"Woher kommst du wirklich?"
Wie oft hast du die Frage "Woher kommst du wirklich?" schon gehört oder selbst gestellt? Die Frage wird oft leichtfertig gestellt, als wäre sie ein einfacher Eisbrecher. In einer Gesellschaft, in der selbst unter besten Freunden nicht nach dem Gehalt gefragt wird, scheint es erstaunlich, dass die Frage nach der "Herkunft" als so banal angesehen wird.
Sie ist weit mehr als eine neugierige oder beiläufige Frage. Sie öffnet eine Tür zu einem Labyrinth aus emotionalen Erfahrungen, impliziten Annahmen und tief verankerten Stereotypen. Dahinter können sich komplexe und intime Lebensgeschichten verbergen, die ebenso Traumas, Schmerzen, Ängste und Sorgen enthalten können.
Im Podcast "Woher kommst du wirklich" werden genau die Menschen zu Wort kommen, denen diese Frage regelmäßig gestellt wird – sei es wegen ihres Aussehens oder ihres "anders" klingenden Namens.
Doch entgegen dem, was der Titel vermuten lässt, geht es in diesem Podcast nicht um die Herkunft meiner Gäste.
Stattdessen sprechen wir über das, was wirklich zählt: die einzigartigen, komplexen und emotionalen Geschichten der Menschen.
Ich folge in meinem Podcast keinem Skript, und es gibt keine vordefinierten Fragen. Mein Gast und ich öffnen unsere Herzen und Emotionen und gehen auf eine Entdeckungsreise durch unsere Vergangenheit und Erfahrungen.
"Woher kommst du wirklich?"
Episode 23: Rassistische Mikroaggressionen - Kleine tägliche Nadelstiche, große seelische Wunden // mit Yasmin Preis
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"Als Kind habe ich mich vehement dagegen gewehrt, Tagalog mit meiner Mutter zu sprechen, weil die Kinder mich aufgezogen haben. Heutzutage bin ich stolz auf diese Wurzeln und die Kultur, die mich geprägt hat."
Yasmin Preis, Tochter einer philippinischen Mutter und eines deutschen Vaters, teilt in der neuesten Episode ihre Erfahrungen mit der Frage: „Woher kommst du wirklich?“ und wie schwierig es ist, Teil der deutschen Gesellschaft zu sein, wenn man nicht die Dreifaltigkeit von Sprache, Name und Aussehen erfüllt. Yasmin beschreibt, wie sie schon als Kind mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert wurde, was sie dazu brachte, ihre philippinischen Wurzeln zu verleugnen, um dazuzugehören.
Sie erzählt von ihrer Kindheit auf dem Land, wo sie und ihre Schwester aufgrund ihres Aussehens und ihrer Herkunft oft ausgegrenzt wurden. Ein Beispiel hierfür ist die Geschichte ihrer Schwester, die bei einer Aufführung im Kindergarten nicht geschminkt wurde, weil sie bereits „chinesisch“ genug aussah. Wir sprechen auch darüber, wie das Fehlen einer unterstützenden Community die Zugehörigkeit erschweren kann. Yasmins Mutter, die vor 50 Jahren als Krankenschwester nach Deutschland kam, erlebte Rassismus in einer Zeit, in der es noch weniger Verständnis und Akzeptanz für Migranten gab und keine Möglichkeiten des Austausches mit anderen in derselben Situation.
„Ich musste schon als kleines Kind lernen, dass ich anders bin, weil mir gesagt wurde, meine Nase sieht anders aus oder ich wurde als 'schwarzer Bleistift' bezeichnet. Das hat tiefe Spuren hinterlassen.“ Yasmin teilt Geschichten aus ihrer Kindheit und berichtet von den Herausforderungen, die sie und ihre Familie aufgrund ihres multikulturellen Hintergrunds in Deutschland erlebt haben.
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie schmerzhaft es ist, wenn du in deinem eigenen Zuhause, in deiner Wohnung in Schöneberg, nicht als der Mensch akzeptiert wirst, der du bist, weil dein Aussehen nicht den Erwartungen entspricht.“ Yasmin erzählt eindrucksvolle und schmerzliche Geschichten, wie die eines Nachbarn, der ihr nach ihrem Einzug in ihre neue Wohnung in Schöneberg sagte, dass sie nicht die „richtige“ Bewohnerin sein könne, weil ihr Aussehen nicht dem Namen auf dem Klingelschild entsprach. Oder als ihre Mutter sie besuchte und von einem Nachbarn gefragt wurde, zu wem sie gehöre, als sie den Müll herausbrachte – ein kleines, aber tief verletzendes Beispiel für Alltagsrassismus.
„Dieser Mini-Rassismus, diese kleinen Erlebnisse, die ja gar nicht so schlimm scheinen, weil schließlich wurden wir nicht verprügelt oder beschimpft – das sind die täglichen Nadelstiche, die uns signalisieren, dass wir nicht wirklich dazugehören.“ Yasmin spricht auch über die vielen Facetten des Rassismus in Deutschland, die oft im Verborgenen bleiben. Durch Yasmins Geschichten aus ihrem Alltag wird deutlich, dass Rassismus nicht immer laut und offensichtlich sein muss, um tief verletzend und ausgrenzend zu wirken.
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Yasmin Preis ist Beraterin für Employer Branding und HR Marketing. Sie ist die Gründerin von Belong Branding und h
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Podcast LinkedIn Profil:
https://www.linkedin.com/company/woher-kommst-du-wirklich/
Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald
Ja, ich glaube wirklich, dass es nicht leicht war, für meine Mutter in dieser Welt Fuß zu fassen. Und das braucht einfach auch die Erfahrung anderer Expats, anderer Filipinas, Filipinos, aber auch anderer Nationalitäten, die so ein bisschen nachvollziehen können, wie du dich gerade fühlst. Ich glaube, das, was wichtig ist, dass man nicht allein ist. Das merke ich jetzt auch nach wie vor, das ist so das eigentlich das Allerwichtigste. Weil die Menschen verstummen, weil man kann sich nicht austauschen. Wenn man ausgegrenzt wird, braucht man irgendeine Gruppe, zu der man irgendwie dazugehört. Also sonst ist man ja komplett ausgeschlossen. Herzlich willkommen in einer weiteren Episode. Woher kommst du wirklich? Heute habe ich eine Gästin, die auch in der kleinen Stadt wohnt, Berlin, und auch nicht so weit weg von mir. Ich bin Neukölln. Meine Gästin ist in Schöneberg. Jasmin Preiss heißt meine Gästin. Sie ist Medienwissenschaftlerin und macht Beratung für Employer Branding, hilft Unternehmen praktisch Fachkräfte zu finden, die besten Leute zu finden. Dafür braucht man natürlich gutes Branding. Das macht Jasmin. Herzlich willkommen, Jasmin. Hallo, lieber Erdal. Ich freue mich sehr, heute bei dir zu sein. Ich freue mich auch, dass du meine Gästin bist und dass du heute teilnimmst. Vor allem, ich habe mit vielen Menschen gesprochen, aber direkt aus Berlin. Ich muss mal überlegen. Durch einen Nachbarn von dir, der auch in der Nähe wohnt. Mit Shai habe ich gesprochen, der ist auch aus Schöneberg. Und sonst viele Menschen, ja fast überall aus Deutschland. Sogar eine, die in Kanada lebt, aber auch ausgewandert ist aus Deutschland. Jasmin, dieser Podcast heißt ja, woher kommst du wirklich? Und ich starte mal gleich mit dieser Frage. Ich frage dich nicht, aber ich frage dich, ob diese Frage dir schon mal gestellt worden ist? Ja, lieber Erdal, diese Frage wird mir fast täglich gestellt. Von ganz unterschiedlichen Menschen und ich glaube auch aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Und was ich so toll finde, ist an diesem Podcast und an deiner Frage, wie man sich da fühlt, ist tatsächlich, dass ich mir mal Gedanken machen musste, wie ich mich wirklich fühle. Weil wir, glaube ich, in einer Welt leben, gerade wenn man auch im Marketing, in den Medien arbeitet. Ich bin da seit über 15 Jahren. Da musst du dir ein dickes Fell zulegen. Du musst Stärke ausstrahlen, eine gewisse Selbstsicherheit. Und vielleicht hat das auch zu meiner bisherigen Antwort geführt, dass ich gesagt habe, naja, also die Leute, die sind halt irgendwie neugierig und interessiert. Und ich bin ja auch froh, wenn die das fragen, weil dann kann ich ein bisschen was über meinen Hintergrund erzählen. Das ist auch nicht ganz falsch. Ich erzähle gerne was über meine philippinische Mutter, die jetzt am Wochenende 50 Jahre in Deutschland gefeiert hat. Und ich erzähle gerne was über diese Hintergründe und warum ich so bin, wie ich bin. Aber ich habe tatsächlich jetzt nochmal darüber nachgedacht, was es vielleicht tief in mir auslöst. Und es löst dann doch tatsächlich tief in mir aus, dass dieser Mensch, der mir gegenübersteht und mir diese Frage stellt, vielleicht denkt, dass ich doch nicht wirklich dazu gehöre. Selbst wenn ich sage, ich komme aus Mainz, ich bin deutsche Staatsbürgerin, aber woher kommst du wirklich, heißt, du gehörst nicht wirklich dazu. Du bist nicht eine von uns. Und das erfährst du schon ganz, ganz früh, schon im Kindergarten. Ja, vielleicht ist das nicht die schönste erste Frage, die jemand stellen sollte. Ja, interessant. Ich merke, dass das sehr beschäftigt, weil es ist halt immer interessant, bei dieser Frage, also auch für die Zuhörer nochmal, um klar zu sein, es geht nicht darum, woher kommst du, weil das wird in Berlin, fragt man sich permanent, weil ich komme aus Bayern, du kommst aus Mainz. Das wäre sehr interessant. Aber es geht um diese Frage, woher kommst du wirklich, immer sehr wirklich. Wie du gesagt hast, es wird angenommen, du hast ja einen anderen Hintergrund. Es kann ja nicht sein, dass du irgendwie schon immer hier warst, aber du bist ja auch schon immer hier gewesen. Und ich finde es halt wirklich interessant. Also ich werde nicht mehr so oft gefragt, das ist sehr interessant. Und ich glaube, das liegt daran, dass die Menschen schon sehr früh trennen. Also es gibt so türkisch, arabisch, die sehen auch so aus wie ich, die wissen das schon. Oft werde ich nicht direkt gefragt, sondern irgendwie schon angenommen, darauf angesprochen. Also es wird dann so bei euch, bei den Muslimen ist das so und so. Oder Erdal Kennerle wird sofort über Politik geredet. Ich werde auch mal gefragt, auch im Zug schon mal gefragt worden, von meiner Tochter, von wildfremden Personen. Aber es ist sehr interessant bei dir, du bist ja auch so Jasmin-Preis für mich. Also ich würde nie auf die Idee kommen, wenn ich dich sehen würde, wo du wirklich herkommst. Also ich würde eher fragen, woher kommst du, wegen Mainz. Weil viele Menschen, glaube ich, auch in Schöneberg und Neukölln kommen von irgendwoher. Aber danach die zweite Frage, woher kommst du wirklich, würde ich gar nicht fragen. Also das ist ja irgendwie anscheinend auch so, ich kann mir auch vorstellen, dass viele Menschen auch sowas exotisieren. Also bei dir irgendwas sehen und dann geht es wahrscheinlich, also wie ist dann die Reaktion? Also deinerseits und wenn du dann irgendwie sagst, dass deine Mutter ursprünglich von woanders kommt, geht es dann meistens über deine Mutter oder gar nicht mehr über dich. Wie ist das dann erfahrungsgemäß? Wie soll ich das sagen? Also ich glaube, das ist ja das, was ich vorhin meinte, diese Frage kommt von unterschiedlichen Perspektiven. Also ich werde zum Beispiel von jedem Taxifahrer gefragt, woher kommst du. Das sind ja dann auch oft Menschen, die ich selbst mit migrantischem Hintergrund lese. Und da gehe ich dann davon aus, dass die eine Gemeinsamkeit suchen. Also sie sehen meinen Namen, Jasmin, und denken, das könnte ja auch was Arabisches sein. Sie sehen dann mich und suchen erst einmal nach einer Gemeinsamkeit. Das ist dann eine Frage, da bin ich schon drauf vorbereitet und dann kommt die ganze Klaviatur. Ich komme aus Mainz, meine Mama kommt aber aus den Philippinen, mein Papa ist Deutscher. Und dann geht das Gespräch richtig los. Wenn ich das von weißen Menschen gefragt werde, kann das ja nicht erst einmal aufgrund dessen sein, dass der Mensch denkt, ich suche nach Gemeinsamkeiten, sondern dieser Mensch sucht erst einmal nach Unterschieden. Dieser Mensch versucht gerade herauszufinden, ob von mir eine Gefahr ausgeht oder nicht. Und überlegst, jeder Mensch muss irgendwie am Tag 20.000 Entscheidungen treffen. Und entscheiden, stellt der Mensch, den ich noch nie gesehen habe, mir gegenüber eine Gefahr da oder nicht. Und dann ist es wahrscheinlich, aus unserem Innersten heraus, irgendwo natürlich diese Frage zu stellen. Und dann tritt das bei mir einen Prozess los, den ich eigentlich gar nicht will. Nämlich, dass ich anfange, mich zu rechtfertigen, warum ich Deutsche bin und ein deutscher Staatsbürger bin. Und warum ich eigentlich in Wirklichkeit viel mehr Teil von deiner Gruppe bin, als von der, der du mich gerade zuschreibst. Das heißt, ich fange an mit der Erklärung, bin ich ein guter Ausländer oder ein schlechter Ausländer? Oder wie deutsch bin ich eigentlich? Und dann fange ich an mit, ich bin hier geboren, du hörst ja, dass ich gut Deutsch sprechen kann. Und ich habe eine gute Ausbildung, ich zahle hier Steuern und so weiter. Und dann denke ich mir immer, warum erkläre ich dir das eigentlich? Warum hast du das Recht, darüber zu entscheiden, ob ich ein guter Ausländer bin oder ein schlechter Ausländer? Aber ich mache es natürlich automatisch, damit dieser Mensch denkt, von mir geht keine Gefahr aus. Ich habe wahrscheinlich sogar noch was davon, wenn ich mich mit dieser Frau unterhalte. Und dann denke ich mir gleichzeitig, ich kann all diese Argumente bringen. Ich kann, ich bin vielleicht vielen Deutschen, das klingt jetzt schlimm, sprachlich überlegen und auch besser situiert als viele. Das heißt, ich kann von meinem Hohen Ross ganz anders sprechen als vielleicht der kleine Junge, der migrantisch gelesen wird, der zu Hause kein Deutsch spricht und, was weiß ich, von Friedrich Merz als kleiner Pascha beschrieben wird. Der hat damit nochmal ganz anders zu kämpfen als ich. Und deswegen finde ich es einfach gut, dass wir uns heute hier unterhalten und Geschichten nach außen tragen und Brücken bauen, dass eben Menschen nicht denken, von diesem Mensch, der schwarze Haare hat und braune Augen, geht eine Gefahr aus. Also dein Vater ist ja Deutsch, deine Mutter wahrscheinlich auch inzwischen. Aber ich denke, wenn ich jetzt nur das aussehe, weil ich meine, ich habe auch ein Kind, das Kind, also wenn ein Teil muttersprachlich Deutsch spricht, also meine Frau, die Mutter von meiner Tochter, die ist natürlich auch woanders geboren, aber hat auch einen deutschen Vater. Und ihre Muttersprache ist Deutsch und wir kämpfen damit, dass meine Tochter ein bisschen Türkisch lernt, weil Deutsch ist so selbstverständlich, das ist halt ihre Sprache. Das heißt, sie kennt ja nichts anderes, also bei dir ist das ja auch, du kennst ja nichts anderes. Das heißt, wenn du jetzt zufällig blond gewesen wärst, dann mit blauen Augen, wäre das Thema ja gar nicht da. Also das finde ich echt ein Phänomen, was das ausmacht. Das Kind sieht sich ja selber nicht. Das heißt, also meine Tochter sieht ja noch nicht den Unterschied, also dass sie überhaupt unterschiedlich aussieht. Sie würde nie auf die Idee kommen, dass sie nicht Deutsch aussieht. Also sie weiß ja nicht mal die Hautfarben zwischen schwarz und weiß, obwohl wir schwarze Verwandte haben, weil sie das als äußeres Merkmal noch nicht kennengelernt hat. Also wenn sie was beschreibt, also letztes Mal hat sie beschrieben, dass sie Hausmeister ist und wir haben gesagt, wie sieht der denn aus oder was hat sie beschrieben, aber ich wusste das nicht. Dann habe ich ihn gesehen, dann war ein schwarzer Mensch aus dem afrikanischen Land. So, ich habe mit ihm kurz gesprochen, aber meine Tochter hat bei der Beschreibung nicht gesagt, er ist schwarz, weil sie auch von unserem Verwandten auch, von den Cousins von meiner Frau, die aus Nigeria sind, in London wohnt, auch kennt, wenn wir sehen, also sie weiß nicht, dass es die schwarzen Menschen sind. Wenn ich jetzt zurückdenke, Jasmin, als Kind, du denkst es ja auch nicht, das heißt, irgendwann merkst du durch die Fragen der anderen, dass du anscheinend ja anders aussiehst. Kannst du dich erinnern an die ersten Fragen, wo du dann gemerkt hast, dass du anders aussiehst? Weil ich glaube, als Kind merkst du es ja erstmal ja gar nicht. Genau, es ist lustig, ich muss erstmal, meine Kinder wachsen ja auch in Berlin auf und meinen Kindern geht es genauso. Also die sehen tatsächlich diese Hautfarben nicht und das hängt einfach daran, dass sie von Anfang an sehen, es gibt einfach verschiedene aussehende Menschen und das finde ich wunderbar, weil Repräsentation dann im Endeffekt dazu führt, dass es zur Normalität wird. Ich bin auf dem Land groß geworden, meine Eltern hatten da eine Hausarztpraxis in Rheinland-Pfalz und ich habe nochmal so ein bisschen überlegt, wie das war, als ich dort hingezogen bin. Mir sind dann so zwei Sachen aufgefallen. Erstmal noch die Zeit, von der du gerade sprichst, wenn du noch gar nicht merkst, dass du eigentlich anders aussiehst. Ich weiß noch, so mein erster Tag in der Kita auf dem Land und die Kinder haben alle im Dialekt gesprochen und ich bin Hochdeutsch aufgezogen worden und die Erzieherin hat dann am Nachmittag zu meiner Mutter gesagt, dass ich einem Kind angeboten habe, es könnte gerne mit zu uns nach Hause kommen, dann bringe ich den Mädchen richtig Deutsch bei. Das war so der erste Kontakt dort auf dem Land und dass man anders aussieht, das hat zum Beispiel meine kleine Schwester auch ganz früh erfahren. Es war so Kindergarten, ich glaube sie war vier und es gab eine Aufführung, ich glaube 80 Tage um die Welt und dann gab es einen Tanz und da wurden chinesische Kinder dargestellt und alle wurden geschminkt, nur nicht meine Schwester, die sah ja schon so aus. Und das weiß ich, das hatte einfach einen bitteren Beigeschmack und plötzlich hörst du, deine Nase sieht anders aus und was hat ein Mädchen gesagt, du schwarzer Bleistift, du gehst zurück in den Busch, deine Mama, die wurde doch im Katalog ausgesucht und das sind dann so Sachen, die hörst du ganz oft, Ching Chang Chong, Chinese im Karton, wie oft habe ich das gehört? Mit drei, vier und habe dann tatsächlich auch irgendwann mich vehement dagegen gewehrt, Tagalog mit meiner Mutter zu sprechen, weil die Kinder das mitbekommen haben und mich aufgezogen haben und das wollte ich nicht. Heutzutage denke ich, würden Eltern das dann nochmal mehr durchziehen, aber wenn du allein bist, meine Mutter hatte sonst keinen familiären Beistand von ihrer Seite, dann haben damals noch Großeltern gesagt, warum bringst du dem Kind Tagalog bei, das braucht die nie, da kommt die nur durcheinander. Und das ist so der Anfang, einerseits auf eine gewisse Art ausgegrenzt zu werden, weil du anders aussiehst und dann unbedingt immer dazugehören zu wollen und dann Dinge zu ignorieren, die eigentlich zu dir gehören, auf die ich mittlerweile wirklich sehr, sehr stolz bin. Ich glaube, ich habe einen Podcast von dir gehört, da hast du gesagt, du hörst jetzt viel mehr kurdische Musik, bei mir ist es weniger die Musik, ich interessiere mich wahnsinnig für Kulinarik. Ich habe lange suchen müssen, bis ich ein gutes philippinisches Kochbuch gefunden habe und die meisten haben irgendwie 3000 Essige, die sie einsetzen und da einfach mehr zu erfahren von der Kultur. Ich war ein halbes Jahr lang dort, habe da studiert und mit der Zeit fühle ich mich in mir selbst viel wohler, auch weil du mich heute hier in diesem Podcast hast, weil ich das Gefühl habe, das ist ja ein Teil von mir, über den wollen Leute was wissen, der gehört zu mir und ich kann darüber sprechen ohne ein schlechtes Gefühl. Es ist sogar von Vorteil für mich, weil ich mehr gesehen habe, mehr erlebt habe, mehr Kultur mitbekommen habe, schon als kleines Kind. Das habe ich weit ausgeholt, Erdal. Nein, überhaupt nicht, ich finde es sehr spannend. Im Endeffekt ist es ja so eine Familiengeschichte, du hast ja eine Mutter und einen Vater und zum Personen gehören ja beide dazu. Das heißt, wenn eine Seite dann nicht als positiv wahrgenommen wird, auch vom Kind, dann fehlt auch dir was. Das ist ja das, was viele unterschätzen, so eine Sprache. Ich kann mir das auch vorstellen, dass du als Kind natürlich, wenn du diese Sprache mit deiner Mutter sprichst, die anderen Kinder sich darüber lustig machen, weil Kinder wollen ja nicht auffallen, wollen immer zur Mehrheit gehören, wollen sich immer anpassen und das ist ja auch sehr traurig. Hast du dann die Sprache später gelernt oder ist es immer noch schlecht geblieben oder gar nicht gelernt? Ja, leider. Ich war ja auch ein halbes Jahr lang dort. Englisch gehört zur Amtssprache, das heißt, Schule ist auf Englisch, alle unterhalten sich im Grunde auf Englisch. Das hat es dann nochmal erschwert. Ich glaube, das ist wie, wenn jemand nach Berlin kommt, dann kommt derjenige oft auch ohne Deutsch aus. So ging es mir in Manila. Ich habe einen starken Bezug zur Sprache. Ich spreche auch ganz okay Spanisch und verstehe vielleicht so 40 Prozent, aber ich kriege, also ich kann gerade so sagen, wie ich heiße. Das heißt, dieser Teil, dieser Zugang zu der Kultur, der fehlt mir im Grunde. Und deine Mutter kam als Erwachsene nach Deutschland? Genau, die kam vor 50 Jahren als Krankenschwester. Damals hat man genauso wie heute Fachkräftemangel gehabt, insbesondere in der Pflege. Und die hatte ursprünglich mal vor, nach Amerika zu gehen und dort Medizin zu studieren. Und dann kam die Anfrage, nach Deutschland zu gehen und sie dachte, naja, komm, ein paar Jahre gehe ich da mal hin. Und jetzt sind es eben heute 50 Jahre. Und die hat, glaube ich, Rassismus oder die Angst vor dem Anderen nochmal anders erlebt als ich. Weil sie eben nicht hier geboren ist und nicht die Sprache perfekt spricht und dann doch auch mal einen Artikel falsch sagt. Genau, das meine ich ja, weil die Menschen, die ja als Erwachsene kommen, also Deutsch kann man ja als Erwachsene fast nicht perfekt lernen. Das wissen viele nicht, weil ich kam als Kind und habe immer noch Probleme. Deswegen kann ich mir das vorstellen. Das heißt aber, du sprichst mit deiner Mutter Deutsch, weil dir die andere Sprache nicht passt. Hast du das Gefühl, dass dir ab und zu was fehlt? Also emotional, wünschst du dir ab und zu mal in der Muttersprache mit ihr zu sprechen? Ich habe das mit meiner Mutter nicht, weil die tatsächlich sehr gut Deutsch spricht. Aber die Frage ist gut, wenn sie mir einen Brief schreibt, dann schreibt sie den auf Englisch, weil sie ihre Gefühle nochmal anders ausdrücken kann. Im Alltag fehlte mir nie was, weil sie einfach auch, ich glaube, aufgrund ihrer Kultur, die einfach viel herzlicher ist, der Familienverband ist sehr, sehr wichtig. Emotionen spielen eine große Rolle. Herzlichkeit, Umarmung, körperliche Nähe, das sind Dinge, die hatten ja meine Mutter bis heute gegeben. Die ist jetzt irgendwo, die ist gerade zu Besuch, weil wir einen Familienfest hatten. Wahrscheinlich lungert sie da draußen vor der Tür und versucht zu hören, was ich sage. Aber das sind Dinge, die sie mir mitgegeben hat und deswegen kann ich nicht sagen, dass mir da was fehlt. Was mir fehlt ist, das habe ich über die Zeit gemerkt, ist einfach tatsächlich das Wissen über meine philippinische Seite. Ich frage sie da auch immer wieder, sie ist 73. Das heißt, ich hätte gerne, dass meine Mutter für immer lebt, aber ich weiß, wenn sie irgendwann mal geht, dann geht auch dieser Teil, von dem ich noch nichts weiß. Und deswegen versuche ich viel rauszufinden über meinen Lolo. Lolo heißt Opa auf Philippinisch. Über meine Lola, wie die zusammengefunden haben. Und da gibt es so wahnsinnig viele auch lustige Geschichten. Vieles, was mir dann auch erklärt, warum meine Mutter so ist, wie sie ist und warum ich am Ende so bin, wie ich bin. Und da bin ich jetzt dran, meine Mutter einfach beim Essen zu fragen, wie war das eigentlich, Opa Lolo war 20 Jahre auf Hawaii, wie hat er es geschafft, 5 Kinder zu kriegen oder 6 Kinder zu kriegen. Und genau, vielleicht lohnt es sich, das auch mal runterzuschreiben und das dann auch weitergeben zu können. Ja, ist deine Mutter so 1974 dann nach Deutschland gekommen? 1974? Ja, so. Du darfst mich nicht rechnen lassen. Ich bin 1981 nach Deutschland gekommen, ich überlege gerade auch die Zeit. Ich habe letztes Mal jemanden getroffen, ihre Mutter kam 1961 nach Deutschland und das waren praktisch die ersten Gastarbeiter aus der Türkei. Es gab ja die ersten 1955, die gekommen sind, also aus Italien oder ich weiß nicht aus welchem Land auf jeden Fall. Dann habe ich mir auch immer wieder, das vergessen ja viele, das war gerade 10 Jahre Nationalsozialismus vorbei. Also das ist so, also 10 Jahre, jetzt stell dir vor, 10 Jahre vorher, das sind dann 2014. Wir haben Erinnerungen, das ist gar nicht so lange, die Gesellschaft ändert sich auch nicht so schnell. Und in so eine Gesellschaft sind die Menschen gekommen. Das heißt 1974, da war es auch noch nicht so lange her. Das heißt, ich glaube 30 Jahre nicht mal. Da waren praktisch viele, die Holocaust auch verantwortlich waren, haben noch gelebt. Ich habe oft versucht, mit meiner Mutter zu sprechen, auch Menschen aus der ersten Gastarbeitergeneration. Viele haben das verdrängt, der Rassismus war auch ganz anders, weil man war komplett fremd. Und wenn ich mir vorstelle, dass seine Mutter auch gar keine Kommunität hatte, also die Türken hatten am Anfang wenigstens sich untereinander. Es gab kein Fernsehen, wo türkisch gesprochen wurde. Es gab keine Cafés wie jetzt. Es gab überhaupt keine türkische Kultur. Aber es gab wenigstens in ihrem Heim mehrere Menschen. Ich weiß nicht, wie es bei deiner Mutter war, kam sie auch mit einer Gruppe von anderen Menschen oder alleine? Ja, sie kam, wie deine Eltern, wahrscheinlich in einer kleineren Gruppe, mit anderen Pflegekräften nach Deutschland. Und wenn ich mit ihr darüber spreche, dann fallen ihr so ein paar Geschichten ein. Auf den Philippinen musst du studieren, um Nurse zu werden. Das heißt, sie ist Akademikerin. Und als sie hier ankam und erst mal an die falsche Dame, Schwester kam, dann wurde sie am Tag 1 dazu aufgefordert, erst mal die Toiletten zu putzen. Weil viel mehr kann sie ja wahrscheinlich nicht. Und das war mit Sicherheit die sprachliche Barriere. Und da brauchte sie Menschen, die sie Gott sei Dank hatte, die das sehen und die sie fördern. Sie hatten damals einen Klinikdirektor, der hat dann allen ausländischen Pflegekräften den Deutschkurs bezahlt. Weil er wusste, die brauchen die deutsche Sprache, um hier überhaupt Fuß zu fassen. Und meine Mutter erzählt so wahnsinnig viele Geschichten, die in dir tatsächlich auch sehr wehgetan haben. Sie hat diesen Background. Sie hat diese Unterstützung, eine Art von Expat-Familie schon hier gehabt. Aber erst mal musst du ja mit deinen Kollegen, Kollegin dort Anschluss finden. Und musst Vorurteile abbauen und musst in den Job reinfinden. Und musst zum Amt gehen und irgendwas dir bestätigen lassen. Sie hatte da z.B. eine Dame im Amtssitzen. Da musste sie immer hin. Ich weiß eigentlich gar nicht, was sie da machen musste. Brauchte irgendeinen Stempel. Und die Frau hat sie nicht angeguckt. Die war sehr, sehr schmallippig. Hat ihre Anweisungen gegeben. Hat sie nicht angesehen. Und das hat meiner Mutter jedes Mal einen Stich ins Herz versetzt. Und ein paar Monate später wurde diese Frau eingeliefert ins Krankenhaus. Und meine Mutter, per Zufall, hatte sie als Patientin. Und ich glaube, da hätte sie sehr viel machen können. Aber sie hat sich dazu entschieden, was auch so ein bisschen ihr Motto ist, kill them with kindness. Die Frau lebt noch. Zu sagen, okay, ich zeige ihr jetzt, dass ich erstens ein Profi bin. Und zweitens ein Mensch bin, der anderen hilft. Und sie hat diese Frau wirklich extrem gut betreut. Und sie hat es nicht gesagt, aber meine Mutter meinte, am Blick dieser Frau hat sie erkannt, dass sie auf eine Art und Weise Entschuldigung sagen wollte. Sie hatte eine Barriere aufgebaut. Hat meine Mutter im Grunde nicht als Mensch gesehen, sondern als irgendwie etwas. Und als sie sie dann als Mensch kennengelernt hat, hat sie ihr eigenes Verhalten reflektiert. Und ja, ich glaube wirklich, dass es nicht leicht war, für meine Mutter in dieser Welt Fuß zu fassen. Und das braucht einfach auch die Erfahrung anderer Experts, anderer Filipinos, aber auch anderer Nationalitäten, die so ein bisschen nachvollziehen können, wie du dich gerade fühlst. Ich weiß nicht, ob das deine Frage beantwortet. Ich frage mich immer wieder, Erdal, wie das für dich ... Wie alt warst du, als ihr nach Deutschland kam? So neuneinhalb. Neuneinhalb. Also mein Vater kam vorher schon mit dem Ziel, Geld zu sparen und wieder zurück. Hat es nicht geschafft. Und dann kamen wir dann nach ... Also 1981 bin ich nach Deutschland gekommen, im Februar. Und du bist Bayern, ne? Genau, also nach Niederbayern. Genau, da bin ich aufgewachsen. Und bist du in einem kleinen Dorf aufgewachsen oder wie war da der Background? Absolut. Das war schon ein bisschen größer. Aber ich glaube, 9.000 Einwohner oder 10.000, aber sehr dörflich. Das war halt so in der Industrie. Deswegen haben da in der Zeit sehr viele türkische Menschen gewohnt. Und es gab halt diese Familiennachzugsmöglichkeit. Genau in dieser Zeit war so ein Zeitfenster. Dann sind auf einen Schlag viele gekommen. Das heißt, wie ich gekommen bin, waren halt viele andere türkische Kinder in diesem Stadt oder Dorf. Deswegen war das halt für mich leichter anzukommen. Also es gab natürlich ganz starken Rassismus. Aber ich glaube, was wichtig ist, dass man nicht allein ist. Das merke ich jetzt auch nach wie vor. Das ist eigentlich das Allerwichtigste. Weil die Menschen verstummen auch. Weil man kann sich nicht austauschen. Wenn man ausgegrenzt wird, braucht man irgendeine Gruppe, zu der man irgendwie dazugehört. Sonst ist man ja komplett ausgeschlossen. Deswegen habe ich gefragt, auch mit deiner Mutter, weil das ist wirklich auch das Schlimmste. Und für meine Mutter zum Beispiel ist es so, als hätte sie in Deutschland gar nicht gelebt. Das finde ich sehr traurig. Das lag natürlich an vielen anderen Ursachen. Aber auch Familienursachen. Sie war sehr unglücklich mit meinem Vater, sehr spät getrennt. Aber auch in diesem Ort, das war ja auch nicht menschenfreundlich. Es war nicht nur, dass man türkisch war, auch später, als die Wiedervereinigung war. Auch als ostdeutscher Mensch hatte man da auch keinen Spaß. Man war entweder so Bayer, gehört dazu, alles andere gehört irgendwie nicht dazu. Und dann diese Zuschreibungen. Es gibt ja auch verschiedene Hierarchien bei Rassismus. Das heißt, wenn du schwarz bist und Amerikaner, dann ist es natürlich positiver, als wenn du schwarz bist und Afrikaner. Das ist halt immer so das Gleiche. Genauso auch mit asiatisch gelesenen Menschen gibt es ja auch diese Zuschreibungen. Als Japaner bist du natürlich anders als aus Vietnam oder aus Thailand. Und ich glaube auch, ich kenne das ja auch von einem anderen Bekannten, mit dem ich aufgewachsen bin. Die Mutter war aus Thailand. Und da war auch immer diese Zuschreibungen. Also wenn der Vater deutsch ist, was du auch gesagt hast, wurde doch gekauft oder Katalog. Das ist auch ganz schlimm, weil es ist automatisch eine Nationalität, wird automatisch was Besonderes dargestellt. Du kriegst als Kind schon mit, dass es so eine Hierarchien gibt, so eine Wertigkeit, was wirklich absolut, also schlimmster Rassismus ist eigentlich, dass es den Menschen ja gar nicht bewusst. Das heißt, eine thailändische Frau kann ja nur gekauft sein. Und das ist halt, dass der Deutsche praktisch so als Aufwertung, das ist so schlimm. Und der hat ja auch viel darunter zu leiden. Das war natürlich nicht so. Also das ist völlig zugeschrieben gewesen. Auch wenn ein Mann dort eine Frau findet, auch das ist ja überhaupt keine Wertung. Also die Menschen, die jetzt hier in Deutschland heiraten, über Singlebörsen oder sowas, das ist ja auch nichts anderes. Also das ist ja immer irgendwie, keine Ahnung, vielleicht eher finanzieller Macht, aber nicht aus Nationalität oder Aussehen. Und das kann ich mir auch vorstellen, dass es bei dir wahrscheinlich auch dieses Stigma war, dass du auch zuschreibst. Und ich glaube auch, ich weiß nicht, wie es bei dir war, viele Menschen, die asiatisch gelesen werden, haben auch das Problem, dass da nicht unterschieden wird. Also das ist so wie ganze Kontinent Afrika. Auch die Mutter von meiner Frau kommt ja auch aus Nigeria. Da wird ja praktisch nicht unterschieden, ob jetzt Thai, Vietnam oder sowas, als wäre das alles gleich. War das bei dir auch so? Ja, ich glaube wirklich, da haben die Menschen irgendwie Schwierigkeiten, verschiedene Gesichter lesen zu können. Also im Grunde gilt hier, takes one to know one. Also Asiaten untereinander können sich natürlich gut lesen. Auch wir Mischlinge erkennen uns ziemlich schnell. Ich glaube, während du gerade gesprochen hast, musste ich an meine Mutter denken und habe mir gedacht, ich glaube, viel von dem Schmerz, den ich empfinde, ist der Schmerz, den meine Mutter empfunden hat. Den ich mit ansehen musste. Und dazu gehört eben dieses, wie wurde sie wahrgenommen. Und auch dieser Beschützerinstinkt, der schon ganz früh in dir als Kind entsteht. Ich muss meine Mama, also ich muss sie nicht beschützen, aber ich stehe ihr bei. Ich bin eben dabei, wenn wir im Schuhladen sind. Und meine Mutter fragt nach diesen paar Schuhe im Schaufenster. Und die Verkäuferin sagt zu ihr, die sind aber zu teuer für sie. Und gut war, dass meine Mutter schon immer eine coole Socke war. Die hat dann einfach gesagt, Grüße 37, die kannst du mir direkt zur Kasse stellen, danke. Wäre sie nicht so, wäre es wahrscheinlich noch schwerer für mich gewesen. Aber ich sehe natürlich, dass sie in dem Moment verletzt ist. Und ich weiß, dass ihr diese Geschichten bis heute nachgehen. Sie erzählt die immer wieder. Und ich muss ja auch immer wieder dran denken. Und das führt bis hin zu, dass ich weiß natürlich, dass meine Mutter mit einer deutschen Bürokratie natürlich anders umgeht. Das ist halt die fünfte Sprache, die sie spricht. Die spricht sie nicht so gut wie ich, die nur zwei Sprachen sprechen kann. Und da ist es bis heute so, dass ich natürlich dann noch mal den Vertrag irgendwie für sie durchgehe. Und sage, hier Mama, da musst du aufpassen, hier musst du aufpassen. Und das hat einfach sehr, sehr früh angefangen. Dass man den Schmerz der Mutter erlebt und das halt nicht möchte. Keiner will das. Ja. Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Weil ich habe ja auch das Schlimmste beim Rassismus war, was ich erlebt hatte, in der Anwesenheit von meiner Mutter oder von meinem Vater. Weil diese Sprachlosigkeit, gerade so Behörden oder Ärzte, man spricht mit denen so abwertend und von oben herab. Und du kannst dir halt nicht wehren. Als Kind regt dich das auf. Weil das ist tatsächlich, wie seine Mutter spricht fünf Sprachen, weil sie Deutsch nicht so gut kann, wird es von einem Menschen so angesprochen, der wahrscheinlich gar keine andere Sprache kann. Was auch gar nicht so wichtig ist. Aber die erste Generation, also bei türkischen Menschen, die sind echt so sprachlos. Die reden auch gar nicht mehr. Meine Mutter will auch gar nicht mehr darüber reden. Ich kann mit ihr gar nicht so viel über Rassismus sprechen. Die hat alles verdrängt. Block-up interessiert sie auch gar nicht mehr. Aber das kann ich mir sehr, sehr gut vorstellen. Gerade mit dem Preis. Weil sowas Ähnliches habe ich auch mit meiner Mutter erlebt. Dass wirklich ein Mensch, ein wildführender Mensch sagt, das ist zu teuer für sich. Oder kauf lieber das. Und du denkst, also warum? Warum gehst du davon aus, dass dieser Mensch das sich nicht leisten kann? Das ist schon wirklich sehr schlimm. Ich wollte noch mal kurz, wir hatten ja ein Vorgespräch, wo wir uns kennengelernt haben, telefoniert und da hast du dir zwei Sachen erzählt, die irgendwie auch innerhalb von Berlin, weil viele denken ja Berlin, Schöneberg, dann hat man es geschafft. Das ist ja leider nicht so. Gerade also innerhalb von Berlin, also für Nicht-Berliner, zumindest meine Erfahrung, es gibt halt so Straßen oder Häuser, die sind wieder komplett isoliert. Ich weiß nicht, wie es passiert. Aber ich habe in so einem Haus in Kreuzberg gewohnt. Ich war der einzige Türke also in dem Haus in Kreuzberg. Und vor allem, alle anderen waren super nett und bestimmt auch von, also wegen keine AfD, aber hatten so unbewusste Rassismusverhalten, was ich oft erlebt hatte. Und da hast du mir zwei Sachen erzählt gehabt, die ich mir gemerkt habe. Eins, glaube ich, mit dem Nachbarn, der geklingelt hat. Kannst du nochmal erzählen? Ja, das war herrlich. Und ich fand es so schön, als wir uns da ausgetauscht haben, dass es dir ähnlich ergangen ist. Ja, ich war, wir sind vor, ich glaube, 2019 sind wir nach Schöneberg gezogen, haben uns hier eine Wohnung gekauft und war, glaube ich, so die erste Woche. Wir waren gerade am Auspacken. Ich hatte halt mein Hoodie an und plötzlich klingelte es. Ich machte die Tür auf, vor mir stand ein großer Mann mit Brille, zog die so ein bisschen ab und schaute mich an und sagte, Sie können ja schon mal nicht Frau Seifert sein. Und das war ein Schlag ins Gesicht. Was denkst du denn in dem Moment? Ja, wer soll ich denn dann sein? Wie kann es sein, dass du 2019 noch nicht verstanden hast, dass es deutsche Staatsbürger gibt mit schwarzen Haaren und braunen Augen, mit einem Hoodie an. Und das war wirklich, das hat mich tatsächlich richtig umgehauen und der Mann hat es bis heute bei mir leider schwer, weil er mich da so hart getroffen hat. Wie war deine Reaktion? Kannst du noch erinnern? Ich war relativ frech, muss ich sagen. Ich habe dann gesagt, doch, bin ich, wie kann ich Ihnen helfen? Dann hat er mich darauf aufmerksam gemacht, dass da draußen noch so ein Container steht und bis wann der dann wegkommt. Dann habe ich gesagt, dafür haben wir eine Erlaubnis und wenn wir fertig sind mit dem Renovieren, dann kommt er auch weg. Dann hat er mir noch ein paar andere Dinge gesagt, die ihm nicht passen. Dann habe ich auf all diese Dinge geantwortet und dann am Ende habe ich zu ihm gesagt, haben Sie noch mehr Fragen oder Anregungen, dann können Sie mir die gerne chronologisch auflisten und dann kann ich die abarbeiten. Dankeschön. So war das. Ich versuche die dann immer ein bisschen aus der Fassung zu bringen, indem ich entweder sehr gut Deutsch spreche, ich weiß noch mit meiner Schwester, wir sprechen ja so Dialekt in Rheinland-Pfalz, also Hochemont, da kann ich mir mal Geschichte erzählen. Wir haben uns oft Spaß daraus gemacht, wenn wir in der Stadt unterwegs waren, dass wir uns im tiefsten Platt unterhalten haben und die Leute immer so ein bisschen geschockt haben. Weil das ist ja irgendwo auch natürlich, du hast eine Erwartung und diese Erwartung wird nicht, der wird nicht, wie sagt man da, entsprochen. Das heißt, du bist erstmal irgendwie, diese Erwartung wird enttäuscht und das musst du erstmal wieder ausbalancieren in deinem Kopf. Der Mann hat wahrscheinlich gedacht, weil er hat gesagt, was viele Leute denken, die mich treffen. Er hat halt noch nicht gelernt, dass man das halt irgendwie am besten, vielleicht nicht alles sagt, was man im ersten Moment denkt. Genau, ich meine, das eine ist ja, das zu denken, aber das andere ist, dieses Recht zu nehmen, wie eine wildfremde Person, also die Nachbarin, die jetzt kommt, stell dir vor, ich meine, wenn du jetzt nicht die Nachbarin wärst und, keine Ahnung, eine, die dort gerade was macht, auch diese Ansprache, dass man sagt, eine wildfremde Person, du kannst schon mal nicht deutsch sein, ist ja eigentlich die Aussage, weil das ist ein deutscher Name, das kannst du nicht sein. Wofür? Das spielt ja auch gar keine Rolle, das ist ja auch diese ja diese Mikroaggressionen, das was man da sagt, das ist ja ein typisches Beispiel dafür, weil wenn man jetzt das ansprechen würde, würde er sagen, ja, aber das war doch jetzt nicht böse gemeint, das war ein Scherz, oder auch kannst ja deutsch sein, also wenn du jetzt sagen würdest, du bist deutsch, würdest du sagen, ja, also, ist auch gut so, das ist ja das, was bei diesen Menschen oft nicht klar wird, dass halt was das bei dem anderen ausmacht, also das Rassismus ist nicht gleich jedes Mal auch jemand mit Baseballschläge zu erschlagen, sondern sind auch diese kleinen Sticheleien, vor allem, dass eigentlich ja das Problem von diesen Menschen ist, und dann wird das auf die übertragen, weil er hat ja anscheinend damit irgendwie Probleme im Kopf, weil ich würde jetzt nicht also mich wäre, also mich würde es ja gar nicht beschäftigen, also so Nachnamen, also interessant wäre es, wenn man sich gut kennt, woher der Nachname kommt, also nicht welche Geographie, sondern was das bedeutet, weil die Nachnamen der Türkei sind erst 1938 gegeben worden, davor gab es das nicht, deswegen ist das immer interessant, warum man so heißt, das hat immer was mit der Familie zu tun, aber sonst spielt das ja gar keine Rolle, aber wie war das auf der Gefühlsebene, also es ist ja, weil ich habe ja oft gesehen, dass Menschen ihre Gefühle unterdrücken, weil es sie wirklich auch in dem Moment ohnmächtig macht, weil du bist ja in deiner Wohnung in Schöneberg, die du auch gekauft hast, also das ist ja auch so ein Stück Heimat, also es ist ja nicht schöner, dass du in der Wohnzohnung gekauft hast, das ist so, dann ist es ja irgendwie zu Hause, also mehr zu Hause geht ja auch gar nicht, und dann sagt dir jemand sowas, weißt du noch deine Gefühle, wie du dich in dem Moment gefühlt hast? Ja, ich bin ja ein sehr, ich bin, sagen wir mal, ein Mensch, der sehr emotional ist, sehr, sehr stark fühlt, und der lernen musste, mit seinen Gefühlen umzugehen, in mir ist, ich war innerlich auf 180 innerhalb von einer zehntel Sekunde, das ist so ein Gefühl, das kommt hier hoch, das endet da irgendwo in der Kehl-Gegend, und du würdest am liebsten mit einem langen Rant anfangen, du musst dich aber zusammenreißen, und das ist auch irgendwie was, denn in dem Moment hast du verloren, in dem Moment entsprichst du dem Bild, das dieser Mensch von dir hat, das heißt, du musst, und das ist was, dieses Mikro, dieser Mikro-Rassismus, diese Sticheleien, die du dein ganzes Leben lang erfährst, die führen auch dazu, dass du selbst ja auch mit einer Erwartungshaltung an fremde, weiße Menschen herangehst. Ich erwarte schon bei der Einreise nach Deutschland, wenn ich meinen deutschen Pass hinlege, dass der Beamte oder die Beamtin erstmal mit mir einen kleinen Deutsch-Test macht und mich auf Deutsch anspricht und guckt, passt das zusammen? Kann das sein? Ich erwarte, und da tue ich bestimmt auch vielen Menschen Unrecht, dass man auf mich mehr guckt, wenn ich in einem Laden einkaufen gehe. Das ist in Berlin jetzt weniger der Fall, da müssten die irgendwie wirklich sehr viel Sicherheitspersonal einstellen, damit sie das überhaupt dem nachkommen könnten. Aber das hat zum Beispiel dazu geführt, dass ich mich so in meinen Zwanzigern immer ein bisschen schicker angezogen habe, weil ich wusste, wenn ich mit dem Hoodie in den Supermarkt gehe, dann gucken die halt erstmal. Oder dass ich schon mit so einer Grundärger in mir oder so einer Trotzigkeit mich anstelle bei der Einreise zurück nach Deutschland, weil ich einfach davon ausgehe, dass sie mich nicht als einen von ihnen akzeptieren. Und das macht es natürlich schwer, weil ich habe halt gute Tage und schlechte Tage. An guten Tagen kann ich das mit einem Witz vielleicht überspielen und an schlechten Tagen kann ich das nicht. Und dann habe ich immer verloren. Wenn du den freien Lauf lässt in dem Moment, dann hast du verloren. Das ist zumindest meine Erfahrung. Und dann musst du lernen, das zu verbalisieren, ohne und trotzdem, sagen wir mal, oben zu bleiben. Ich bin auch teilweise sehr optimistisch, dann sehr pessimistisch. Also was mich optimistisch macht, ist inzwischen gar nicht, dass sich das verbessert mit dem Rassismus, sondern eher, dass halt immer mehr Menschen auch anders aussehen. Also unter den Fünfjährigen ist, glaube ich, bundesweit 41 Prozent mit Migrationsgeschichte. Und da habe ich halt Hoffnung, dass halt in 20 Jahren, wenn sie Menschen auch ein wichtiger Teil der Gesellschaft sind, wir auch über andere Sachen diskutieren können. Und was mich negativ, also wo ich pessimistisch bin, ist, was du gesagt hast, die Sprache. Das ist ja inzwischen, also wenn ich auf Instagram sehe, was da gepostet wird und was da für Kommentare stehen, ich bin wirklich geschockt. Und ich bin ja auf LinkedIn sehr aktiv und ich wollte auch auf Instagram auch aktiv sein, über Themen, über Rassismus und so weiter zu posten. Dann habe ich die Kommentare gesehen, dachte ich, ich kann da nachts nicht schlafen. Ich bin da ein bisschen sehr vorsichtig. Ich habe wenig Follower. Ich poste nur diese Podcast-Folgen, sonst private Sachen, wenig politische Sachen. Ab und zu meines Toys. Aber das erschreckt mich so. Ich glaube, die anderen, die nichts in der Familie Menschen haben, die irgendwie anders aussehen, in Anführungszeichen, ich glaube, für die ist das halt auch, es ist schon so fest in den Köpfen, habe ich das Gefühl, dass es auch gar nicht mehr geredet wird und vor allem man kann nicht mehr darüber sprechen. Das heißt, wenn du jetzt deine Erfahrungen, wie wir jetzt darüber reden, ich glaube, da können wir stundenlang reden, ich bin mir sicher, dass du so viele Erfahrungen gemacht hast, dass es für andere einfach nicht so wichtig ist. Die werden das absprechen. Das ist das, was mich am schlimmsten fühlt, also was mich auch trifft am meisten. Dass es dann so ein bisschen heruntergespielt wird oder wenn es dann irgendwie schlimm wird, wenn es so schlimm ist hier, warum gehst du dann nicht dahin, statt zu sagen, ich kann doch mich zu Hause beschweren. Ich bin hier und es geht darum, dass du einfach zuhörst und verstehst, wie es einem Menschen geht. Und wenn ich dann mit Menschen rede, wie du und ich und ich finde auch, deine Erfahrungen sind teilweise auch schlimmer als meine Erfahrungen. Hört sich vielleicht komisch an. Ich habe viel schlimmeren Rassismus erlebt. Aber ich kann immer noch sagen, da gibt es noch ein Land, da bin ich noch verbunden. Ich spreche die Sprache sehr gut. Ich werde jetzt auch die türkische Staatsbürgerschaft heute beantragen. Beide Elternteile sind türkisch, aber es ist halt bei dir nicht so und bei meiner Tochter ist es auch nicht so. Und sie kennt nichts anderes, als irgendwelche Menschen das Recht nehmen, deine Zugehörigkeit infrage zu stellen. Dass jemand irgendwie irgendwo klingelt und einen Spruch loslässt, das ist ja irgendwie, es gibt überhaupt keinen Unterschied zwischen dir und diesem Menschen eigentlich, was das Recht angeht, in diesem Land zu sein, welche Namen wir haben sollten. Und das finde ich auch so schlimm. Oder auch jetzt an den Grenzen, also mit deutschem Pass dann noch irgendwie gesprochen wird, ob du deutsch kannst. Du musst auch nicht deutsch können. Also, sorry, aber ich kann auch jetzt sagen, ich bin deutsche Staatsbürger und vor einer Generation ausgewandert. Ich gebe doch meinen Pass nicht ab. Was interessiert dich das dann? Weißt du, was ich meine? Das ist ja erstmal dein Recht und das finde ich schon irgendwie erstaunlich. Also diese Erfahrungen, ich kenne das. Aber noch mal zurückzukommen auf das Haus in Schöneberg. Ich finde das sehr interessant, weil immer wenn ich über Rassismus spreche, denken immer die Rassisten sind immer die anderen. Das sind dann immer so die AfD und Leute. Das sind natürlich Rassisten, das ist offensichtlich. Aber viele sehen halt den Rassismus in der Mitte der Gesellschaft nicht. Weil vor allem von Menschen, die denken, sie können ja gar kein Rassist sein. Weil sie wählen die Grünen oder die SPD. Sie gehen Thailändisch essen, sind sehr offen, gucken sich irgendwelche Folklore an. Aber eigentlich sind sie rassistisch, weil sie sich nie damit beschäftigt haben. Also der Mann, der diesen Spruch gelassen hat, ich bin mir relativ sicher, dass der sich überhaupt nicht als Rassist sieht. Und wenn du ihn so ansprechen würdest oder sagen würdest, das war aber rassistisch, dann wird er dich angreifen und auch beleidigend sein, wie unverschämt du bist, weil das mir öfter passiert, dass du überhaupt sowas annehmen kannst. Und das ist oft wirklich, also ich kann ja vielleicht eine Geschichte erzählen, was ich erlebt habe. Ich habe in Kreuzberg, ich bin ein paar Mal umgezogen, zum Schluss in dem Haus, wo ich gewohnt habe. Habe ich jetzt gar nicht gemerkt, aber ich habe irgendwann geguckt und dann, ich war wirklich der Einzige, der keinen deutschen Namen hatte. In dem Vorderhaus, Seitenlügel, Hinterhaus. Hinterhaus waren noch so ausgebaute Dachgeschosswohnungen und so weiter. Ich bin so beim Einziehen, habe ich gemerkt, weil ich mit dem Auto in den Hinterhof reingefahren bin. Beim Umdrehen habe ich, anscheinend bin ich mit dem Auto, fand ich mit dem über so Blumen drüber und dann hat jemand schon rausgeschrien, mit seinem Hund gebellt. Da habe ich schon gemerkt, irgendwie bin ich schon sehr auffällig in diesem Haus, aber ich habe da gar nicht so gedacht, weil ich dachte, ich bin in Kreuzberg und später habe ich dann gemerkt, aber auch da noch, immer noch nicht, also war mir auch nicht so wichtig, dachte, okay, das ist halt einfach so. Aber dann komme ich eines Tages nach Hause und die Nachbarin unten sagt, ja, Vorsicht, weil es kann sein, dass es gibt vielleicht, dass da hier eingebrochen werden könnte, so ganz komisch geredet. Da habe ich gesagt, wie habt ihr das dann gemerkt? Ja, da waren ganz Leute, die nicht ins Haus gehören waren, dann im Haus. Dann habe ich gesagt, wie hast du die erkannt? Also, wie haben die denn ausgesehen? Dann hat sie in dem Moment auch gemerkt und dann, ja, sie waren halt so junge Leute im Haus, also dürfen die nicht hier sein? Ja, die haben so ein bisschen, ja, dann hat sie gesagt, Migrationshintergrund. Dann hab ich gesagt, das könnte auch mein Neffe sein oder, ja, so habe ich es nicht gemeint, aber du hast doch gerade gesagt, das heißt, du würdest, wenn mein Neffe mich besuchen würde, dann würdest du praktisch als Gefahr sehen und so tickst du auch und das war auch das ganze Haus, da habe ich gemerkt, dann habe ich später, mit dem Bewusstsein, habe ich auch bei Fernstattungen im Hof festgefeiert haben, das waren genauso rassistische Leute, die haben das bloß nicht gemerkt, weil sie irgendwie eben so aktiv waren im Görlitzer Park Äpfelbäume anpflanzen, das waren also von ihrer Sichtweise sehr offen, modern, aber die haben halt eine Sache, was mir aufgefallen ist, das, was immer bei den anderen kritisieren, so diese Parallelgesellschaft haben sie gemacht, indem sie in dem Haus so gewohnt haben, dass nur sie gewohnt haben, so eine unsichtbare Ausschlusskriterien, auch die Kinder gemeinsam in die gleiche Schule geschickt haben, sie haben sich so verbündet mit Adressen gefälscht und so weiter und ich bin irgendwann aus dem Haus auch weggezogen, weil ich mich wirklich nicht wie in Kreuzberg gefühlt habe, das hat mich zurückversetzt an meinem Leben in Bayern, deswegen bin ich da rausgezogen und das ist halt, viele sehen das eigentlich nicht und das ist halt, was auch oft passiert, dass so Rassismus gibt es überall, in jeder Schicht. Ja, das ist diese Geschichte, Erdal, das ist leider das, was passiert, wo wir einfach aufklären müssen, ich glaube, da hast du wahrscheinlich, ich erinnere mich an unser Vorgespräch, als du sagtest, ich bin eigentlich froh, dass ich eine Tochter habe und ich weiß, dass mein Vater das auch gesagt hat, ich bin froh, dass ich Töchter bekommen habe und er meinte, ich habe damals gefragt, warum denn und dann hat er gesagt, ja, weil ihr weniger Probleme habt, so wie ihr aussieht und ich frage mich, ob es dir da eh nicht geht, ob du das aus diesem Grund gesagt hast in unserem Vorgespräch und ich bin kein Mann, ich sehe nicht so aus wie du, ich habe nicht deinen Hintergrund, ich frage mich immer, welche Erfahrungen hast du gemacht als Junge, als junger Mann auch hier in Deutschland, dass du froh bist, ein Mädchen auf die Welt gebracht zu haben? Also, ich bin froh aus anderen Gründen, weil ich tatsächlich eher mit meiner Vaterrolle und meinem Sohn Schwierigkeiten hätte, weil ich mit meinem Vater ein sehr schwieriges Verhältnis hatte, deswegen habe ich mir das also, habe ich zwar Respekt auf der Welt, so eine Vater-Sohn Beziehung konnte ich mir nicht so vorstellen, mit Vater und Mutter, mit meiner Mutter habe ich eine sehr enge Beziehung immer noch und ich bin halt immer mit Frauen aufgewachsen, also meine Mutter hat sich scheiden lassen, meine Schwester ist geschieden, meine Frau hat eine Tochter aus der ersten Beziehung gebracht, die ich mit dem größten bin, das heißt, ich bin immer unter Frauen und jetzt auch mit meiner Tochter, das heißt, wenn auch meine Mutter da ist, dann meine andere Tochter, meine Schwester, die hat auch Töchter, die zwei Töchter hat, das heißt, kann sein, dass ich mit unter 10 Frauen alleine bin, das hat eher den Grund, aber natürlich auch wahrscheinlich auch unbewusst den Rassismus als Mann, ist natürlich auch anders, vor allem wenn du zugeschrieben, also Arabisch, Türkisch, Schwarz, Afrikanisch, das ist natürlich was anderes, meine ganze Jugend war, ja, es war so, dass ich in vielen Clubs nicht reingekommen bin, also es war sehr normal zu der Zeit, also es war so 80er, 90er Jahre, da konnte man auch, wenn, da musste man nicht als Gruppe weggehen, das heißt, man musste gucken, dass man so eine deutsch-ausländische Männer dabei ist oder eine deutsche Freundin dabei hat, als man reinkommt und diese klassischen Zuschreibungen sind immer so Gewalt, also von auch anderen Männern, das wird immer so eine Konkurrenz, also Männer brauchen das ja auch und das ist halt auch dieser ganze Rassismus von AfD, zieht immer drauf ab, dass die nehmen die Frauen weg, also wirklich die primitivste Form von Rassismus eigentlich, was man so erlebt und was ich so auch, ich weiß noch, wie schlimm das für mich war, wie sie haben meinen Schulausflug nach Berlin gemacht, so in der Schule, also ich habe zuerst nur Hauptschulabschluss gemacht und dann sind wir auch natürlich weggegangen abends, in Kudamm weiß ich noch damals und der Türsteher wollte, pass mal, man geht als Klasse rein, ich meine, dieser Club sind ja sowieso für diese ganzen Schüler aus anderen Städten und wir durften nicht rein, wir waren drei türkische Jungs und weil nur Eintritt mit eine Gästekarte, das heißt die Menschen, also die Berliner werden das wissen, es gab sowas, dass die die nicht durchaus in so eine Gästekarte bekommen, so eine Clubkarte, nur damit konnten sie rein, also die hier zuhören, Berliner, ein bisschen älter, die werden sich daran ändern können, sonst konnte man einfach in diese Disko gar nicht rein und hat der Lehrer ein bisschen diskutiert, hat gesagt, also ich kann ja gar keine Karte haben, ich wohne nicht in Berlin, deswegen hat er eine Ausnahme und hat uns da reingelassen, aber diese Erniedrigung vor den anderen Schülern, also mit den Klassenfreunden, auf einmal zu sagen, du gehst nach Berlin und in Berlin sind die einheimischer als du, obwohl wir alle aus Bayern kommen und in die Diskothek gehen wollen und das ist, das kann, das ist eine Erfahrung, das hat sich schon total verdrängt, wenn ich so dran denke, in dem Alter, ich meine mit so 15, 16, also das ist auch so Pubertät, Identität ist sehr wichtig und so weiter und klar, du warst als Mann und die Mädchen, die durften rein, weil es ist auch so, dass die halt auch so klassisch, dass auch wenn jetzt irgendwie in Clubs auch Frauen keinen Eintritt zahlen, damit mehr Frauen sind, das ist auch so diese Förderung, das heißt, Frauen, die anders aussehen, die werden immer so exotisiert, so das ist halt was anderes, die werden halt immer anders gesehen, aber natürlich ist das auch Rassismus, die so zu exotisieren, das sind halt irgendwie Sexobjekte oder exotisch, aber das ist natürlich schon dieser Unterschied. Und du hattest auch, glaube ich, so ein Erlebnis bei dem Haus mit deiner Mutter, die, glaube ich, auch gefragt worden ist, ob es zu wem sie hingehört. Ja, genau, das war, das war dann mit meinem anderen Hausbewohner, meine Mutter kam mal zu Besuch, wir haben zwei kleine Kinder, wir kommen gar nicht aus ohne Großeltern und meine Mutter, genauso wie meine Schwiegermutter, die helfen uns sehr, sehr gerne aus und so wohnte meine Mutter ein paar Tage bei uns und brachte dann einmal den Müll runter und wurde dann dort auch direkt angesprochen von einem meiner weißen Nachbarn, Entschuldigung, zu wem gehören sie eigentlich? Und ich weiß, dass ein paar Wochen vorher hier eingebrochen wurde, da wurde uns auch das Fahrrad geklaut und so weiter. Das ist also zum Background. Und als sie mir das erzählte, hab ich mich unfassbar geärgert und wäre am liebsten auch runtergegangen und hätte ihn damit konfrontiert. Und mein Mann sagte damals, also er ist Bayer, weißer Bayer, sehr offen, natürlich, aber er meinte, komm, du übertreibst doch, du bist da jetzt irgendwie schon ein bisschen sehr sensibel und der hat das bestimmt nicht so gemeint, er wollte ja vielleicht einfach nur eine Konversation starten und hat sich vielleicht wirklich gefragt, zu wem sie gehört. Und ich hab damals gesagt, naja, aber Daniel aus dem, wenn mein Daniels Vater den Müll weggebracht hätte, dann wäre der mit Sicherheit nicht so angesprochen worden. Meine Mutter hat, das war im Grunde eine Rasterfahndung, die mein Nachbar da gemacht hat. Und das ist dieses, ich glaub tatsächlich, das ist dieser Mini-Rassismus, von dem du da sprichst, das sind diese kleinen Erlebnisse, die ja gar nicht so schlimm sind, weil schließlich wurden wir nicht verprügelt oder beschimpft oder so. Nein, es wurden uns Fragen gestellt, die uns signalisieren, wir gehören erstens nicht dazu und zweitens könnte von uns eine Gefahr ausgehen. Und das ist so das, womit ich am größten zu kämpfen hab, wo sag ich was und wo sag ich nichts. Wie kann ich denjenigen darauf hinweisen, das, was sie da gesagt haben, das hat mich verletzt, das hat meine Mutter verletzt. Und warum haben sie das überhaupt gefragt? Warum fragen sie das einem Menschen, der gerade den Müll wegbringt? Und das ist irgendwie, ich hab, ganz interessant, ich hab letzte Woche einen Podcast gehört von Trevor Noah, der ist auch, so wie ich, ein Mischling, halb Schweizer, halb Südafrikaner und der meinte, Rassismus ist ein bisschen so wie so ein dicker, fetter, schneller Bus auf der Autobahn. Und alle Menschen müssen diese Autobahn überqueren. Und der trifft aber nur denjenigen, die irgendwie People of Color sind oder schwarz, aber keine Weißen. Weiße sehen den gar nicht. Und du versuchst jedes Mal wieder über diese Autobahn zu rennen und den einen triffst und den anderen nicht und dann kommst du irgendwie außer Atem auf der anderen Seite an und sagst, boah, hast du das gesehen? Da war dieser Bus, der hätte mich beinahe überfahren und die weißen Menschen sagen, was denn für ein Bus? Ich hab gar keinen gesehen, war doch alles easy, ich bin doch da drüber gekommen. Was hast du denn? Und genau das ist das. Die sehen das nicht, kommen das nicht mit und es gehört aber zu unserem Alltag. Und alles, was wir, ich glaube, was wir tun müssen, ist das äußern zu können. Das passiert. Das sind unsere Geschichten. Was können wir denn tun, dass das nicht mehr passiert? Und lasst uns bitte wenigstens diese Freiheit zu sagen, das war rassistisch, das hat mich verletzt, aus dem Grund, damit mach ich dich nicht zum Rassisten. Damit gebe ich dir einen Spiegel und sag, hey, vielleicht beim nächsten Mal nicht mehr so. Ja, vor allem, es wird ja abgesprochen, dass überhaupt ein Bus existiert und dass du das nur einbildest und das ist ja genau das Problem. Vor allem ist ja auch, dass der Rassismus ist ja nicht so, also viele ersorgen die Sprache. Ich hab auch, ab und zu lese ich auch so Beiträge, da sagen jemanden, das Aufgrund von Rassismus wurde ich benachteiligt oder sowas, aber es ist ja eigentlich durch den Rassismus, also Aufgrund hört sich so an, als hättest du ja mit dir ein Problem und weil du sagst, als hättest du aufgrund deiner Behinderung oder sowas. Es ist ja nicht so, sondern das ist der Rassismus ja von den anderen. Du selber hast ja eigentlich gar kein Problem und also eigentlich muss ich mich auch hier mit dem Rassismus theoretisch ja nicht beschäftigen, wenn ich nicht betroffen wäre, aber ich bin ja praktisch, ich kann mir das ja gar nicht aussuchen. Also als jemand, der nicht betroffen ist, ein Hans Müller, Dieter, der der kann sich das aussuchen und sagen, ich bin da jetzt aktiv und ich glaube, hier gibt es Rassismus, als guter Bürger setze ich mich dagegen ein, weil das Demokratie gefährdet und es gibt Menschen, die sagen, nee, ich will mich nicht damit beschäftigen und sehe das nicht, aber du und ich haben ja diese Möglichkeit gar nicht. Ich kann ja gar nicht sagen, ich beschäftige mich mit dem Rassismus nicht. Das ist das auch, was auch viele Menschen unterschätzen. Das prägt ja meine Identität. Wenn ich mit Rassismus aufwachse, das macht ja was mit mir, das verändert mich ja. Ich werde ja zu einer ganz anderen Person, die ich nicht geworden wäre, wenn ich diesen Rassismus nicht erlebt habe und auch meine Identität hängt ja auch von der Zugehörigkeit ab. Identität entsteht durch Zugehörigkeit. Das heißt, du bist ja Mutter, dann weißt du ja mit den Kindern, du warst auch mal Kind, Kinder können sich entfalten, wenn ihre Zugehörigkeit nicht hinterfragt wird. Das heißt, die gehören immer zur Familie, die können mal Blödsinn machen, die können auch mal Sachen ausprobieren, die die Eltern nicht gut finden, auch noch spät in der Pubertät oder Berufswunsch oder sowas, aber in dem Moment, wenn dann die Zugehörigkeit hinterfragt wird, wenn ich das Gehör habe, wenn ich das mache, dann lieben mich meine Eltern nicht mehr, dann werde ich einfach auch, meine Identität verändert sich auch dadurch. Das heißt, ich werde entweder sehr aggressiv oder unterwürfig. Entweder total assimiliert, also dass ich immer versuche zu sagen, guck mal, ich bin ein Teil von euch, also was ja auch ein bisschen von dir rausfällt, auch in der Jugend, immer versuchen zu verstehen, ich kann besser Deutsch als du, du musst es permanent beweisen oder du machst es zu. Das ist so wie bei Kindern auch. Deswegen ist auch dieses Zugehörigkeitsgefühl, das ist extrem wichtig. Das heißt, wir können in der Gesellschaft über alles sprechen, über alles diskutieren. Politisch, also ich habe auch kein Problem, also wenn es jetzt nicht rassistische rechte Parteien sind, aber so Parteien wie CDU, die ich teilweise rechts finde, oder FDP, über alles kann man diskutieren, aber nicht jedes Mal in der Diskussion die Zugehörigkeit von Menschen zu Deutschland hinterfragen, das ist was alles kaputt macht, alles zerstört eigentlich, weil man kann wirklich über Migration diskutieren, über wie geht man mit geflüchteten Menschen um, wie viel kann ein Land aufnehmen, wie kann man den Menschen anders helfen, über alles kann man reden, über Kriminalität, aber jedes Mal kommt diese Frage, die Zugehörigkeit, das ist so jemand, der eigentlich an der Tür über die Zugehörigkeit mit deinem Nachnamen, also kann es dein Aussehen mit deinem Nachnamen dazu passen, das ist eine Hinterfrage von Zugehörigkeit. Deine Mutter fragt, zu wem sie gehört, das ist eine Hinterfrage von Zugehörigkeit und ich würde, wenn mich jemand fragen würde, zu wem ich in dem Haus hingehöre, würde ich sagen, was geht dich das an? Also bist du ein Detektiv oder sowas, was interessiert dich denn, zu wem ich hingehöre? Also wenn du irgendwie guckst, dass ich jemand klauen würde, dann beobachte mich, aber halt deine Klappe, so würde ich auch reagieren. Aber weißt du was ich meine, diese fehlende Zugehörigkeit und mit Rassismus ist halt so, dass deine Identität, meine Identität einfach davon geprägt wird und das ist halt mal unser Leben und viele Leute verstehen das nicht und denken, okay, ist das ein Jammern? Nein, es ist überhaupt kein Jammern oder sowas, sondern nur Verständnis, warum ich so geworden bin und du vielleicht so geworden bist, der von Rassismus nicht betroffen ist und ich muss was vielleicht auch dagegen machen, weil ich möchte nicht, dass mein Kind ähnliche Sachen erlebt, ich möchte auch diese Gesellschaft auch verändern und für mich ist das Wichtigste, niemand soll das Recht haben, bei meiner Tochter ihre Zugehörigkeit zu diesem Land zu hinterfragen, weil sie ist hier geboren, sie hat kein anderes Land, natürlich hat sie noch vielleicht, wenn es ganz schlimm ist, durch mich vielleicht irgendwie die Türkei noch als ein Land, momentan hat sie nicht, sie hat nur den deutschen Pass, aber es darf nicht sein, dass irgendjemand sich das Recht nimmt, ihr das zu hinterfragen und ich finde es halt auch so bei dir, ich meine, ich würde niemals auf die Idee kommen, bei dir nicht durchzusehen, also nicht, weil ich jetzt irgendwie politisch korrekt bin oder sowas, sondern es würde mich nicht in den Sinn kommen, weil ich das überhaupt gar nicht so sehe, weil es ist ja auch total realitätsfern, also wenn man in Berlin lebt, auch in Bayern war das auch oft so, die Leute wollen das nicht sehen, heute kann man nicht sagen, wer deutsch aussieht, also ich kann auch nicht mal sagen, wer türkisch aussieht, das ist auch eine Zuschreibung. Ja, das ist irgendwie auch eine ganz lustige Sache, sobald mich Menschen kennen, vergessen sie meinen Hintergrund. Ich hatte auch schon mal so eine Situation damals mit Kommilitonen und da habe ich damals gesagt, ich glaube, diese eine Kommilitonin, ich glaube, die hat auch irgendwie einen asiatischen Background und dann meinte mein Kumpel zu mir, nee, ich habe letztens mich mit unterhalten und die spricht perfekt deutsch. Ich gemeint, ja, ich spreche auch perfekt deutsch und meine Mutter kommt von den Philippinen. Achso, ja, stimmt, da habe ich noch gar nicht nachgedacht. Oder ich habe mich mit jemandem unterhalten darüber, dass ich bei dir im Podcast bin und die Person meinte, ja, aber du gehörst doch gar nicht ins Beuteschema, weil du hast doch da gar kein Problem mit. Die Frage ist doch, woher kommst du wirklich? Und ja gut, du hast jetzt eine philippinische Mutter. Und dann merke ich immer, sobald Menschen mich kennen, deutsche Menschen mich kennen, sehen sie mehr den Deutschen in mir. Also ich bin im Grunde wie ein Hybrid eigentlich, habe ich dadurch in der heutigen Welt viele Vorteile. Erstmal, also vor allem bei Menschen, die auch jetzt eher dunkelhaarig sind, eine braune Haut haben, die denken immer erst mal, ich gehöre zu ihrem Land. Also Brasilianer fragen mich, bist du Brasilianerin? Philippinos fragen mich, Filipino? Und eigentlich ist das eine schöne Geschichte. Irgendwie können wir uns oder haben wir auch durch die Erfahrungen, die wir gemacht haben, uns gelernt, sehr gut anzupassen. Wir fühlen uns in vielen Welten zu Hause. Und ich glaube auch, ich habe gerade nochmal darüber nachgedacht, ich habe meine Firma Belong Branding genannt, weil ich mir Firmen helfen möchte, dass sie neue Fachkräfte finden, die sich als Teil von ihnen fühlen. Und ich glaube auch, dass ich so einen Namen gewählt habe, weil ich die Erfahrung gemacht habe, auch mal nicht dazu zu gehören oder weil ich weiß, wie hart es aus meinem Ich-Ich bin ist, dazugehören zu wollen. Ich weiß, wie diese Menschen sich fühlen und deswegen ist es mir so wahnsinnig wichtig, diesen Menschen dann auch helfen zu können oder andere dafür auch merksam zu machen. Hey, es gibt Leute, die haben es schwer, in eure Kreise reinzukommen und für die müssen wir uns öffnen und denen müssen wir zeigen, wir sind eine offene Gesellschaft, wir sind eine offen denkende Firma. Wir respektieren jeden Menschen und das müssen wir hier in Deutschland ganz besonders tun. Uns fehlen die Fachkräfte. Kliniken müssen Stationen schließen. Wir brauchen Fachkräfte aus dem Ausland und wir sind laut neuesten Studien ganz, ganz weit hinten, wenn es darum geht, wie beliebt Einwanderungsländer sind. Eben aufgrund dieses Rassismus und aufgrund dieser Ausgrenzung. Und wir müssen Wege finden, wie wir da offener kommunizieren und wie wir zeigen, hey, du kommst hierher, du hilfst uns nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern wir wollen dann auch, dass du ein Teil unserer Gesellschaft bist und wir haben auch Interesse an dir, richtiges Interesse an dir. Du sollst auch deine Kultur hier leben können und gehörst trotzdem zu uns. Und dafür ist es mir wirklich ein Herzensanliegen, daran mitzuarbeiten. Ja, vielen Dank für deine Gedanken. Wir sind leider schon ziemlich am Ende der Folge. Ich könnte noch stundenlang reden, weil ich finde es auch sehr spannend, dass du deine Firma so genannt hast. Klar spielt das im Unterbewusstsein Belonging, Zugehörigkeit. Und ich habe in dem Vorgespiel auch jetzt schon herausgehört, dass das ein Riesenthema bei dir ist. Also nicht nur bei dir, bei vielen Menschen, aber ich finde es gut, dass du darüber sprichst, weil es geht wirklich um diese Zugehörigkeit und diese Person, die dir das gesagt hat, dass du nicht vielleicht dazu passen würdest, mit woher kommst du wirklich. Also es ist ja auch so, dass diese Podcast heißt ja auch, woher kommst du wirklich. Aber ich glaube ja Menschen, an denen diese Frage gestellt wird, weil ich selber glaube ja auch gar nicht dran. Also ich denke auch mit dieser Frage kann man auch gar nichts herausfinden. Es gibt auch, also es gibt Menschen, die kommen von irgendwo her. Ich habe jetzt in meinen Firmen Mitarbeiter, die kamen vor fünf Jahren aus dem Iran, aus anderen Ländern. Ist ja klar, also das ist was anderes. Das meinen wir nicht. Das geht ja um diese wirklich. Und wen fragt man denn mit wirklich? Dann fragt man natürlich auch hauptsächlich deutsche Menschen, weil sonst würde man diese Frage gar nicht stellen. Das heißt, wenn ich irgendwie wirklich frage, dann hat diese Person ja schon gesagt, woher sie kommt und ich glaube aber nicht daran. Und deswegen frage ich ja, woher kommst du wirklich? Jetzt sagt man endlich die Wahrheit. Es geht ja darum, dass es auch es können alle möglichen Menschen kommen. Also alle meine Gäste, die jetzt bis jetzt da waren, sind Deutsche. Also die waren nirgendswo anders. Das heißt, die haben nur reingepasst. Der einzige Grund war, denen wird diese Frage, woher sie wirklich kommen, gestellt. Und deswegen ja so wie dir, also ich habe auch Menschen eingeladen, die aussehen wie Deutsch. Denen wird das nicht mehr gestellt, diese Frage. Aber auch das beschäftigt sie, weil das zeigt eigentlich, dass es nur auf Äußerlichkeiten geht. Im Endeffekt geht es immer um Zugehörigkeit und Rassismus. Also durch Rassismus sich nicht zugehörig zu fühlen, durch diese Fragen sich nicht zugehörig zu fühlen. Darum geht es eigentlich. Vielen, vielen Dank, Yasmin. Gibt es noch irgendwas, was dir sehr wichtig ist, was du noch mitteilen möchtest zum Schluss? Danke dir, Erdal. Ich möchte dir einfach mitteilen, dass ich mich freue, dass du mit mir darüber gesprochen hast, dass du weiterhin diesen Podcast führst und dass du diese Geschichten nach außen trägst, damit Menschen sich zumindest diesen Bus vorstellen können und vielleicht dazu beitragen können, dass wir einen Zebrastreifen malen. Und deswegen möchte ich dir einfach danken. Ganz großartig, was du machst. Vielen Dank auch dir, weil ohne diese Offenheit von den Menschen, die teilnehmen, würde es diesen Podcast nicht geben. Deswegen teile ich dir, weil jedes Mal erweitert sich auch meine Perspektive. Also ich lerne jedes Mal was dazu. Vielen, vielen Dank, Yasmin. Das sollte meine Gästin was. Und vielen Dank an alle, die uns zugehört haben. Und wenn ihr Fragen habt, gerne die Kontaktdaten von mir stehen immer in der Episode auch von Yasmin, die Links zu ihr Instagram, LinkedIn, ihr könnt sie gerne direkt kontaktieren und austauschen. Und falls euch das gefallen hat, diese Folge oder Ansicht der Podcast, bitte bewerten, über eine Bewertung würde ich mich sehr freuen und natürlich abonnieren. Vielen Dank und ich wünsche euch, hier ist es jetzt gerade Mittag, aber wenn ihr auch hört, schönen Tag, schönen Abend oder gute Nacht. Tschüss, macht's gut. Outtakes