ein Haus, sind ja praktisch so richtig in Schwaben, Schwabenländer angekommen, ausgebaut, sind sie jetzt ein Teil der Gesellschaft oder hast also es gab tatsächlich ein Treffen, bevor meine Eltern das Haus gekauft haben, weil sie die erste ausländische Familie waren, die in diese Straße ziehen wollten und dann gab es ein Treffen, wo die anderen HausbesitzerInnen mit unserem damaligen Hausbesitzer gesprochen haben und ihn überreden wollten, es nicht in ausländische Hände zu geben, er hat es uns damals erzählt und er hat halt auch ganz schlau eigentlich der so für Marc ist Marc, also ist mir egal von welcher Hand die Marc kommt, für mich ist das halt Geld, zu unserem Glück, dass er so pragmatisch war, da hatten wir echt Glück gehabt und es gab zunächst keine Offenheit, also ich kann mich erinnern, wie meine Mama versucht hat, sich vorzustellen an den Häusern mit kleinen Blümchen und Kärtchen und dass wir neu sind und es wurde teilweise die Tür nicht aufgemacht. Ein Nachbar hat uns, hat meine Eltern eingeladen und hatte dann extra ein Buch aus Afghanistan geholt, mit Post-Its drin und hat dann gefragt, okay und was sagen sie jetzt hier zu dem und dem Jahr, als das mit dem Terror anfing, was sagen sie zu den Taliban, in welche Beziehung kamen sie dazu und meine Eltern haben natürlich brav alles beantwortet, bloß den Nachbarn nochmal das Gefühl zu geben, ist das alles in Ordnung und heute sind sie, ich würde sagen gehören sie zu den beliebtesten Bewohnern in der Straße und genießen vollstes Vertrauen, also Rezepte werden ausgetauscht, meine Mama besorgt dann die speziellen Gewürze, die es halt in deutschen Geschäften nicht gibt und es ist eine wirklich innige Freundschaft da, auf die wir auch sehr stolz sind und die wir auch schätzen, also sehr toll, aber es war jetzt nicht so, dass sie mit offenen Armen empfangen wurden. Meine Eltern leben aber immer noch tatsächlich in einer Duktstellung und das hat glaube ich auch mit der sprachlichen Barriere zu tun. Sie können beide super gut Deutsch, aber nicht grammatikalisch gut, weißt du wie ich meine? Also sie reden total fließend und das ist okay und die kommen super gut klar, aber es kann halt passieren, dass da 10 Grammatik Fehler in zwei Sätzen sind. Und die haben halt gemerkt, okay das passt und wie ich dir schon erzählt habe, also es war jetzt nicht so, dass sie sich gedacht haben, ah ja jetzt bin ich im Asylheim und jetzt nehme ich mir erstmal einen Kurs und lerne erstmal Deutsch, das war eher okay. Ich habe hier Kinder, ich will ausziehen, ich möchte eine Wohnung, ich möchte in diesem Raum nicht mehr zu viert leben, ich habe Familien in Afghanistan, die momentan ausgrund von politischer Verfolgung nicht mehr arbeiten gehen kann, sondern Schutzbrauch zu Hause und wir kommen nicht aus armen Verhältnissen, also wir kamen wirklich aus sehr sehr guten Verhältnissen und dennoch konnten sie nicht arbeiten gehen. Sprich, die mussten ernährt werden und da entscheidest du dich halt für den Weg des schnellen Geldes. Mein Papa ist Künstler und zwar kein arg unbekannter Künstler, also aktuell hängen zwei richtig schöne Bilder von ihm im Lindenmuseum in Stuttgart, in der Ausstellung. Also er kann das und ich, soweit ich zurückdenken kann, er war immer derjenige, der eine Serviette und ein Stück Papier und einen Bleistift hatte und die tollsten Porträts gemacht hat nach Feierabend, aber dann wieder zerknüllt hat und gesagt hat, ach komm nee, es ist jetzt schon so lange her, ich bin nicht mehr so gut, also super schade und er fängt jetzt seit der Rente wieder an ein bisschen zu zeichnen und zu malen. Ja, er war nie arbeitslos, er hat geguckt, dass es läuft und bis zur Rente hat er durchgearbeitet um natürlich uns zu versorgen, die Familie, immer Mindestgehalt, also immer Mindestlohn, aber wir haben ganz okay damit gelebt, nur sprachlich hat es halt entsprechend dann gefehlt und was mich ein bisschen stört ist dieses, du kennst das bestimmt, es gibt ja diese Language Bias, dass Menschen dann denken, du bist weniger intelligent, weil du kannst die Sprache nicht und in Deutschland denkt man das glaube ich besonders gerne, also dann wird eine Person auf einmal geduzt, lauter angesprochen, langsamer angesprochen, also wirklich als wärst du so ein bisschen zurückgeblieben, weil deine Grammatik ist ja nicht richtig und das ist etwas, das haben sie super angenommen, also die leben damit voll gut und es ist auch für sie in Ordnung, aber das ist etwas, was mich sehr stört, weil ich mir denke, hey, nee, ihr seid beides Akademikerinnen, ihr habt beide studiert, ihr habt an der Kunstschule gelehrt und seine Kunst weitergegeben, meine Mama hatte einen super Job und nur weil wir jetzt hier sind und ja, weil meine Eltern halt den erstbesten Job angenommen haben, bedeutet das ja nicht, dass die weniger intelligent sind und entsprechend also das war ein Struggle, den haben sie heute noch, die werden immer mutiger, seit ich die auch so ein bisschen pushe und sage, hey, ihr habt eure Rechte. Keine Ahnung, mein Papa würde nie hupen, wenn jemand ihm die Vorfahrt wegnimmt oder nicht okay ist im Straßenverkehr, er denkt sich ich bin hier zu Gast, so muss ich damit klarkommen. Ja, also ich kann das, gerade das macht mich auch, finde ich, ich merke so, wie wütend das mich auch macht, weil man muss sich ja vorstellen, also objektiv gesehen ist ja so, dass zwei Menschen mit drei Kindern aus einem Land flüchten, politisch so viel Kraft haben, erstmal in einem Zimmer, in einem Flüchtlingsheim zu wohnen, zu arbeiten, ich weiß nicht, ob ihr alle drei studiert, aber du hast zumindest studiert, das alles zu schaffen, sprichst, also du hast selber studiert, deine Kinder haben studiert, du hast in einem Land was Neues angefangen und dann kommt jemand und bewertet deine Sprache, die zweite Sprache, vielleicht spricht der sogar noch andere Sprachen, also viele Menschen, die jetzt gebrochen Deutsch sprechen, heißen, dass sie mindestens eine andere Sprache sehr gut können. Und das ist also sowas, irgendwie auch gerade, ja, also ich möchte gar nicht so Deutschland bächen, ich glaube, das liegt an der Sprache, wie wir es so in Deutschland immer so bewerten und sofort, wie du es gesagt hast, eben, wenn jemand grammatikalisch nicht gut ist, sofort bewerten oder Akzent wird bewertet und so weiter, das ist halt, also meine Frau spricht wirklich wenig Türkisch, aber immer, wenn wir in der Türkei sind und sie spricht ein paar Wörter, jedes Mal ist eine Bewunderung und sagen, wie hast du das gelernt, wie hast du das gemacht und keiner sagt, sie kann ein bisschen Türkisch, sondern sie spricht Türkisch und es mir jedes Mal ein Rätsel sagt, nein, die spricht nicht Türkisch, aber es ist eine Wertschätzung, weil diese Leute schon alleine, weil die selber das nicht können, wenn jemand eine weitere Sprache kann, ist das schon eine Wertschätzung ja da und deine Eltern, was sie alles geleistet haben, das ist schon, also ich habe absolut Respekt vor diesen Menschen und ich habe auch früher sehr falsch über meine Eltern gedacht, auch über die erste Generation gedacht und Schamgefühl gehabt, weil es immer eingeredet wird, so bei den Türken ist es ja so, die Falschen sind ja da, an sich sind die Türken ja viel moderner, nur die Gastarbeiter sind schlecht und ich denke, das stimmt doch gar nicht, ich meine, wer schafft das heute auch, man kann sich ja direkt bewerben, einen Job zu haben in Deutschland, anzukommen, wie viele Leute schaffen das nicht mal aus der Türkei, die Akademiker hier nochmal ein Leben aufzubauen und meine Eltern, meine Mutter ohne Lesenschein hat das geschafft, fünf Kinder groß gezogen, so was für eine Leistung und das wird nie anerkannt, sondern es ist immer defizitär, immer fällt irgendwas, statt zu sagen wow, also wirklich wow und ich möchte das nicht erleben, also wenn ich mir vorstellen müsste, ich bin sprachermächtig, ich habe eine gute Position, ich habe ein tolles Leben und dann gehe ich in ein anderes Land und dann werde ich gedutzt, mit mir wird schlecht gesprochen, wie stark muss man dann sein, wie resilient muss man dann sein, wie deine Eltern, das trotzdem zu schaffen, was für eine Stärke zu haben, obwohl du davor an der Uni gelehrt hast, mit den Flügeln zu fahren und das zu schaffen, deinen Kindern diese Bildung zu geben, wirklich Respekt, also eigentlich müssen die deutschen Nachbarn, also sie haben bestimmt auch einige was geschafft, aber unabhängig von der Sprachgrammatik eigentlich so begeistert sein, von der Leistung, die sie gebracht haben, das finde ich halt wirklich sehr, sehr schade, dass diese Menschen das oft nicht bekommen, immer, also auch bei meiner Mutter, sie würde jetzt nie eingebürgert, weil sie nicht Deutsch kann, es gab ja bei dem neuen Gesetz, aber im bestimmten Jahr, da trifft es bei ihr auch nicht so, das heißt, obwohl sie über 40 Jahre in Deutschland war, uns großgezogen hat, Enkelkinder, obwohl ich alleine mit meinen Steuern seit Deutschland unterstütze, Arbeitgeber bin, meine Mutter mich dazu gebracht hat, sie wird nicht ein Teil dieses Landes sein, sie wird nie den Pass bekommen, wegen der Sprache, obwohl sie eigentlich niemandem schadet, also jetzt lebt sie auch öfter in der Türkei, auch wenn sie hier leben würde, sie braucht nichts, sie muss ja, also ihr nicht Deutsch können, schadet maximal ihr, aber sonst niemandem, trotzdem kriegt sie nicht diese Wertschätzung. Was ich besonders spannend fand, und ich glaube, ich bin ein kleiner Spätsünder, ich war erst dieses Jahr auf Mallorca, das erste Mal, und wir sitzen im Mietwagen, und es läuft Deutschland Radio, und da wird darüber gesprochen, ja, euer deutscher Steuerberater ist da und da, und den deutschen Rechtsanwalt erreichst du da und da, und nur deutsche Zahnärzte, und also wirklich, es wurde die ganze Zeit auf Deutsch gepocht, das war wirklich spooky für mich, also ich dachte mir so, warte mal, was ist hier los, und klar, unser Hotel war mit mehr deutschen Menschen belegt, das ist ja auch in Ordnung, also dachte ich mir, vielleicht ist das normal, dass man mit den Mitarbeitenden auf Deutsch spricht, von mir aus, aber hey, lass doch mal nach Palma fahren, auch in die guten Gegenden, jetzt nicht Ballermann, sondern, und lass mal ein bisschen gucken, wie es dort ist, weil das kann ich mir nicht vorstellen, das kann doch nicht wahr sein, und älter, es wurde einfach erwartet, es wurde, es war quasi Basiswissen, und ich weiß noch, es gab teilweise empörte Gesichter, wenn eine Kellnerin oder ein Kellner nicht auf Deutsch geantwortet hat, das war dann eher so, wie jetzt, warum muss ich mich jetzt umstellen, oder was, und da dachte ich mir so, wow, Freunde, wow, weil, wenn hier jemand mit Akzent spricht, wird diese Person, oder grammatikalisch nicht korrekt spricht, wird diese Person für unintelligent erachtet, und ihr intelligenten EuropäerInnen, die christlich sind, und weiß sind, und so fortgeschritten sind, geht jetzt auf eine Insel, und kein Millimeter Richtung Spanisch, sondern wirklich die Grundhaltung, natürlich will ich da jetzt nicht pauschalisieren, es gibt bestimmt auch die anderen, aber ich habe diese Grundhaltung gespürt, und da dachte ich mir, ah ja, ganz ehrlich, in Zukunft gehe ich da nicht mehr drauf ein, also sonst war es immer so, dass ich da den Menschen Recht gegeben habe, und gesagt habe, ihr habt Rechtssprache, es macht sie, ich auch so, aber es gibt natürlich auch Familiengeschichten, da war halt die Arbeit in dem Moment wichtiger, man hatte keine Zeit für Kurse, und so weiter, und durch die Historie ist das dann nicht zustande gekommen, aber seit ich jetzt auf Mallorca war, kann ich jetzt auch ein bisschen in die andere Richtung kommentieren, und sagen, guckt hier mal bitte dort den Deutschen einmal, da sieht es ein bisschen anders aus. Überall, also ich habe noch nie gesehen, in keinem Land, wo Migranten nicht irgendwie auf ihr Herkunfts, also Kultur mitgebracht haben, Läden, Essen, also du kannst in Thailand, in Pattaya deutsch essen, Schweinebraten essen, also ich war, wie ich das esse. Und das ist auch schön. Also ich sage ja, also für mich ist es sowieso egal, ich genieße das ja, deswegen wohne ich ja auch in Berlin, und finde es schade, dass es nicht so viele Auswahl wie in London gibt, also könnte noch mehr sein, aber diese Leute, die so tun, die sind also immer, also in der Türkei, in Alanya gibt es deutsche Restaurants, und die Leute brauchen das keiner von denen spricht richtig Türkisch, mit bisschen Türkisch kommen sie durch, aber es ist halt eben diese, teilweise Doppelmoral von einigen, Unwissenheit, aber es ist auch so ein bisschen auch, ja, wieder immer wieder zurückzukommen am Anfang, welche, also diese Projektion, welche Kultur ist eher wert, also als andere, weißt du, so, das ist halt deutsch, das ist spanisch, aber so türkisch, arabisch, afghanisch, das will man halt nicht gern haben, das ist auch bei Sprachen, viele beschweren sich, dass angeblich im Bus oder irgendwo nur türkisch gesprochen wird, keiner würde sich darüber aufregen, dass spanisch gesprochen wird, oder englisch, oder französisch gesprochen wird, das ist natürlich, also Rassismus, also ich rede auch mit meiner Tochter in der Öffentlichkeit türkisch, weil sie, sonst kann sie nicht türkisch lernen, und ich merke schon bei Blicken und so weiter, wenn die dann irgendwie auf deutsch antwortet, gucken sie auch immer, weil natürlich spricht sie besser deutsch als türkisch, was ich sehr schade finde, aber wie gesagt, das hat was mit Selbstbewusstsein zu tun und das ganz klar zu machen, das ist ihre Muttersprache, und ich möchte, dass ihre Muttersprache spricht, in der Schule kann sie deutsch sprechen, aber sie soll wissen, sie hat eine andere Identität noch, was jetzt Herkunft angeht, und das sollte sie, ja, mit Freude leben, mit Stolz, ich würde nicht zulassen, dass irgendwelche Leute ihr einreden, sie ist irgendwie falsch, oder türkisch ist sehr falsch, deswegen geht sie in eine deutsch-türkische Kita, was ich sehr gut finde, und bis jetzt, toi toi toi, hat sie, also ich fühle es jetzt gar nicht, also sie hat weder negativ, noch besonders positiv, dass sie irgendwie türkisch spricht, oder sowas, das ist für sie so wie ihr Alltag, das ist so selbstverständlich, in der Kita gibt es Kinder, die sprechen einige türkisch, einige nur deutsch, einige beides, und auch mit Hautfarben, also ich bin so froh, das, was du gesagt hast, finde ich echt schlimm, aber, also meine Frau unterrichtet ja auch Erzieher, also bildet auch aus, muss jemand noch mal das erzählen, kann ja auch Tipps geben, ja, weil das ist so unnötig, also, naja, Mina, wir haben echt lang geredet, ich könnte noch länger reden, sehr, sehr spannend, also wirklich, vielen, vielen Dank für deine Perspektive, man merkt auch, egal wie viele Folgen ich aufnehme, jeder Mensch hat eine andere Perspektive, und deine Perspektive hat mich wirklich sehr bereichert, und das fand ich sehr, sehr gut, sag ich könnte noch stundenlang mit dir reden, gibt es noch irgendwas, was du noch mitteilen willst, einen letzten Satz für die Zuhörer und Zuhörenden? Ich sag einfach nur, Vielfalt verbindet, lasst euch drauf ein, weil Vielfalt ist was Wunderschönes, und kann wirklich verbinden, und daraus kann ganz viel Positives entstehen, so heißt übrigens auch meine Agentur, Diversity Connects, das ist mir sehr, sehr wichtig, das ist ein Kernanliegen, man muss nicht immer in die Opferrolle, es ist nicht immer negativ, lasst uns wirklich positiv auf das Thema schauen, und das Beste daraus ziehen, weil was gibt es Schöneres als Vielfalt, das würde ich gerne sagen. Vielen Dank, ich kann das nur unterstreichen, weil Vielfalt ist auch nicht nur deutsch und migrantisch, Vielfalt ist auch innerhalb der Gesellschaft, und viele unterschätzen das, das heißt, ich habe heute auch viel mehr über Menschen aus Afghanistan gelernt, gesprochen, als ich jetzt davor angenommen habe, deswegen auf jeden Fall kann ich das unterstreichen, und also wenn das live geht, in den Show Notes sieht man auch deine Kontaktdaten, auch LinkedIn-Account, also wenn jemand Fragen hat an Mina, gerne direkt an sie stellen, auch auf der Webseite von ihrer Agentur, da könnt ihr euch gerne beraten lassen, also ich habe schon in dieser kurzen Zeit sehr viel gelernt. Vielen, vielen Dank Mina, und vielen Dank an die, die zugehört haben, und ich wünsche euch, also wir sind jetzt kurz vor Sommerferien, wahrscheinlich geht das live nach den Sommerferien, ich hoffe, ihr habt alle einen schönen Urlaub gehabt, und freut euch auf selbst. Tschüss, macht's gut. Vielen Dank, tschüss, danke. That man remains great under all circumstances.