"Woher kommst du wirklich?"

Episode 22: Zwischen Burnout und Identitätskrise – Seelische Belastungen durch Rassismuserfahrungen // mit Fatma Kaya

Erdal Uğur Ahlatçı Season 1 Episode 22

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"Ich hatte das Gefühl, ich muss mich entscheiden, als würde mir jemand die Pistole auf die Brust setzen und sagen, ich bin jetzt türkisch, deutsch oder kurdisch."

In dieser Episode von "Woher kommst du wirklich?" spreche ich mit Fatma Kaya über ihre tiefen seelischen Belastungen, die durch Rassismuserfahrungen und die Migrationsgeschichte entstanden sind. Fatma teilt ihre persönlichen Erlebnisse, angefangen von ihrer Kindheit im Flüchtlingsheim, dem jahrelangen unsicheren Aufenthaltsstatus, den mentalen Herausforderungen, die sie als junge Erwachsene durchlebt hat, sowie den Traumata der Eltern. Sie beschreibt eindrücklich, wie zusätzlich noch die Frage nach ihrer Herkunft sie in eine Identitätskrise stürzte und letztendlich zu einem Burnout und Panikattacken führte.

Fatma betont die Bedeutung der Unterstützung durch ihre Eltern und wie deren harte Arbeit ihr den Weg zu einem erfolgreichen Leben geebnet hat. Sie erzählt, wie diese Unterstützung sich auf ihre psychische Gesundheit und ihre Motivation, im Leben erfolgreich zu sein, ausgewirkt hat. Sie erzählt, wie sie sich nach dem Anschlag in Hanau von ihrer Umgebung im Stich gelassen fühlte und wie sehr sie sich wünscht, dass Menschen mehr Mitgefühl zeigen.

Themen, die wir besprochen haben:

  • Wie wirken sich rassistische Gewalt und Ignoranz auf die mentale Gesundheit aus?
  • Welche Rolle spielen die Traumata und Herausforderungen der Eltern bei der psychischen Belastung der nächsten Generation?
  • Welche Strategien können Migranten und ihre Nachkommen entwickeln, um mit den Auswirkungen von Rassismus und Diskriminierung umzugehen?
  • Wie kann die Gesellschaft Empathie und Unterstützung fördern, um ein Gefühl der Sicherheit und Zugehörigkeit zu schaffen?
  • Warum ist es wichtig, dass Themen wie Rassismus und psychische Gesundheit in der Öffentlichkeit sichtbar bleiben und diskutiert werden?

Das Gespräch mit Fatma macht deutlich, wie wichtig es ist, offen über psychische Belastungen zu sprechen und Unterstützung zu suchen. Fatma betont die Wichtigkeit von Empathie und gegenseitigem Verständnis und ruft dazu auf, psychische Gesundheit nicht als Tabuthema zu behandeln. Fatma ermutigt alle, die Unterstützung benötigen, diese auch zu suchen, sei es durch Gespräche mit Freunden oder professionelle Hilfe.

Informationen über Fatma:
Fatma Kaya ist People- und Projektmanagerin sowie Speakerin zu Mental-Health-Themen, zuletzt bei TEDx Mannheim. Sie managt die Modedesignerin Meriem Lebdiri und bietet Beratungen in Social Media, Marketing und Personal Branding an. Bei Miss Germany 2023/24 erreichte sie die Top 40 mit dem Thema "Mental Health".  Fatma hat einen Master in International Management

Links:
LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/fatma-kaya-/  

Instagram: https://www.instagram.com/kayy.fatma/

Website: www.fatmakaya.de  

TedxTalk: https://www.youtube.com/watch?v=nj_9YJhdfqk 

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Podcast LinkedIn Profil:
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Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald

Ich hatte die Kinder zu meinem Geburtstag eingeladen, aus meiner Klasse. Und du musst dir vorstellen, kein einziges Kind ist auf meinen Geburtstag gekommen, weil wir im Flüchtlingsheim leben. Also kein einziges. Meine Mama hatte halt alles vorbereitet. Also das, was sie konnte, hat sie halt vorbereitet. Torte, Snacks und so weiter, nur um mir halt den Tag zu verschönern. Und kein Kind ist gekommen. Dann hat meine Mama die Initiative ergriffen, hat alle Kinder aus dem Flüchtlingsheim eingeladen. Und ich hab noch das Bild, das ist so, das ist Diversity. Das waren so viele verschiedene Kinder aus so vielen verschiedenen Ländern der Welt. Also damals meine beste Freundin, die war, die eine war aus Russland, die anderen waren aus Afrika, die eine war Afghanin, die andere war aus dem Iran. Also es war so ein gemischte, es war so eine gemischte Gruppe. Und ich schau mir das Bild an, irgendwie ist das Bild traurig, aber auch irgendwo schön, dass dann die Kinder zusammengekommen sind, die sowieso nicht so viel haben oder die vielleicht auch nicht die Möglichkeit eines Geburtstags hatten. Und ich hatte dann die Möglichkeit und hatte dann die Kinder auch dabei. Für mich ist Heimat eigentlich da, wo Menschen mich nicht nach meiner Herkunft fragen. Oft auch, wo ich auch weiß, es ist wirklich so. Also ich meine nicht ich. Die Persönlichkeit eines Menschen, die Wege eines Menschen, die Gedanken, die Tätigkeiten, die Aktionen, das ist alles aufgrund seines Herzens basiert. Denn was ist ein Mann? Ein Mann ist sein Herz. Egal, wie groß sein Titel ist, egal, wie groß sein Wachstum ist, wie groß seine Position ist, wenn das Herz nicht groß ist, dann kann er nicht groß sein. Aber wenn das Herz groß ist, bleibt der Mann unter allen Umständen groß. Herzlich Willkommen in einer weiteren Episode. Woher kommst du wirklich? Und heute habe ich eine Gästin, Fatma. Und Fatma ist Gründerin selbstständig im Bereich People & Project Management, betreut verschiedene Persönlichkeiten. Herzlich Willkommen Fatma. Fatma, kannst du dich mit deinen Worten kurz vorstellen? Habe ich dich richtig vorgestellt? Was machst du genau beruflich? Hallo Erdal abi, vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr, dass ich heute dabei sein darf. Genau, du hast mich eigentlich schon richtig vorgestellt. Ich sage immer, ich bin Türöffnerin. Ich öffne Persönlichkeiten oder verschiedene Unternehmen, mein Netzwerk und arbeite im Bereich Marketing, Kommunikation und PR an verschiedenen Projekten und mit Persönlichkeiten. Sehr schön. Du bist gerade in München, glaube ich. Du warst in München, glaube ich, oder? In unserem Vorgespräch. Genau. Ich war früher in München. Aktuell wohne ich in der Nähe von Hanau. Leider, glaube ich, kennt mittlerweile jeder Hanau. Ich wünschte, die Menschen würden Hanau mit etwas Schönerem assoziieren. Ja, Hanau kennt leider jeder nach diesem rassistischen Anschlag mit neun Menschen, die getötet wurden, ermordet wurden. Der Podcast heißt ja, woher kommst du wirklich? Und ich leite immer Menschen ein, denen diese Frage gestellt wird. Und es geht aber nicht primär um die Frage an sich, weil da gibt es immer diese Diskussion, darf man die Frage stellen oder nicht, aber es geht ja um viel mehr. Und du hattest dich ja gemeldet, weil das bei dir etwas ausgelöst hat. Und da wolltest du ja reden und wir haben ein Vorgespräch geführt und ich fand das auch sehr interessant. Was löst denn diese Frage bei dir aus? Wann war das erste Mal, dass diese Frage, woher kommst du, wirklich gehört? Also auch für die, die zuhören, es geht nicht um woher kommst du. Gleich in Berlin fragt man auch, wo kommst du? Und dann sagt man, ich komme aus Bayern oder aus irgendwo, aber es kommt immer wieder, woher kommst du wirklich? In welchem Kontext? Weißt du noch das erste Mal, dass diese Frage bei dir etwas ausgelöst hat? Also ich glaube, die Frage habe ich schon als Kind, als Jugendliche gestellt bekommen. Aber wann es etwas in mir ausgelöst hat, war einfach Mitte 20, auch als ich dann Burnout bekommen habe und Panikattacken. Und ich glaube, das hat alles ineinander eingespielt. Und die Frage, woher kommst du wirklich, ist sowieso schon schwierig oder eine Herausforderung für mich, weil ich türkisch und kurdische Wurzeln habe. Da fängt es ja schon mal an. Und dann noch in Deutschland zu sein, wo du sowieso immer das Gefühl hast, als müsstest du dich entscheiden. Ich hatte halt immer das Gefühl, ich muss mich jetzt entscheiden, als würde mir jemand die Pistole auf die Brust setzen und sagen, ich bin jetzt türkisch, deutsch oder kurdisch. Und das hat sowas in mir ausgelöst, was ich dann auch mit der Therapeutin aufgearbeitet habe. Und sie mir dann den Tipp gegeben hat und gesagt hat, sie müssen sich doch gar nicht entscheiden. Sie können doch das Schönste von allen drei Kulturen annehmen. Und sie sind ein Individuum. Aber leider habe ich das Gefühl, dass man in der Gesellschaft sich immer entscheiden muss. Und ich habe sehr lange gebraucht, um das abzulegen. Für mich persönlich, um zu sagen, du musst dich nicht entscheiden. Du bist gut, so wie du bist. Du bist ein Individuum und du kannst alle drei Kulturen in dir tragen und alle drei Nationalitäten toll finden oder halt auch gewisse Dinge nicht toll finden, aus der Herkunft heraus. Und wie gesagt, ich bin sehr froh, dass ich da jetzt einen Weg für mich gefunden habe, als Person damit umzugehen. Aber die Frage hat echt was mit mir gemacht und über all die Jahre, dass es dann irgendwann ausgebrochen ist und ich das aufarbeiten musste. Ich bin froh, wie gesagt, dass ich jetzt da zu einem Weg gekommen bin oder einen Weg für mich gefunden habe, damit umzugehen. Du meintest, mit Anfang 20 hattest du einen Burnout. Das ist ja Wahnsinn, also in so jungen Jahren. Wie hast du das gemerkt? Ich kenne jemanden, der Burnout hatte, aber er war schon älter. Der ist ja auf einmal umgekippt. Also er hat es gar nicht gemerkt und dann erst wieder im Krankenhaus aufgewacht. Und dann war er total, das hat er gar nicht gespürt. Wie war das bei dir? Wie ist das passiert? Ich habe mit 27 Burnout diagnostiziert bekommen. Nur ganz kurz zu meiner Vorgeschichte. Ich bin mit drei Jahren nach Deutschland gekommen mit meinen Eltern, mit meiner kleinen Schwester. Meine Eltern hatten zwei Kinder dabei, zwei Koffer und 500 Mark in der Tasche und haben ein Land betreten, wo sie die Sprache nicht kannten, die Kulturen nicht kannten. Und es war eine Riesenherausforderung, hier erst mal anzukommen. Und als kleines Kind habe ich dann schon eine Riesenlast auf meinen Schultern getragen, weil ich dann einfach die Sprache vor meinen Eltern konnte, die Behördengänge gemacht habe, Briefe übersetzt habe. Ich glaube, das kennen viele migrantische Kinder. Was für eine unsichtbare Last wir auf den Schultern tragen. Und mit all den Jahren hat sich, glaube ich, die Last so aufgehäuft auf den Schultern, dass sich dann mit 27 das einfach komplett ausgebrochen ist. Ich weiß noch genau, wie ich da in München in meiner Wohnung stand und zu meinem damaligen Freund gesagt habe, ich kriege keine Luft. Ich habe eine Panikattacke bekommen, aber ich wusste nicht, was es ist. Ich habe nur gesagt, ich kriege keine Luft, ich konnte nicht atmen. Für alle, die nicht wissen, was eine Panikattacke ist, du hast das Gefühl, dein Herz schlägt so schnell, als würde es gleich explodieren und du kriegst keine Luft. Normalerweise ist der Körper eines Menschen so konzipiert, dass du trotzdem immer weiter atmest. Aber in dem Augenblick weißt du ja nicht, was mit dir geschieht. Und du bist dann schweißgebadet. Also das war so der Punkt, wo ich dann gemerkt habe, irgendwas stimmt mit mir nicht. Und bin dann auch zum Arzt, habe dann die Diagnose bekommen, bin dann in Therapie, dass ich Burnout habe, Panikattacken und eine Depression. Und du kennst es vielleicht, Alda Labi, wir kommen aus einem Kulturkreis oder auch die Gesellschaft, in der wir leben, ist das Thema immer noch ein Riesentabuthema. Und das will ich durchbrechen, indem ich auch offen und ehrlich darüber spreche. Nur wenn wir halt offen und ehrlich darüber sprechen, dann können wir halt Heilung finden in der Gesellschaft, in unserer Familie, Leute aufklären, dass es uns alle treffen kann, dass es nichts Schlimmes ist. Leider ist es immer noch so ein Thema in den kurdischen, türkischen Kulturkreisen, wenn man anfängt und sagt, man ist in Therapie, wird man sofort abgestempelt. So, oh Gott, mit dieser Person, die Person ist verrückt oder mit der stimmt was nicht. Aber es ist einfach, meiner Meinung nach, sollte jeder in Therapie gehen. Jeder Mensch sollte in Therapie gehen und diese Dinge aufarbeiten, die er aufarbeiten muss. Also nur so können wir, wie gesagt, Heilung finden, an uns selbst arbeiten und ein glückliches und zufriedenes Leben finden. Weil diese Last, diese unsichtbare Last, die wird sonst immer auf unseren Schultern bestehen bleiben und irgendwann uns komplett erdrücken. Und wie zum Beispiel bei deinem Kollegen, der dann zusammengebrochen ist und bei mir dann halt die Panikattacke ausgebrochen ist. Es zeigt sich ja bei verschiedenen Menschen in verschiedenen Formen. Ja, also ich thematisiere das auch im Podcast und gerade auch so die erste Generation, die ja stumm geworden ist und die reden ja gar nicht mehr, die haben alles verdrängt. Ich war nur so überrascht oder ich habe das unterschätzt, dass so in jungen Jahren, auch in deinem Alter, das passiert ist. Und diese Schwierigkeiten, die du ja auch gemeint hast, Eltern unterstützen zu müssen, weil die als Erwachsene die Sprache nicht lernen können, die kommen ja auch meistens mit Depression nach Deutschland oder bekommen die Depression erst in Deutschland, weil Heimweh, Trennung, Armut, das sind ja so viele Sachen. Ich glaube auch, das liegt wahrscheinlich auch daran, dass du ja praktisch im Endeffekt die zweite Generation bist, weil deine Eltern sind ja später nach Deutschland gekommen, nicht so wie ich. Meine Eltern, also mein Vater kam ja früher und das ist halt eine andere Zeit, also ist ein bisschen versetzt und da musst du erstmal nochmal denken. Das ist natürlich auch so. Ich kenne das auch, bei uns war das ja in den 80er Jahren. Es ist heute noch so, dass ich mich für unsere Mutter verantwortlich fühle. Unser Vater ist schon gestorben, die waren auch zum Schluss getrennt. Im Endeffekt, die habe ich mich auch oft auch gefragt. Tatsächlich, also dieses Gefühl von Geborgenheit, also dass man sich so fallen lassen kann, kenne ich gar nicht. Das fällt mir auch extrem schwierig, auch loszulassen. Und das kommt halt davon, weil ich das auch wirklich nie richtig kannte. Meine Mutter hat uns schon sehr geliebt, Liebe habe ich gespürt, aber wirklich zu sagen, sie könnte sich um uns auch kümmern in der Gesellschaft, hatte ich nicht. Also sie konnte nicht lesen, schreiben. Das heißt, sie konnte auch gar nicht in der Schule irgendwie mir helfen. Das ist also unmöglich. Sie wusste auch gar nicht, in welche Klasse, in welche Schule ich gehe. Mein Vater auch nicht. Und dann diese Werdengänge. Ich habe heute noch panische Angst vor dem Briefkasten. Ich weiß nicht, ob du das kennst. Doch, kenne ich sehr gut. Und Briefe kommen von Behörden. Das ist so schlimm, weil die Behördensprache ist für jemanden, der Deutsch ist, hier aufgewachsen ist, schon schwierig. Aber dann muss man noch jemand als Kind, Jugendlicher für die Eltern übersetzen. Du musst das so erst selbst verstehen. Dann musst du es so übersetzen, dass sie es verstehen. Und diese Unsicherheit von Menschen, weil die auch nicht verstehen, fühlen sich natürlich hilflos. Und das musst du auch ertragen, diese Wut, diese Ärger von Menschen. War das bei dir auch so wahrscheinlich, oder? Ja, ich kann es nur so unterschreiben. Du hast mir gerade aus der Seele gesprochen. Ich kenne das so gut. Und dann auch noch in eine Sprache zu übersetzen. Natürlich habe ich Türkisch gelernt als Kind. Die ersten drei Jahre meines Lebens habe ich nur Türkisch und Kurdisch gesprochen. Aber dann kommst du nach Deutschland, bist sowieso hier in einem Land, du kannst die Sprache nicht. Und dann lernst du so gerade mal ein bisschen Deutsch, weil du halt mit den Kindern spielen willst, dazugehören willst. Und dann bist du an einem Punkt, wo du dann sowieso, wie du gesagt hast, die Behördensprache nicht verstehst und dann noch in eine Sprache übersetzen musst, die du vielleicht dann auch paar Monate, paar Wochen nicht gesprochen hast oder die die Worte überhaupt dir fehlen. Ich weiß noch, meine Schwester, die ist zwei Jahre jünger als ich, die ist als Kind mit meiner Mama zum Arzt gegangen. Und die Ärztin hat damals gesagt, sie haben Eisenmangel. Meine Schwester hat das dann meiner Mutter so übersetzt, Mama, du musst Metall essen, Metall. Das ist schon so süß, aber auch irgendwo traurig, dass ein kleines Kind das der Mama übersetzen muss, weil die Mama einfach nicht die Möglichkeiten hatte. Heute, Gott sei Dank, hat sie die Sprache gelernt, kann vieles auch alleine bewältigen. Aber trotzdem, ich kenne das, hat man das Gefühl der Verantwortung. Als hätte man so ein, wie gesagt, nicht versetztes Rollenbild, also so ein geswitchtes Rollenbild. Als wären wir die Eltern und unsere Eltern die Kinder. Und ich glaube, viele Menschen können das auch nicht nachvollziehen, was das für eine Verantwortung ist oder wieso wir dieses Verantwortungsgefühl haben. Klar gibt es vielleicht auch Menschen oder Migranten, die das nicht haben, aber ich kann nur von mir aus sprechen, das ist so eine Last manchmal, man macht es gerne, aber man bleibt auch manchmal auf der Strecke selbst liegen, in Anführungszeichen. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, vielleicht kannst du das auch nachempfinden, weil man dann immer sich so verantwortlich fühlt und sagt, man will ja auch den Eltern was zurückgeben, die sind ja auch in ein Land gekommen für uns, dass wir es hier besser haben, dass wir eine bessere Bildung genießen und allem drum und dran und dann hat man dieses Verantwortungsgefühl und das hat mich beispielsweise damals dann nicht nur das, sondern auch viele andere Ereignisse, sei es dann im Job, in der Uni und so weiter, zu dem Punkt des Burnouts geführt. Ja, man fühlt sich ein bisschen auch so schuldig, also dass die Eltern viel ertragen müssen, also die sind ja eigentlich sehr stark, also in der Wahrnehmung ist es ja so, dass als würden Menschen aus irgendwelchen armen Ländern kommen, dann werden sie in Deutschland reich und es geht ihnen gut, müssen ja dankbar sein, wenn sie sich ein bisschen beschweren über Rassismus oder sowas, sagen sie, dann können die ja wieder zurückgehen und dann wird auch immer innerhalb der Kommitee gesprochen, sei doch froh, was wäre aus dir geworden, wenn du dort geblieben wärst, das wissen wir nicht, weil das ist ja nicht alles Geld und viele Menschen schaffen das ja auch, hier auch nicht wirklich zu Geld zu kommen, sondern es ist halt ein anderes Leben und die Eltern sind sehr stark, weil also bei meinen Eltern in eine Zeit nach Deutschland zu kommen, wo der Zweite Weltkrieg erst 20 Jahre her ist, also praktisch so ein Trauma in der Gesellschaft ist und kein Wort Deutsch, keine Community, nicht so wie jetzt, kein Internet, kein Fernsehen, keine Unterhaltung, die schaffen natürlich sehr viel, aber die geben halt einen Teil ab, die müssen resilient sein, die geben ihre Gefühle ab, ihre Empathie ab, die lassen sich erniedrigen und das kriegen die Kinder mit und die Kinder müssen dankbar sein und es ist immer das Gefühl, wir machen das ja für euch, damit es euch besser geht und die zweite Generation opfert sich ja auch, macht dann sehr viel für die Eltern, um das zurückzugeben, einige schaffen das nicht, einige triffen ab, haben Drohungen, Probleme, andere Probleme und ich habe versucht auch zu unterstützen, indem ich in der Fabrik gearbeitet habe, sehr früh, ich wollte praktisch mit Geld finden, damit man schnell wieder zurückgehen kann, das ist ja der Traum von den Eltern gewesen und dann passiert aber folgendes, dass dann die dritte Generation, also viele in der zweiten Generation machen den Fehler, das was sie erlebt haben, wollen sie den Kindern nicht zumuten, dann schütten sie voll mit Geschenken und ich weiß nicht, ob du eine dritte Generation in der Familie hast, die fahren dann irgendwelche teuren Autos, das ist halt auch, was in den Medien dargestellt wird, so Statussymbole und das ist auch eine verlorene Generation, weil sie einfach auch tatsächlich nicht irgendwie Verantwortung nehmen lernen, das ist halt wirklich sehr schwierig, also die zweite Generation ist ja so in der Mitte, die wollen ihren Kindern was geben, alles besser machen, aber auch ihren Eltern, das ist sehr, sehr schwierig und ich wollte nochmal fragen, die ersten Jahre, also du bist mit drei Jahren nach Deutschland gekommen, ich weiß halt jetzt durch meine kleine Tochter, die wird jetzt fünf, ich weiß halt, wie so mit drei Jahren ist, die Kinder übernehmen ja natürlich alles, jede Identität, jede Zeit, was auch sehr schön ist und die ersten Jahre, glaube ich, nach so einem Vorgespräch, hast du ja in Flüchtlingsheimen gewohnt, glaube ich, oder? Genau, ja, zehn Jahre insgesamt. Das ist lang, zehn Jahre. Ja, ich glaube, das macht schon was mit einem, alleine, du kriegst ja schon als Kind das Gefühl vermittelt, du bist anders, du hast nicht ein eigenes Zimmer, du hast nicht die Spielzeuge, du hast nicht die Hobbys. Ich habe letztens mit einer Freundin geredet und habe gesagt, hast du dir schon mal die Frage gestellt, warum wir Migrantenkinder keine Hobbys haben? Da hat sie gesagt, ja, weil unsere Eltern einfach kein Geld hatten, unsere Eltern hatten gar nicht die Möglichkeit, oder die wussten das ja auch gar nicht. Ich glaube, meine Eltern hatten andere Sorgen, also andere Sorgen damals, als sich um die Hobbys der Kinder zu kümmern. Bei denen ging es um Sicherheit, zehn Jahre in Angst zu leben, jederzeit abgeschoben werden zu können, macht auch was mit einem Menschen, und das kriegst du als Kind halt auch so eins zu eins mit. Ich muss dir sagen, ich habe bis heute Angst vor der Polizei, also das löst was in mir aus, wenn ich die Polizei sehe, obwohl ich jetzt persönlich keine schlechte Erfahrung gemacht habe, sondern einfach, weil ich als Kind wusste, wenn die Polizei kommt, dann müssen wir wieder zurück. Und ich habe mich ja nicht an die Türkei erinnert, ich wusste nur, wir müssen dann zurück, und wir geben dann hier alles auf. Und ich hatte dann Jahre später im Berufsleben, bin ich viel gereist, hatte dann eine Begegnung, oder hatte dann eine Situation, die mich auch sehr geprägt hat, und die ich jetzt auch hier kurz erwähnen will, ich war in der Sicherheitskontrolle, und ein, sagen wir mal, Kollege, oder jemand aus dem Team, hat dann ganz stark und laut gerufen, bei ihrer Herkunft müsst ihr sie doppelt kontrollieren. Da sind die Polizisten gekommen, haben mich halt quasi abgetastet und haben geschaut, und Adalab, du kannst dir nicht vorstellen, wie es mir in diesem Augenblick ging. Es war Rassismus gepaart mit Erniedrigung, gepaart mit Witz, und als ich das dann angesprochen habe und später gesagt habe zu meiner Chefin, das geht gar nicht, dann hat sie gesagt, er hat doch nur Spaß gemacht. Und das war, ja, vielleicht in eurem Kontext ist es Spaß, aber ihr wisst nicht, was das in mir auslöst, was das bei der Fatma als Kind auslöst. Dieses kleine Kind in mir war wieder geweckt, und ich hatte einfach so eine panische Angst, obwohl ich weiß, ich habe die Deutschstaatsbürgerschaft, ich habe keinen Sprengstoff bei mir, ich habe nichts Schlimmes gemacht. Wir gehen auf eine Geschäftsreise, ich muss durch die Sicherheitskontrolle, und dann wird es so laut, stark da gerufen. Ja, also, wie gesagt, die Kindheit war nicht schön. Die Kindheit war sehr mit Angst geprägt und das Gefühl, nicht dazu zu gehören, anders zu sein, auch immer das Gefühl zu bekommen, egal, was du machst, du wirst nie ein Teil von uns. Und das hat noch einen Stein auf die Schulter gelegt, noch einen Stein, noch einen Stein, noch einen Stein, bis dann halt mit 27, dass es komplett geplatzt ist oder ausgebrochen ist. Ja, das glaube ich, und es ist ja auch so, dass der Rassismus hat ja auch nochmal auch Hierarchien, also wer wie gehasst wird, und wenn jemand in einem Flüchtling wohnt, dann ist es ja auch innerhalb der Migranten auch nochmal, es gibt ja Menschen, also türkische Menschen, kurdische Menschen, die auch andere erniedrigen, und ich weiß noch aus meiner Jugend, wenn irgendwie jemand in Flüchtlingsheimen gewohnt hatte, also nicht von mir, aber ich habe es von anderen immer dann gehört, das waren halt die Asylanten, und die waren halt so ein bisschen noch weniger wert, also die kriegen Rassismus von anderen mit, werden erniedrigt, dann suchen sie jemanden, den sie noch mehr erniedrigen können, und das war dann praktisch auch so, die hatten ja gar keine Identität mehr, also die waren halt egal, ob jetzt irgendwie die Familien aus Pakistan, Afghanistan oder sowas kamen, alle waren dann in Bayern, vor allem auch die Asylanten, das fand ich immer sehr schlimm, und gegenüber von unserer, wo wir gewohnt haben, war ein Flüchtlingsheim, und da war halt auch so, man durfte nicht hingehen, die waren total kriminalisiert, und ich war schon immer ein neugieriger Mensch, und ich habe auch als Jugendliche auch Freunde gehabt von überall, und mir hat es auch Spaß gemacht, und wir sind auch immer hingegangen, weil ich auch die Leute sehr nett fand, und es waren ja verschiedene Phasen, es gab eine Phase von in den 90ern, 80ern, waren ja mal Menschen aus Bulgarien, türkische, die geflüchtet sind, dann gab es zeitweise aus Indien, viele, die sick waren, die geflüchtet waren, weil ich immer Kontakt hatte, weil es ja diese verschiedenen Phasen, ich habe halt dort auch gegessen und so weiter, und ich fand das halt sehr interessant, weil auch die Kinder, die dort waren, teilweise auch sehr früh mehr Offenheit gelernt haben, als andere, weil die waren ja, ich weiß nicht wie es bei dir war, waren ja mehrere Menschen mit verschiedenen Hintergründen, das war ja mehr divers, als außerhalb des Flüchtlingsheims, war das bei dir auch so, oder waren das Flüchtlingsheims nur für kurdische Menschen, oder war es gemischt auch? Ne, das war total gemischt, du musst dir vorstellen, ich hatte meinen sechsten Geburtstag, ich wurde mit fünfeinhalb eingeschult, hatte dann meinen sechsten Geburtstag, ich war auch nicht im Kindergarten, also ich weiß nicht wie ein Kindergarten von innen aussieht, kann man so sagen, und wurde dann direkt eingeschult, und ich hatte die Kinder zu meinem Geburtstag eingeladen, aus meiner Klasse, und du musst dir vorstellen, kein einziges Kind ist auf meinen Geburtstag gekommen, weil wir im Flüchtlingsheim leben, also kein einziges, meine Mama hatte halt alles vorbereitet, also das was sie konnte, sie hat vorbereitet, Torte, Snacks und so weiter, nur um mir halt den Tag zu verschönern, und kein Kind ist gekommen, dann hat meine Mama die Initiative ergriffen, hat alle Kinder aus dem Flüchtlingsheim eingeladen, ich hab noch das Bild, das ist so, das ist Diversity, das waren so viele verschiedene Kinder, aus so vielen verschiedenen Ländern der Welt, also damals meine beste Freundin, die war, die eine war aus Russland, die anderen waren aus Afrika, die eine war Afghanin, die andere war aus dem Iran, also es war so eine gemischte Gruppe, und ich schau mir das Bild an, irgendwie ist das Bild traurig, aber auch irgendwo schön, dass dann die Kinder zusammengekommen sind, die sowieso nicht so viel haben, oder die vielleicht auch nicht die Möglichkeit eines Geburtstags hatten, und ich hatte dann die Möglichkeit, und hatte dann die Kinder auch dabei, und ich erinnere mich schon, also der Tag war schön, aber auch irgendwo traurig, also ich glaube du kennst es, wenn du dann manchmal so Erinnerungen hast, oder irgendein Bild oder so, da kommen ja direkt dann Emotionen wieder hoch, und genau, also es war sehr sehr gemischt, also es waren viele verschiedene Nationalitäten, was auch schön war, und ich glaube das hat auch was mit mir gemacht, dass ich einfach diese Offenheit auch habe, gegenüber verschiedenen Menschen und Kulturen, deswegen kann man nicht sagen, dass alles schlecht war, das ist vielleicht ein schöner Part dieser zehn Jahre gewesen. Ja klar, also ich meine, man ist ein Teil von dem Ort, wo man herkommt, und es gehört zu denjenigen dazu, und ich freue mich auch, also wie war es denn, du warst ja so bis 13 dort, oder ich meine genau in der Pubertätsphase, das muss ja auch interessant sein, und das war dann praktisch auch, wie viel habt ihr eine Wohnung gehabt, oder wie viele Zimmer habt ihr gehabt, also ihr wart zwei Geschwister und die Eltern. Genau, genau, die Anfangszeit hatte man immer ein Zimmer, also ein Zimmer, was man sich mit den Eltern geteilt hat, nur einen Raum musst du dir vorstellen, und das Bad und die Küche, hat man ja mit den ganz vielen verschiedenen Menschen da geteilt, und später dann mit den Jahren, ich erinnere mich auch nicht an jede Station, weil wir auch sehr oft umziehen, quasi von einem Flüchtlingsheim in das nächste, quasi gebracht wurden, aber dann zuallerletzt, gab es dann sowieso eine kleine Wohnung, wo wir dann auch ein Zimmer hatten, was ich auch mit meiner Schwester geteilt habe, und eine eigene Küche und ein eigenes Bad. Ich finde, das ist auch irgendwo eine Erniedrigung für den Menschen, mit so vielen Menschen das zu teilen, sowas Intimes wie Baden oder Kochen, und das ist schon schrecklich, also wenn ich jetzt heute darüber nachdenke, und ich weiß, als Kind habe ich mir immer, ich habe mir so sehr ein eigenes Zimmer gewünscht, heute, Gott sei Dank, haben wir ein großes Haus, wir haben zig Zimmer, also ich habe alleine hier fünf Zimmer, die ich gar nicht mehr brauche, aber als Kind war es so, hatte ich immer so, oh, ich hätte voll gern ein eigenes Zimmer, oder du warst immer bei Freunden, hast du gesehen, oh, die haben ein eigenes Zimmer, oder die hatten Hobbys, oder die hatten die Spielzeuge, und das macht was mit einem, und wie du das mit den Generationen gesagt hast, ich habe jetzt einen kleinen Neffen, der ist elf Monate alt, und wir überschütten den auch mit Geschenken, mit Spielzeugen, wo dann auch meine Schwester letztens gesagt hat, wir müssen aufhören, der soll das zu schätzen wissen, der soll auch wissen, wie es ist, sich was zu wünschen, oder etwas haben zu wollen, dass man auch was dafür machen muss, die so, wir müssen aufhören, ihn jetzt schon so zu verwöhnen, und deswegen, ich kenne das, mit diesem Verwöhnen der Kinder, und die Kinder dann zu überschütten, weil man denkt, man hat es ja selbst nicht, ich bin froh, dass wir das jetzt gemerkt haben, also er ist jetzt noch klein, aber dass wir trotzdem gesagt haben, wir wollen das nicht, er soll auch sehen, dass man für etwas arbeiten muss, dass man sich bemühen muss, wenn man sich was wünscht. Ja, es ist sehr schwer, also ich kenne das aus eigener Erfahrung, ich habe auch diese Vorstellung, das nicht zu machen, ich bin ja sehr spät Vater geworden, meine Geschwister haben schon erwachsene Kinder, auch teilweise in deinem Alter, und ich hatte panische Angst davor, zu scheitern, deswegen sehr spät, jetzt merke ich aber, obwohl ich dieses Bewusstsein habe, also intellektuell weiß ich, dass ich das nicht mache, aber ich mache den Fehler auch, also ich liebe meine Tochter, und ich sehe halt, ich kann es, jedes Mal etappig möchte ich, dass ich das nicht kann, weil es liegt wirklich daran, ich sehe dann mich als Kind, ich hatte wirklich nichts, und deswegen ist es halt sehr, sehr schwierig, das auch abzuschütten, also deswegen ist es halt die zweite Generation, es hat es wirklich sehr schwer gehabt, also diese Traumas, und auch nicht verarbeitet, also nicht Therapie gemacht, also nicht darüber gesprochen, die übernehmen auch die Sprachlosigkeit der ersten Generation, deswegen ist es wirklich sehr, sehr schwierig, das zu schaffen, aber was ich noch fragen wollte, also vielleicht mit dem ersten, in unserem Vorgespräch hattest du gesagt, du warst in München, ich komme ja aus Bayern, ich bin in Bayern aufgewachsen, und hast gesagt, wie ich in die Heimat zurückkam, da hast du wahrscheinlich den Ort gemeint, wo du jetzt wohnst, ich habe mir das gemerkt, weil du das Wort Heimat benutzt hast, fand ich sehr interessant, das heißt, da wohnst du jetzt auch wieder, oder? Das heißt, da wo du aufgewachsen bist, in dem Ort, wohnst du jetzt wieder? Ist das das, was du als Heimat bezeichnet hattest? Genau, genau, genau, also ich wohne seit meinem 16. Lebensjahr in der gleichen Ortschaft, natürlich noch mit Zwischenstops, mit einem Auslandssemester in Amerika, Praktikum in München, in München gearbeitet, aber ja, das würde ich jetzt so als Heimat bezeichnen, aber meine Heimat ist auch Istanbul, ich weiß nicht, ich habe so eine Verbundenheit zu dieser Stadt, es kann sein, dass ich, weil ich da auf die Welt gekommen bin, oder weil ich da die ersten drei Jahre meines Lebens verbracht habe, deswegen, wie gesagt, ich könnte mich jetzt auch nicht entscheiden, ich bin ja auch froh, dass ich gelernt habe, ich muss mich nicht entscheiden, aber ja, die Ortschaft, wo ich wohne, hier ist Heimat, also in der Nähe von Hanau, aber auch Istanbul ist Heimat, das ist ein ganz anderes Gefühl, wenn ich dann am Flughafen ankomme und mein Fuß den Boden betritt und ich dann einfach ganz anders durchatme, ich weiß nicht, ich kann das, es ist sehr schwer zu beschreiben, aber beide Orte sind Heimat, ich muss ehrlich sagen, München war für mich nicht Heimat und ich habe mich da auch nicht wohl gefühlt, es war sehr herausfordernd, das ist eine, ich will jetzt niemanden auf die Füße treten, ich will den Münchnern nicht auf die Füße treten, aber es ist nochmal ein ganz anderer Schlag an Menschen, war mein Gefühl, oder meine Erfahrung, die ich da gemacht habe. Es ist halt nicht deine Heimat gewesen, also meine war es auch, deswegen, das ist nicht das, der Ort muss ja nicht schlecht sein, nur weil es nicht irgendwie, man sich wohl fühlt, aber was macht es denn jetzt gerade, wo du bei uns zu deiner Heimat, also was ist das für ein Gefühl, dass du sagst, doch, das ist so meine Heimat? Erstmal, ich glaube das Haus, dass meine Eltern einfach die Möglichkeit hatten, oder sich das, also dass die so hart gearbeitet haben, um sich sowas leisten zu können, weil das war ja unvorstellbar, also wenn man sich vorstellt, im Flüchtlingsheim gewesen, sehr viel gestruggelt, und dann jetzt ein Haus zu besitzen, und das halt in Deutschland, das finde ich halt toll, weil meine Eltern haben nichts in der Türkei, ich kenne das ja von anderen Menschen, oder aus meinem Freundeskreis, oder Umfeld, die Eltern haben sich ja so totgeackert, um in der Türkei was zu kaufen, und sind dann ein bis zweimal im Jahr, wenn überhaupt, in dem Haus, und meine Eltern haben dann für sich beschlossen, wir sind überwiegend der Zeit hier, wer weiß wie das ist, wenn sie in Rente sind, das ist nochmal was anderes, aber dann haben wir doch lieber hier was, und ich glaube, das Haus ist das, was ich halt so als Heimat bezeichne, wie gesagt, endlich mal die Zimmer zu haben, endlich ein eigenes Zimmer zu haben, oder eine eigene Wohnung in dem Haus zu haben, das würde ich sagen, macht das zu Heimat, und einfach auch das Umfeld, die Freunde, und einfach das Mann, die Familie, die Schwester, der Schwager, der Neffe, das ist glaube ich das, was mich dann, sorry, wo ich dann sagen kann, das ist für mich Heimat. Ja, auf jeden Fall, Heimat ist im Endeffekt auch kein Ort, und mir geht es auch so ähnlich, also für mich ist Heimat eigentlich da, wo Menschen mich nicht nach meiner Herkunft fragen, oft auch, wo ich auch weiß, es ist wirklich so, also ich meine, ich wohne jetzt in Neukölln, und es ist auch meine Heimat, also innerhalb von Berlin, unterscheide ich auch zwischen den Bezirken, Kreuzberg war früher meine Heimat, jetzt ist Neukölln meine Heimat, auch das Haus, wo ich wohne, fühle ich mich auch sehr wohl, und wie du es auch gesagt hast, wie ich das, also wenn ich in der Türkei bin, also auch nicht in jedem Ort, also ich war vor drei Jahren das erste Mal nach 20 Jahren in dem Ort, wo ich geboren worden bin, und da habe ich auch so ein Heimatgefühl gehabt, wahrscheinlich so aus den gleichen Gründen, die ersten Jahre, die Gerüche kamen mir vertraut vor, also das Essen, das war natürlich schon so, ich kam ja auch relativ später, ich war ja schon fast zehn, wie ich nach Deutschland gekommen bin, deswegen hatte ich auch noch Erinnerungen, das ist auch Heimat, aber klar, und das ist auch, auch viele, wenn jetzt über Identität gesprochen wird, über Deutschland, Migration, Zugehörigkeit, da wird immer dieses Wort Heimat so verwendet, dann wird aber komplett das gesamte Land als Heimat, dann musst du dann entscheiden, Türkei oder Deutschland, ich finde es auch lächerlich, du musst dich nicht entscheiden, und es kann auch so ein großes Land auch nicht Heimat sein, weil man muss sich ja mit allem identifizieren, mit alles, das kann ich weder in der Türkei, noch in Deutschland, dafür ist es ja viel zu groß, und das kann sich auch ändern, und das andere, was ich auch interessant fand, und auch sehr, ja, sehr viel Respekt hatte, dass deine Eltern auch das geschafft haben, also, dass du studiert hast, dass du Auslandssemester gemacht hast, dass sie jetzt ein Haus gekauft haben, ich meine, was für eine grandiose Leistung auch, das ist jetzt immer wieder, das kommt so kurz, dass Menschen das oft nicht sehen, wenn es um Migration geht, was diese Menschen auch leisten, was das für, ja, auch Resilienz auch sein muss, ich meine, natürlich ist es vielleicht, also, es ist oft nicht gesund, was sie geschafft haben, aber, wie haben das dann, deine Eltern das geschafft, es kam als Erwachsene mit zwei Kindern nach Deutschland, wahrscheinlich, welche Jobs haben sie gemacht, dass sie auch geschafft haben, dass du studierst? Ja, also, sorry für meine Wortwahl, aber meine Eltern haben echt dreckige Jobs gemacht, die sie bis heute ausüben, und das tut mir auch im Herzen leid, weil ich mir so denke, die machen das ja für uns, und ich will denen ja auch was zurückgeben, und sorry, dass ich mich gerade nicht zusammenreißen kann, es war halt, du kennst es, wenn das Geld nicht da ist, dann ist es schwierig, und da muss man halt schauen, was man macht, und meine Eltern waren sich halt nie zu schade, und sehr, sehr fleißig, und bis heute strugglen sie, machen und arbeiten, mein Vater hat viel in der Fabrik gearbeitet, mit Chemikalien, wo ich mir halt auch immer wieder die Fragen stelle, boah, ist das so gesund, und sollte er vielleicht doch sich was Neues suchen, aber es ist halt herausfordernd, wenn man die Sprache nicht so gut kann, wenn die Ausbildung in Anführungszeichen hier nicht anerkannt wird, mein Vater ist gelernter Schreiner, er hatte seine Schreinerei in der Türkei, und hier konnte er diesem Job gar nicht nachgeben, was super schade ist, weil Schreiner ja gerade gesucht werden, er handwerklich sehr begabt ist, er hat halt viel in der Fabrik gearbeitet, meine Mutter hat sehr viel im Bereich Reinigung geputzt, ich weiß noch, wie ich immer mit meiner Mutter putzen gegangen bin, sei es irgendwie Kindergarten, oder sei es bei Leuten, privat im Haushalt, und ich hab viel immer gearbeitet in der Gastro, und so konnten wir uns halt das Auslandssemester leisten, ich find's halt sehr schade, oder mittlerweile gibt es ja diese Aufklärung darüber, ich wusste damals nicht, was ein Stipendium ist, also ich find's toll, dass jetzt darüber aufgeklärt wird, dass Leute jetzt sich für Stipendien bewerben können, und so weiter, ich hab damals BAföG bekommen, bin ich auch Gott froh und dankbar dafür, aber BAföG alleine hätte für ein Auslandssemester in Amerika nicht gereicht, also auf gar keinen Fall, und das haben wir halt irgendwie als Familie gestemmt, und haben es hinbekommen, dass meine Eltern sich das halt leisten konnten für mich, ich weiß noch damals, wie Verwandte in der Türkei angerufen haben, gesagt haben, ja, schick sie doch nach Istanbul, zu uns nach Hause, und sie kann doch hier ihr Auslandssemester machen, und ich hab dann gesagt, ich möchte nach Amerika, mein Vater hat dann alles in Gang gesetzt mit meiner Mutter, dass ich das mir leisten konnte, also dass wir uns das leisten konnten, da bin ich auch Gott froh drüber, und will auch meinen Eltern jetzt auch das irgendwo zurückgeben, dass sie sich halt so für mich eingesetzt haben, und das auch gemacht haben, und ich glaube, Erdalabe, du kennst es auch, so in unserem Kulturkreis, ich will das auch nicht pauschalisieren, oder als Allgemeinheit sagen, aber Anfang 20, dann war es auch so, ja, aus verschiedenen Communities, und aus verschiedenen Ecken hat man dann auch gehört, ja, wieso schickst du deine Tochter ans andere Ende der Welt, warum nicht zu uns in die Türkei, dann haben wir ein Auge auf sie, das war halt auch so eine Thematik, und da bin ich auch Gott froh, dass die hinter mir standen, und gesagt haben, nee, wenn sie das möchte, und wir glauben an sie, dann schicken wir sie nach Amerika, und da bin ich wirklich sehr dankbar für. Ja, das glaube ich, also es ist halt natürlich eben diese Gefahr, dass man halt natürlich auch diesen Druck hat, den Eltern das zurückzugeben, was sie gemacht haben, weil die Eltern machen das für sich, also ich bin ja selber Vater, und es ist natürlich so eine Balance, also teilweise muss man sich natürlich ja irgendwie nicht aufgeben, aber es ist halt so, die Kinder sind halt sehr wichtig, und für Eltern ist es sehr schwierig, das Erlebte so zu verarbeiten, dass man so eine gute Balance findet, das habe ich versucht, das auch zu schaffen, also ich möchte alles für meine Tochter machen, aber ich kenne das halt von meinen Eltern, also gerade von meiner Mutter, die auch ja sich aufgeopft hat, und diese Bürde sich zu schleppen, die hat so viel für mich gemacht, ich kann das zurückzahlen, das ist auch oft nicht so gesund, aber das ist wirklich sehr schwierig, also dazu ist natürlich große Dankbarkeit, aber ich kann mir das nachvollziehen, uns geht es ja so ähnlich, wie man sich da fühlt mit dieser Bürde, und wir hatten ja auch, also in unserem Vorgespräch, ich fand das auch interessant, die rassistischen Erfahrungen, die du gemacht hast, weil ich finde auch, Rassismuserfahrung ist auch sehr unterschiedlich, also jeder, es ist nicht so sichtbar, es ist nicht so Rassismus, wie sich die Leute vorstellen, dass man auf der Straße beleidigt wird, oder sowas, sondern es ist ja sehr subtil, also das Beispiel mit dem Witz am Flughafen, bei jemandem, der eine Flüchtlingsgeschichte hinter sich hat, in Flüchtlingsheimen gewohnt hat, mit unsicheren Papieren, also jederzeit könnte man abgeschoren werden, also ich weiß jetzt, deswegen würde ich so einen Witz hier niemals machen, das ist ja auch eine fehlende Empathie, und das ist ja auch wirklich nicht lustig, das ist ja auch, also das würde ja auf jeden Fall auch rassistisch sein, weil das geht ja um deine Herkunft, also so einen Witz zu machen, dass ja nicht jeder diesen Witz machen kann, aber wie war das, ich habe das Gefühl gehabt, dass du auch im Jobleben auch so eine Enttäuschung hattest, nachdem man, weil ich kenne das auch von mir, ich habe studiert, sehr spät, dann hat man so Hoffnungen, man denkt auch irgendwie, auch natürlich falsch, aber wenn Menschen studiert haben, sind sie ein bisschen weiter, aber dann kommt die Enttäuschung, dass es halt überhaupt nicht so ist, das ist unabhängig, welchen Beruf man macht, wie gebildet man ist, so glaube ich rassismusfrei ist man, wenn man mit dem Herzen dabei ist, mitfühlen kann und Empathie für den anderen hat. Ja, also das fing ja schon damit an, dass unsere Eltern ja gar kein Netzwerk haben, also es fängt ja schon da an, dass wir keine Praktikumsplätze bekommen, dass wir uns doppelt so oder dreifach so oft bewerben müssen, sei es für einen Praktikumsplatz oder für einen Job und dann kommt man schon an einen Job ran, in Anführungszeichen und opfert sich so auf, das war ja auch so ein Grund mit dem Burnout, das ist ja auch so, was bei mir der Fall war, du hast ja dann auch so eine Verantwortung gegenüber deinem Job, du hast jetzt endlich was und du musst umso mehr machen, du musst dich doppelt so oft beweisen und dann bist du an dem Job oder bist du angekommen, ich weiß noch genau, wie ich in einem Umfeld war, wo dann immer wieder so Vorurteile gegenüber mir waren, also ich wurde halt immer gefragt, na bist du die Assistentin, na bist du Haare, Make-up, um Gottes Willen, diese Jobs, die ich gerade genannt habe, sind sehr, sehr herausfordernd, sind super schwierige Jobs, ich habe einen großen Respekt davor, aber dass die Menschen mich einfach mal gefragt haben, was machst du denn, aber ich wurde direkt gestempelt oder abgelehnt, also sowieso, ich habe direkt einen Stempel bekommen, so nach dem Motto, oh sorry, die ist Schwarzkopf, die ist ein bisschen geschminkt, die kann doch nur gut sein für den und den Job und das löst halt was in einem aus und das sind so, wie du schon sagst, Rassismus ist nicht immer sichtbar, da fängt es an oder ich bin zu einem Praktikumsplatz gekommen und hatte meinen ersten Tag, das ist crazy, überhaupt darüber zu reden, dann hatte ich eine Lacoste Tasche und ich habe super viel in der Gastro gearbeitet und ich habe mir endlich eine Tasche geleistet, damals war die teuer, also damals war das so, schon was cooles und ich habe die mir endlich kaufen können, dann hat die Dame, die mich quasi abgeholt hat, wo ich meinen Pass, also so meinen Pass machen musste und Einarbeitung und so weiter, statt mit mir diese ganzen Themen durchzugehen und dann und dann musst du anfangen und die Uhrzeit musst du da sein oder das sind deine Tutus, guckt sie mich von oben bis unten an und sagt so, na, ist deine Lacoste Tasche gefälscht aus der Türkei? Dann habe ich die so angeguckt und dann, also, alleine auf die Idee zu kommen, sowas zu sagen, also, als wäre jeder, der türkischstämmig ist oder aus der Türkei stammt, hat nur gefälschte Sachen, also für alle, die heute wahrscheinlich das Video nicht sehen, Erdalabi hat ein Nike-Hoodie an. Also soll ich jetzt Erdalabi fragen? Na, hast du es gefälscht aus dem türkischen Bazaar aus der Türkei? Und das sind so Sprüche, die was in dir auslösen, das macht was mit dir, weil du dir denkst, ich würde niemals sowas sagen, ich würde nicht mal auf die Idee kommen. Ich war sprachlos in dem Augenblick, dann hatte ich da so, nein, ich habe nichts gefälscht. Ich habe auch nichts gefälscht. Wenn ich mir das nicht leisten kann, dann kaufe ich es mir nicht. Ich habe aber großen Respekt, jeder soll machen, was er will. Aber das zu einem jungen Mädchen zu sagen, die ihren ersten Praktikumstag hat, die sowieso total aufgeregt ist, super schwierig hat, den Praktikumsplatz zu bekommen, dann noch so einen Spruch zu hören, muss nicht sein. Ja, vor allem ich meine, man würde auch hier sicher gar nicht trauen, also sollte man nicht überhaupt über die Kleidung von Menschen sprechen, die als ersten Akteur arbeiten. Aber da sieht man halt diese Grenze, dieses Recht zu nehmen und dann natürlich auch diese Vorteile, die man mit der Herkunft verbindet, weil ich hätte auch kein Problem, etwas Gefälschtes anzuziehen, unabhängig davon. Also das ist, glaube ich, nicht gefälscht. Ich habe es gekauft wegen dem grünen, gelb und weiß. Ich finde es halt sehr bunt. Aber ich weiß, was du meinst. Es wird halt immer mit der Herkunft etwas verbunden. Also es ist halt so, du bist halt in dem Moment nicht die individuelle Person Fatma, sondern du bist die aus der Türkei kommende Fatma. Und wenn die Fatma eine Lakost-Tasche hat, dann muss man das ja praktisch kommentieren, weil dann kommt, das ist natürlich Vorurteil, Klischee, alles mögliche. Und wenn man die Person ansprechen würde, würde ich sagen, nein, warum soll das rassistisch sein? Und das geht ja, glaube ich, auch, viele verstehen auch gar nicht, dass der Rassismus auch nicht irgendwie, also ich kann, ich weiß nicht, es sind so immer so Sticheleien, das sind so klein, so wie mit so kleinen Nadelpixeln. Und das ist, im Ganzen tut das dann weh. Also es ist dann immer mal unerträglich. Das ist gar nicht so in dem Moment das eine, sondern wenn man das praktisch komplett so nimmt, dann hat man das Gefühl, das wird nie aufhören. Das heißt, du wirst immer diese Wahrnehmung haben, dass dann immer praktisch jemand als erstes, wenn jemand dich sieht, sieht deine Herkunft. Und auch diese Frage, mit woher kommst du wirklich, basiert ja auch darauf. Also viele sind wieder, meinen es nicht böse und sind nicht Rassisten. Glaube ich auch nicht, dass sie alle Rassisten sind. Aber es fängt erst mal an mit einer Annahme, die ich habe. Und darüber möchte ich auch sprechen. Und dann ist die Frage, warum habe ich überhaupt diese Annahme? Woher kommt es denn überhaupt? Also weil, also die andere Person, also ich habe mir auch dann oft gefragt, also machen sich die Menschen auch Gedanken, ob sie sich bei anderen Menschen, also wenn ihr zwei Menschen, die sich gegenseitig als deutsch wahrnehmen, würden nie innerhalb von fünf Minuten über den Geburtsort der Eltern sprechen. Das ist so, weißt du was ich meine? Das ist so nah. Aber interessant, das ist so, würde niemand machen. Wenn ich sowas sagen würde, stell dir vor, du lernst jemanden kennen, nach drei Minuten redest du, wo diese Eltern geboren sind und welche Sprachen sie sprechen. Würdest du? Nein. Klar würde man das nicht, weil es ist ein bisschen merkwürdig. Also man muss erst mal sich kennenlernen, bevor man schon zu den Eltern geht. Aber bei uns ist es schon sehr schnell, geht es um die Eltern. Also ich habe mich auch so an welchen Orten auch schon gefragt worden, an Bushaltestellen, sowas auf der Tanzfläche. Also da würde man nie in solchen Momenten so tiefgehende Gespräche führen. Aber die Menschen denken, das ist nicht tiefgehend, das heißt deine Anonymität, deine Privatsphäre wird auch nicht wahrgenommen. Auch wenn sie es nicht böse meinen. Ich sage auch oft zu den Leuten, auch wenn sie sich versuchen zu rechtfertigen und sagen aus Neugier und sagen, das musst du nicht, aber überleg doch mal, es geht ja gar nicht um deine Empfindlichkeiten, überleg doch mal auch meine, weil ich habe ja auch vielleicht, möchte ich gerade nicht über meine Eltern sprechen, aber ich muss ja gezwungenermaßen diese Frage stellen, ich habe doch gar keine andere Möglichkeit. Entweder bin ich unfreundlich, weil ich sage, ich will nicht darüber reden oder ich muss jetzt dir erzählen, ich bin ja keine wildfremde Person, also ich weiß nicht wer du bist, was du bist, aber ich muss dir sagen, woher meine Mutter kommt und da sind so viele Geschichten dahinter, das wühlt vielleicht bei mir was auf, das weißt du gar nicht, aber warum nimmst du das zurecht? Also ich würde auch nicht jemanden so fragen und sagen, erzähl mal, wo sind deine Eltern geboren? Also wenn sagen in Bayern, ja aber und die Großeltern, wo sind die geboren? Aber das wird halt so gemacht, das finde ich sehr interessant. Und das formt halt natürlich diese Zugehörigkeit und wo gehört man hin? Also das begleitet ja auch einen Menschen die ganze Zeit und ich meine ich bin jetzt, ich werde 53 und ich mache mir schon natürlich Gedanken, aber jetzt bist du ja viel jünger als ich, wie ist das bei dir, wenn du an die Zukunft denkst, 10 Jahre, 20 Jahre, 30 Jahre, also lebst du so mit deinen, also wie lebst du dann? Also es ist so, ich mache mir gar keine Gedanken oder hast du auch schon Pläne, weil das ist, das macht ja mit einem Menschen was, ob man da wirklich, wie man da lebt. Viele Menschen haben das Privileg, die machen sich diese Gedanken und die müssen es auch nie machen. Ich muss dir sagen, ich habe Angst, also mit der, also ich habe wirklich Angst, weil ich mir Gedanken mache, wo die Gesellschaft hingeht, auch bezüglich des Themas Rassismus und auch die Zunahme an AfD-Wählern und der Erfolg in Anführungszeichen von AfD, das macht mir wirklich sehr viel Angst, wo ich manchmal auch Bauchschmerzen habe und dann da liege und denke, wo soll das hingehen? Wo kann ich denn dann hin oder was machen wir dann? Also wie du merkst, ich kann das gar nicht beschreiben, also ich bin da wie dann gelähmt und ich habe auch Hanau so hautnah miterlebt, also wirklich, Hanau ist von dem Ort, wo ich hier lebe, 20 Minuten entfernt. Ich habe die Straßen, wo der Täter war, wo der die Menschen ermordet hat, da laufe ich rum, da hätte ich sein können, da hätte meine Familie sein können, da hätten meine Freunde sein können. Es war so, das ist so nah und ich saß letztens mit einer Freundin in Hanau, ich sage jetzt mal den Ort, Anteplohle, das ist ein Baklava-Laden, wir saßen draußen und da sagt meine Freundin aus dem Nichts, sie ist auch kurdischstämmig, sagt sie aus dem Nichts, Fatma, stell dir mal vor, jetzt kommt ein Mann und erschießt uns. Dann habe ich gesagt, so Roja, wie kommst du da drauf? Ich habe immer den Gedanken, ich habe immer die Angst und ich sage, ja, ich habe halt manchmal die Angst, wenn wir so irgendwo sitzen, dass jemand mit dem Auto in uns rammt. Also wirklich, ich habe, wenn ich an die Zukunft denke, Angst. Das ist das einzige Wort, was ich dir sagen kann. Und ich finde es sehr schade, ich finde es einfach schade, wie sich Deutschland entwickelt, wie sich das Land entwickelt. Ich habe keine Worte dafür, ich habe keine Lösung dafür. Ich kann nur in meinem Bereich Leute darauf hinweisen, wenn die so Sprüche sagen oder für mich einstehen, Leute aufklären, aber mir fehlt, wie gesagt, du merkst, ich bin gerade einfach, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe einfach Angst. Angst vor der Zukunft. Und man sollte eigentlich keine Angst vor der Zukunft haben, sondern man sollte sich eigentlich auf die Zukunft freuen können. Ja, also ich war ja in Hanau im Februar, wie der Jahrestag war. Also ich bin zur Demo hingefahren, aber ich bin schon Freitag hin und Sonntag zurück. Ich wollte auch das Wochenende dort verbringen, um auch eben diese Orte noch mal zu besuchen. Und ich musste auch tatsächlich oft weinen, auch an bestimmten Orten, weil ich auch das vorgestellt habe, wie das sein kann. Also das waren zwei Orte, dieser eine Ort, wo die Kiosk war, und da habe ich mir auch, das ist so schrecklich, auch für die Menschen, wie kann man da wieder so, ich weiß gar nicht, auch ohne an die Menschen zu denken. Also wenn ich dort war, musste ich immer an die Gesichter denken, an die Familien denken, was da passiert ist. Und ich habe ja auch einen Podcast aufgenommen mit Chetin Gültekin, das ist der Bruder von Gökhan Gültekin, der dort ermordet worden ist. Und das ist so schrecklich. Also er hat ja auch erzählt, dass er an dem Ort, also er ist immer noch in Hanau, weil Hanau ist seine Heimat, er ist dort aufgewachsen, aber nicht an diesem Bezirk, sondern wohnt woanders. Und das ist wirklich irgendwie schrecklich, wenn du da in der Nähe warst. Und das ist ja nicht so lange her. Also das ist gerade vier Jahre her. Und warst du dort in Hanau, also in der Nähe, wo das passiert ist, oder warst du in München? Ich war in München. Ich weiß noch genau, ich erinnere mich noch so genau an den Tag. Ich bin morgens aufgestanden, ich hatte so viele Anrufe, Nachrichten, Bilder und ich kam erst mal gar nicht klar, was ist passiert, weil viele mich gefragt haben, wie geht es dir, ist alles gut? Hast du das mitbekommen? Bist du in Hanau, bist du in München? Ich habe dann erst mal, als ich das realisiert habe, habe ich dann erst mal okay und dann habe ich erst mal all meine Freunde abgeklappert. Ich habe erst mal meine Familie angerufen. Ich habe den kleinen Bruder von meinem Schwager nicht erreicht. Und ich habe so eine Angst gehabt, weil er hätte auch in der Shisha-Bar sitzen können oder er hätte auch an dem Kiosk sein können, weil der halt auch immer an den Orten ist oder draußen sein kann. Ich habe den nicht erreicht und dann bin ich halt, also ich bin in Panik ausgebrochen. Dann habe ich meine Schwester erreicht, die hat dann gesagt, ja, der Kleine schläft, der ist zu Hause, alles gut. Aber wie traurig, also wir haben als erstes an unsere Leute gedacht, aber dann der zweite Gedanke war, oh Gott, die, die gestorben sind, deren Familien, die Mutter, die Schwester, der Bruder, der Vater. Es war so schlimm. Und ich weiß noch genau, ich bin auf die Arbeit gefahren, ich war so fix und fertig und Hanau hatte ja dann auch, also Hanau hat ja dann jeder mitbekommen. Du musst dir vorstellen, Adalabi, keine Menschenseele hat mich gefragt, ob das mich betroffen hat, ob es Bekannte von mir waren, wie es mir geht. Es muss ja nicht unbedingt meine Verwandten oder Bekannten treffen. Alleine die Menschen, die da gestorben sind, neun Menschen, neun Geschichten, neun Leben, die einfach erloschen wurden, da hat keine Menschenseele danach gefragt. Das hat mich so enttäuscht einfach in dem Augenblick. Ich habe dann immer wieder das Thema auf. Hey, in Hanau ist das passiert. Da muss darüber geredet werden. Das kann nicht sein, dass man das unter den Teppich kehrt. Ich bin auch so froh, dass die Familien da so dahinter sind und dass die Namen nicht vergessen werden, dass es immer wieder erwähnt wird, weil diese Menschen dürfen nicht vergessen werden. Ich habe einen Pulli, wo die ganzen Gesichter sind und ich hatte vergessen, dass ich den Pulli anhatte und ich war essen. Und dann kam der Kellner zu mir und meinte so, Respekt, ich so, was meinst du? Der so, ja, schön, dass du den Pulli trägst und dass die Namen, also dass du das sichtbar machst, dass die Leute immer wieder die Namen sehen. Ich so, danke für dein Feedback, hat mich total gefreut, weil ich habe einfach gar nicht realisiert, also ich hatte gar nicht noch mal im Kopf, dass ich den Pulli anhatte. Ich finde es einfach wichtig, immer wieder das Thema aufzugreifen, darüber zu reden. Und ja, das sind so unbeschreiblich, wie gesagt, das hat mich echt mitgenommen, dass da so eine Ignoranz war, einfach von den Menschen, die einfach, das war einfach pure Ignoranz. Das hat so nach dem Motto, das hat mich nicht betroffen, ist mir doch egal. Ja, aber es hat neuen Menschenleben getroffen, neuen Familien, neuen Geschichten, neuen Leben, die einfach von heute auf morgen nicht mehr da sind, aufgrund von Rassismus, aufgrund von Hass. Das muss man sich mal vorstellen. Das heißt, du warst dann in München in diesem Büro am nächsten Tag oder wie das passiert ist und niemand hat dich darauf angesprochen? Nee, keine Menschenseele, keine Menschenseele. Und ich habe dann immer wieder das Thema aufgemacht und wollte halt darüber reden. Das macht dir was auch mit einem, du willst ja auch darüber reden, du willst ja auch das verstehen, du willst es ja auch mit Leuten teilen, du willst ja auch deine Kummer oder deine Traurigkeit irgendwo platzieren und erhoffst dir auch ein bisschen Empathie. Nee, nichts. Ja, also ich kann das sehr gut nachfühlen, weil ich habe das ja auch in dem Vorgespräch ja gesagt, das war mit dem Erdbeben in der Türkei, wo ich am nächsten Tag bei einem Anwalt war und der sogar gefragt hat, wie geht's, ich habe auch gesagt, dass es mir nicht gut geht, dass ich gerade diese Nachrichten, tausende Menschen gestorben habe und der hat einfach nicht darauf reagiert. Also das ist mir so hängen geblieben, weil ich bin das schon gewohnt, dass man halt nicht richtig darauf reagiert, er hat gar nicht darauf reagiert, er hat dann so wie ein Smalltalk, wie geht's gut und dann weiter, das ist einfach gar nicht. Aber traurig, dass du, sorry, dass ich dich verbrochen habe, aber traurig, dass du sagst, dass man das gewohnt ist, dass Menschen nicht richtig darauf reagieren und der hat jetzt gar nicht darauf reagiert. Ich weiß nicht, ich verstehe das nicht, ich kann das nicht nachempfinden, ich bin super empathisch, ich weiß, dass nicht jeder Mensch so ist wie ich, dass auch nicht jeder Empathie hat oder den Ausmaß an Empathie, den ich vielleicht in mir trage, aber ich hoffe halt einfach oder ich wünsche mir für die Menschen oder für die Menschheit, dass man ein bisschen mehr Empathie hat, dass man sich ein bisschen mehr darüber Gedanken macht, dass der Mensch gegenüber ja auch vielleicht seine Last mit sich trägt, jeder hat seine Last zu tragen, dass man einfach so ein bisschen Feingefühl auch in der Gesellschaft hat oder das aufleben lässt. Ich habe das Gefühl, das hat man mit den Jahren verloren, das ist irgendwie so verloren gegangen, die Empathie, das Feingefühl für Menschen. Ja, das ist halt dieses Zugierigkeitsgefühl, dass halt Menschen mit der eigenen Gruppe Mitgefühl haben und mit den anderen nicht auf der Gefühlsebene und solange das Wir-Gefühl fehlt, dann wird das halt leider immer so sein. Also es passiert dann halt durch diese Erfahrungen, was du gemacht hast, dann identifizierst du dich nicht mehr als Teil der Gesellschaft, dann hast du natürlich mehr Empathie für die anderen, die betroffen sind und die anderen auch Empathie für sich. Aber eigentlich ist das ja, leben wir in der gleichen Gesellschaft, also du bezeichnest ja da, wo du wohnst, als deine Heimat und wenn dann praktisch wir als deutsche Gesellschaft Deutschland unsere Heimat sein sollte, dann ist das ja auch meine Heimat, theoretisch da, wo du wohnst, weil das ist ja praktisch unser und wenn da dort sowas passiert, dass Menschen ermordet werden wegen ihrem Aussehen, dann müssen wir natürlich die Empathie haben, aber das schafft man halt, wenn man die Menschen zu den anderen macht. Das ist ja, was im Kopf dann passiert. Das ist auch so, auch in der Türkei passiert das ja mit Kurdisch, Türkisch sehr oft, obwohl die Kurden nicht irgendwo eingewandert sind und in der Sprache passiert das ja tatsächlich, als wären sie auch die Minderheit in der Türkei. Was total lächerlich ist, weil das sind ja auch, also alle türkischen Staatsbürger sind eigentlich ja auch gemischt, wohnen halt dort, aber ich habe auch sehr viele Erfahrungen gemacht, dass ja auch immer wieder gefragt werde, bist du jetzt türkisch oder kurdisch und meine Mutter, mein Vater ist türkisch und es ist total lächerlich, ich kann das gar nicht mal auch sagen, weil ich bin ja, wie du gesagt hast, ich bin ja auch hier aufgewachsen, also mir ist das sowieso gar nicht so wichtig, aber ich könnte es auch gar nicht sagen, weil ich wüsste jetzt gar nicht, was mich zu einem Kurden machen würde, als natürlich so eine bewusste Entscheidung dafür, so eine Abgrenzung. Natürlich habe ich Empathie für die Rechte der kurdischen Menschen, weil meine Mutter mit 13 verheiratet wurde, mit einem Türken und sie konnte kein Wort türkisch, dieser ganze Schmerz, was die erlebt haben, die Sprache wurde verboten, das schon, aber darüber hinaus kann ich das gar nicht, weil wenn ich auch in der Türkei unterwegs bin, ich sehe das halt so unterschiedlich, wie auch Deutschland, von Stadt zu Stadt sind die Menschen unterschiedlich, dafür gibt es halt Gründe, es kann von Wetter anfangen, bis irgendwie Erfahrungen von den Familien, das Essen ist irgendwie unterschiedlich, die Musik unterscheidet sich, aber es gibt halt keine Grenze, wo das dann anfängt, weißt du, was ich meine? Es ist so sehr fließend, also wenn man irgendwie in der Türkei rumreist, ich habe das zweimal gemacht, sehr lange, also jeweils so vier Monate, in meinen jungen Jahren, auch mit dem Auto, und dann hast du halt so diese Übergänge, weil wenn du jetzt irgendwo hinfliegst, dann wirst du so rausgespuckt, also steigst du in ein Flugzeug ein, steigst aus, dann bist du im anderen Land, aber wenn du so mit dem Auto von hier, von Deutschland, ich bin praktisch aus Bayern losgefahren, bis zur iranischen Grenze, in der Türkei, und überall unterwegs gewesen, da fängt das ja schon an, wenn du praktisch Österreich, dann bist du, früher war es noch Jugoslawien, dann fängt das schon an, dann kommen irgendwie muslimische Gebiete, dann sind die Menschen auf einmal muslimisch, obwohl sie blond sind, und wie Serben aussehen, und man sieht den Unterschied, dann kommt Griechenland, je weiter zur türkischen Grenze kommen, so die türkischen Dörfer, dort, also griechische Türken, dann fängst du in Istanbul an, und dann fährst du immer noch östlich, von der Schwarzmeerküste, dann bist du irgendwann mal in Mittelanatolien, wo ich ursprünglich herkomme, und da ist es halt von Dorf zu Dorf anders, du fährst von einem Dorf zum nächsten Dorf, sind auf einmal andere, also immer noch Islam, aber irgendwie alevitisch, sunnitisch, dann fangen die Türkmenen, dann andere Sprachen, und dann war ich halt im Osten, da habe ich halt den Übergang gemerkt, meine Mutter, die Familie muss ja wahrscheinlich, irgendwann mal aus Südosten, dahin ausgewandert sein, da habe ich auch Sachen wiederentdeckt, was in dem Dorf von meiner Mutter gegessen worden ist, obwohl wir 150 Jahre schon dort gelebt haben, und da habe ich gemerkt, okay, die kommen wahrscheinlich aus Karta, aus Adiaman, das ist so ein ähnliches Essen, es gibt da nichts, also die Menschen haben keine, die Grenzen wurden ja willkürlich gezogen, aber eigentlich ist das, diese Ähnlichkeiten, es sind alles so Erfahrungen aus den Familien, also deine Familie prägt dich, meine Familie prägt mich, wie ich die ersten Jahre verbracht habe, prägt mich, und das ist bei jemandem, der irgendwie, immer schon, also immer gibt es hier nichts, aber vielleicht 100, 200 Jahre in Deutschland gelebt hat, auch ähnlich, und deren Familien haben das auch, von irgendwas irgendwie hergebracht, und so ist das ja, deswegen ist es sehr schwierig, zu sagen, fühlst du dich jetzt deutsch oder türkisch, so, wenn ich jetzt meine Tochter so eine Frage stellen würde, würde sie wahrscheinlich entscheiden, je nachdem, weil sie jetzt gerade Deutsch spricht, besser spricht, ist sie halt natürlich deutsch, sie nimmt den einfachen Weg, und eine Nacht bringe ich sie ins Bett, eine Nacht die Mutter, und ich habe mir zwar, so sechs Monate vorgenommen, wenn ich sie ins Bett bringe, gibt sie mein türkisches Buch, und das ist natürlich, das will sie nicht unbedingt, weil das andere besser versteht, und deswegen freut sie immer, wenn die Mutter ins Bett bringt, und dann verhandelt sie jedes Mal, aber jetzt hat sie es so eingesehen, und jetzt sucht sie auch ein Buch aus, und gestern haben wir sie beide zusammen ins Bett gebraucht, und dann war halt diese Frage, ob sie ein deutsches oder ein türkisches Buch, und dann haben wir uns gereinigt auf ein türkisches Buch, weil die Frau auch ein bisschen Türkisch lernt, und dann wollte sie aber noch ein deutsches Buch dazu, das heißt, für sie ist das halt auch gar nicht so kompliziert, das ist halt eine Sprache, das kann sie auch verändern, also das ist so, ich glaube, wir machen das viel schwerer, als es eigentlich ist, ich glaube, viel wichtiger ist ja eben, deine Familiengeschichte, die ja auch dich praktisch hier beeinflusst, das hat ja, das prägt ja dein Leben, und nicht, ob du jetzt deutsch oder türkisch bist, und kurdisch bist, und das hat natürlich in deiner Familie, spielt Kurdisch eine Frage, weil die Sprache, jeder Mensch hat ja eine Sprache, aber viel wichtiger, glaube ich, was dich heute geprägt hat, ist bestimmt auch diese 10 Jahre Flüchtlingsheim, das Leben in München, das hat, also mich hat mein Leben in Bayern viel viel mehr geprägt, als mein Leben in der Türkei, also sowohl positiv als negativ, also komplett, also ich meine, man kann auch mit negativen Sachen sich ja sehr gut entwickeln, also mein Musikgeschmack, dass ich Rap gehört habe, hat sehr viel auch mit Rassismus zu tun gehabt, die ich erlebt habe, deswegen ist es halt so, nicht so schwarz-weiß, und wenn es nur so einfach wäre, wenn ich sage, okay, ich bin dann deutsch, bist du ja auch nicht, also. Ja, super super schwierige Themen, also, oder herausfordernde Themen, aber ich glaube, wir haben beide für uns so einen Weg gefunden, zu sagen, dass wir uns nicht entscheiden müssen, und da bin ich auch froh drum. Genau. Ja, wir sind auch schon am Ende dieser Episode, geht ja immer sehr schnell, also, es war wirklich eine Freude, mit dir zu sprechen, ich finde es auch sehr schön, dass du so offen bist, auch über deine Gefühle sprichst, und gerade was Therapie, Depression, Burnout geht, das haben alle, nicht nur Menschen mit türkisch-kurzischer Herkunft, sondern auch andere, auch in Deutschland, auch die Deutschen, wenn man die Deutschen sagt, also auch die haben das Problem, dass sie nicht darüber reden, ich rede auch sehr offen darüber, und ich finde es sehr schön, dass du auch sehr offen darüber sprichst, weil viele denken, man hat ein riesen Problem, wenn man hingeht, aber die Wahrheit ist, man wird ein riesen Problem haben, wenn man da nicht hingeht, also alle, die da zuhören, wenn ihr keine Depression haben möchtet, dann fängt jetzt schon an, weil so Depression zu heilen, ist sehr, sehr schwierig, das wird auch nicht mit drei Jahren Therapie vergehen, also unterschätzt das nicht, Depression ist eine sehr ernsthafte Krankheit, und die Ursachen sind sehr viel Verdrängung, seht auch vom Traum, was die von den Eltern weitergegeben worden sind, und deswegen, darüber sprechen, ist das, glaube ich, das Allerwichtigste, man kann auch schon anfangen, mit Freunden darüber zu sprechen, aber Gefühle rauslassen, das ist sehr, sehr wichtig, und wenn man das Bedürfnis hat, mit jemandem zu sprechen, Therapeuten, das ist meines Erachtens nichts anderes, als zum Hausarzt zu gehen, die meisten wissen das leider nicht, weil dann kann man immer noch, man geht auch zum Hausarzt, um das einfach mal zu klären, und nicht, weil man schon irgendwie krank ist, du weißt das ja nicht, du hast ein bisschen Symptome, und dann gehst du hin, deswegen würde ich das auf jeden Fall empfehlen. Fatma, gibt es irgendwas noch, was du mitteilen willst, was dir sehr, sehr wichtig ist? Nur ganz kurz eine Sache, die mir wichtig ist, weil du das jetzt auch gerade erwähnt hast, wenn wir uns irgendwie den Fuß brechen, oder irgendwie die Hand schneiden, da gehen wir ja auch zum Arzt, aber wenn es unserer Seele nicht gut geht, dann suchen wir uns keine Hilfe, deswegen würde ich allen Menschen bitten, die irgendwie das Gefühl haben, die brauchen Hilfe, sich die Hilfe zu holen, es sollte kein Tabuthema mehr sein, ich will einfach die Tabus durchbrechen, indem ich offen darüber rede, andere Leute ermutigen, und wenn ihr Lust habt, und jemanden braucht, dann könnt ihr euch auch jederzeit bei mir melden, ich höre euch gerne zu, ich supporte, wo ich kann, mache es sehr, sehr gerne, und vielen Dank für die Möglichkeit, dass ich hier offen und ehrlich über all die Themen sprechen durfte, und ich habe mich echt in einem Safe Space gefühlt, Adalabi, vielen, vielen Dank dafür. Vielen Dank, dass du teilgenommen hast, also ich habe mich auch sehr wohl gefühlt, das ist auch sehr wichtig für mich, und auch die, die jetzt uns zuhören, also ich finde es immer wichtig, dass man sich auch wohlfühlt in so einem Gespräch, und es gibt immer so ein Vorgespräch, wo wir uns auch wirklich kennenlernen, und in diesem Podcast, also es ist nichts vorbereitet, es gibt keine Standardfragen, und dieser Podcast lebt von der Offenheit, und ich fand das super, dass du so offen warst, und also wie immer, die Kontaktdaten findet ihr in den Show Notes, ihr könnt gerne Fatma direkt kontaktieren, mich direkt kontaktieren, wenn ihr Fragen habt, danke, dass ihr zugehört habt, und ich wünsche euch, je nachdem wann ihr zuhört, einen schönen Tag, guten Morgen, İyi Akşamlar, İyi Geceler, Görüşürüz, Bye Bye. Untertitel von Stephanie Geiges

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