"Woher kommst du wirklich?"
Wie oft hast du die Frage "Woher kommst du wirklich?" schon gehört oder selbst gestellt? Die Frage wird oft leichtfertig gestellt, als wäre sie ein einfacher Eisbrecher. In einer Gesellschaft, in der selbst unter besten Freunden nicht nach dem Gehalt gefragt wird, scheint es erstaunlich, dass die Frage nach der "Herkunft" als so banal angesehen wird.
Sie ist weit mehr als eine neugierige oder beiläufige Frage. Sie öffnet eine Tür zu einem Labyrinth aus emotionalen Erfahrungen, impliziten Annahmen und tief verankerten Stereotypen. Dahinter können sich komplexe und intime Lebensgeschichten verbergen, die ebenso Traumas, Schmerzen, Ängste und Sorgen enthalten können.
Im Podcast "Woher kommst du wirklich" werden genau die Menschen zu Wort kommen, denen diese Frage regelmäßig gestellt wird – sei es wegen ihres Aussehens oder ihres "anders" klingenden Namens.
Doch entgegen dem, was der Titel vermuten lässt, geht es in diesem Podcast nicht um die Herkunft meiner Gäste.
Stattdessen sprechen wir über das, was wirklich zählt: die einzigartigen, komplexen und emotionalen Geschichten der Menschen.
Ich folge in meinem Podcast keinem Skript, und es gibt keine vordefinierten Fragen. Mein Gast und ich öffnen unsere Herzen und Emotionen und gehen auf eine Entdeckungsreise durch unsere Vergangenheit und Erfahrungen.
"Woher kommst du wirklich?"
Episode 21:Wie Community, Schule und Beruf Identität und Zugehörigkeit prägen // mit Andisheh Ebrahimnejad
„Wenn das so ein Gespräch ist, die Person hat nicht mal Hallo gesagt und fragt mich, woher ich komme, je nachdem wie gut gelaunt ich bin an dem Tag, dann sage ich auch mal, ja, ich bin Deutsch.“
In dieser Episode erzählt Andisheh Ebrahimnejad u.a., wie sie mit der Frage nach ihrer Herkunft umgeht, besonders in unpassenden Momenten. Sie beschreibt das Gefühl, wie in einem Verhör zu stehen, und die ständige Notwendigkeit, sich zu erklären. Darüber hinaus spricht sie über die Reaktionen auf ihre Antwort „Ich bin deutsch“.
„Wenn ich sage, ich bin Iranerin, dann fragt man mich so historische Sachen über Iran, und ich denke, woher soll ich das denn wissen, ich habe jetzt nicht Iranistik studiert…“ Sie beschreibt das Gefühl, stets als Repräsentantin aller Iraner wahrgenommen zu werden und oft zu historischen oder kulturellen Themen befragt zu werden, die sie nicht beantworten kann, da sie keine Expertin für das gesamte Land ist.
Wir sprechen auch über die Bedeutung der Umgebung und die Auswirkungen kultureller Vielfalt auf das Zugehörigkeitsgefühl. Andisheh teilt ihre positiven Erfahrungen in Berlin, wo sie in einer multikulturellen Nachbarschaft aufwuchs.
Wir diskutieren, wie die wiederholte Hinterfragung der Identität dazu führen kann, dass sich Menschen zurückziehen. Andisheh gibt Einblicke in ihre Erfahrungen am Arbeitsplatz, wo sie oft das Gefühl hatte, ihre religiösen Praktiken wie das Fasten während des Ramadans verbergen zu müssen, um als „deutsch“ akzeptiert zu werden.
Unsere Diskussion berührt auch die Unterschiede zwischen den Generationen und die sich wandelnden Einstellungen gegenüber Herkunft und Zugehörigkeit. Wie hat sich die Wahrnehmung von Identität und Zugehörigkeit über die Generationen hinweg verändert?
Andisheh schildert, wie sie ohne Deutschkenntnisse ankam und aufgrund der Sprachbarriere zunächst in die erste Klasse eingestuft wurde, obwohl sie eigentlich in die vierte Klasse gehörte. Innerhalb von sechs Monaten lernte sie Deutsch und konnte in die richtige Klasse wechseln. Doch diese ersten Monate waren einsam und hart, da sie keine Freunde fand und oft verspottet wurde. Wie beeinflusst diese Einsamkeit die Entwicklung eines Kindes?
Andisheh berichtet, wie sie und andere Schüler mit Migrationsgeschichte in spezielle Klassen gesteckt wurden, weil man ihnen von vornherein weniger zutraute. Doch entgegen den Erwartungen schafften es alle, die Klasse nicht nur zu bestehen, sondern auch weiterzukommen.
Ein weiteres Thema unseres Gesprächs sind die Unterschiede innerhalb der iranischen Community in Deutschland. Andisheh berichtet von den Schwierigkeiten, die ihre Mutter als gläubige Muslima mit Hijab und sie als gläubige Muslimin innerhalb der Community hatten. Was bedeutet es, wenn man selbst in der eigenen Community Ablehnung erfährt? Wie findet man dann seine eigene Identität und Zugehörigkeit?
Infos über Andisheh:
https://www.linkedin.com/in/andisheh-ebrahimnejad/
www.dastanconsulting.com
Andisheh ist Trainerin und Beraterin für strategische HR Themen und Diversity, Equity, Inclusion & Belonging. Sie gründete DASTAN Consulting und hilft Unternehmen, ein modernes und inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen. In den letzten acht Jahren half sie Start-ups und Unternehm
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Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald