"Woher kommst du wirklich?"
Wie oft hast du die Frage "Woher kommst du wirklich?" schon gehört oder selbst gestellt? Die Frage wird oft leichtfertig gestellt, als wäre sie ein einfacher Eisbrecher. In einer Gesellschaft, in der selbst unter besten Freunden nicht nach dem Gehalt gefragt wird, scheint es erstaunlich, dass die Frage nach der "Herkunft" als so banal angesehen wird.
Sie ist weit mehr als eine neugierige oder beiläufige Frage. Sie öffnet eine Tür zu einem Labyrinth aus emotionalen Erfahrungen, impliziten Annahmen und tief verankerten Stereotypen. Dahinter können sich komplexe und intime Lebensgeschichten verbergen, die ebenso Traumas, Schmerzen, Ängste und Sorgen enthalten können.
Im Podcast "Woher kommst du wirklich" werden genau die Menschen zu Wort kommen, denen diese Frage regelmäßig gestellt wird – sei es wegen ihres Aussehens oder ihres "anders" klingenden Namens.
Doch entgegen dem, was der Titel vermuten lässt, geht es in diesem Podcast nicht um die Herkunft meiner Gäste.
Stattdessen sprechen wir über das, was wirklich zählt: die einzigartigen, komplexen und emotionalen Geschichten der Menschen.
Ich folge in meinem Podcast keinem Skript, und es gibt keine vordefinierten Fragen. Mein Gast und ich öffnen unsere Herzen und Emotionen und gehen auf eine Entdeckungsreise durch unsere Vergangenheit und Erfahrungen.
"Woher kommst du wirklich?"
Episode 12: Verbunden durch Herkunft, getrennt durch Erfahrungen // mit Coşkun Josh Tuna
Sende uns deine Meinung über diese Episode
Sind Menschen mit Migrationsgeschichte aufgrund ihrer gemeinsamen geografischen Herkunft einander ähnlich? Durchleben sie ähnliche Erfahrungen?
Coşkun Tuna, auch Josh genannt, und ich teilen viele Gemeinsamkeiten: Wir sind fast gleich alt, unsere Eltern kamen als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland, und wir sind hier die zweite Generation. Dadurch haben wir denselben geografischen Hintergrund und würden auf die Frage „Woher kommst du wirklich?“ identisch antworten.
In jungen Jahren machte ich schlechte Erfahrungen mit Polizisten, während Josh einer der ersten Polizisten mit türkischem Hintergrund wurde. Ich wuchs mit Gangsterrap auf, er mit Queen und Deutschrock, und ließ sich sogar einen Liedtitel der Ärzte auf seiner Brust tätowieren. Eine Gemeinsamkeit von uns ist das Unternehmertum, da wir beide Gründer von Tech-Unternehmen sind.
Was verbindet und was trennt uns noch? In Episode 12 starteten Josh und ich das Gespräch über unsere Migrationsgeschichte und Herkunft. Im Verlauf entdeckten wir auf einer tieferen Ebene weitere aufschlussreiche Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Josh gründete „Mitfahrzentrale.de“, ein Service, den ich früher intensiv nutzte – wie wahrscheinlich viele von uns. In dieser Episode sprechen wir darüber, warum er den Polizeidienst verließ, um ein Internetunternehmen zu gründen, sowie über seine Erfahrungen mit weiteren später gegründeten Startups.
Unser Gespräch erstreckt sich auch auf die Geschichten unserer Eltern, unser unterschiedliches Aufwachsen als zweite Generation und wie wir mit der Frage „Woher kommst du wirklich?“ umgehen.
Besonders bewegend ist unsere Auseinandersetzung mit dem rassistischen Brandanschlag in Solingen, bei dem fünf Frauen und Mädchen ermordet wurden. Josh wuchs in der Nähe auf, kannte die Familie Genc persönlich und hatte später als Polizist Kontakt zu Mevlüde Genç, die bei dem Anschlag Teile ihrer Familie verlor.
Was hat uns stärker geprägt: die türkische Kultur unserer Eltern oder das Aufwachsen in Bayern bzw. Düren? Empfinden wir beim Hören türkischer Musik dasselbe?
Wir reflektieren über den zunehmenden Rassismus und Rechtspopulismus in Deutschland und unsere Haltung gegenüber der Gefahr, die von rechten Parteien wie der AfD ausgeht.
Außerdem sprechen wir über die Sprachlosigkeit unserer Eltern, eine Folge der Migration und der damit verbundenen Traumata, die es ihnen erschwert, ihre Erlebnisse sprachlich zu verarbeiten.
Show Notes:
Mit einer beeindruckenden Laufbahn von über 24 Jahren als Unternehmer in der Digitalbranche hat Coskun sich weit über seine anfänglichen Tage hinaus entwickelt, als er in den frühen 90ern einer der ersten Polizisten mit türkischem Hintergrund in Deutschland war. Als visionärer Gründer von Mitfahrzentrale.de und Veranstalter der weltweit ersten Döner Messe, hat Coskun eine beeindruckende Reihe erfolgreicher Unternehmungen ins Leben gerufen. Sein neuestes Projekt, KiVVON Media GmbH, zielt darauf ab, das Modell der Einmalzahlung anstelle eines Abonnements für Medieninhalte zu etablieren.
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Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald